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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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und stattdessen etwas Logischeres von mir geben.
    »Oh Grace«, seufzte Sam und strich mir übers Kinn, aber sein Mitleid schien weit weg.
    Cole, am Telefon, sagte mit einer Stimme, die ich noch nie bei ihm gehört hatte: »Tja, daran können wir jetzt wohl kaum noch was ändern, oder?«

KAPITEL 33
SAM
    In dieser Nacht war es Grace, die nicht schlafen konnte. Ich fühlte mich wie eine leere Tasse auf einem Meer aus Schlaf, die hüpfend und kippelnd immer wieder Tropfen von Schlummer aufnahm; es war nur eine Frage der Zeit, bis ich mich genug damit gefüllt hatte, um ganz nach unten zu sinken.
    Mein Zimmer war dunkel mit Ausnahme der Lichterkette an der Decke, winzige Sternbilder an einem klaustrophobisch engen Himmel. Die ganze Zeit wollte ich den Stecker ziehen und uns in Dunkelheit hüllen, aber die Erschöpfung flüsterte mir ins Ohr und lenkte mich ab. Ich begriff nicht, wie ich jetzt so müde sein konnte, nachdem ich doch in der vorigen Nacht endlich geschlafen hatte. Es war, als hätte mein Körper, jetzt da ich Grace zurückhatte, wieder Geschmack am Schlafen gefunden und könnte nun gar nicht genug davon kriegen.
    Grace saß neben mir, den Rücken an die Wand gelehnt, die Beine unter einem Gewirr von Decken, und strich mir mit der flachen Hand über die Brust, auf und ab, was auch nicht gerade dazu beitrug, dass ich wach blieb.
    »Hey«, murmelte ich und streckte die Hand nach ihr aus. Meine Fingerspitzen streiften gerade so ihre Schulter. »Komm doch her und schlaf ein bisschen«
    Sie legte ihre Finger auf meinen Mund; ihr Gesicht wirkte versonnen und gar nicht wie ihr eigenes, eine Grace-Maske, die ein anderes Mädchen in diesem schummrigen Licht aufgesetzt hatte. »Ich muss die ganze Zeit nachdenken.« Dieses Gefühl war mir vertraut genug, dass ich mich auf die Ellbogen hochstemmte; ihre Finger glitten von meinen Lippen und zurück auf meine Brust.
    »Du solltest dich hinlegen«, sagte ich. »Das hilft bestimmt.«
    Grace’ Blick war traurig und unsicher; sie war wie ein kleines Mädchen. Ich setzte mich ganz auf und zog sie an mich. Zusammen lehnten wir am Kopfteil des Betts, ihre Wange auf meiner Brust, dort wo zuvor ihre Hand gelegen hatte. Sie roch nach meinem Shampoo.
    »Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken«, flüsterte Grace, mutiger jetzt, da wir uns nicht ansahen. »Und dann muss ich immer daran denken, dass ich jetzt eigentlich zu Hause sein sollte, aber, Sam, ich will nicht zurück.«
    Ich war mir nicht sicher, was ich dazu sagen sollte. Natürlich wollte ich auch nicht, dass sie zurückging, aber mir war genauso klar, dass sie eigentlich nicht hier sein sollte. Wenn sie ein Mensch gewesen wäre, geheilt, hätte ich vorgeschlagen, dass wir zusammen zu ihren Eltern gehen und mit ihnen reden könnten. Irgendwie hätten wir es schon geschafft, irgendwie hätten wir ihnen verständlich gemacht, dass wir es ernst miteinander meinten, und dann hätte ich eine Weile ohne sie in meinem Bett leben können, bis sie irgendwann offiziell bei mir einzog. Es wäre schrecklich gewesen, aber ich hätte es ertragen. Ich hatte ihr mal gesagt, dass ich mit ihr alles richtig machen wollte, und daran hatte sich nichts geändert.
    Aber jetzt gab es einfach kein Richtig. Jetzt war Grace ein Mädchen und gleichzeitig ein Wolf, und solange sie sagte, dass sie nicht zurückwollte, und solange ich mir nicht sicher war, wie ihre Eltern reagieren würden, wollte ich sie bei mir haben. Eines Tages, bald, würden wir bitter für diese gestohlenen Augenblicke miteinander bezahlen müssen und trotzdem fand ich es nicht falsch von uns, dass wir sie uns nahmen. Ich fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar, bis ich ein winziges Knötchen erreichte und sie wieder herausziehen und von vorn anfangen musste. »Ich werde dich bestimmt nicht dazu zwingen.« 
    »Aber irgendwann müssen wir eine Lösung finden«, sagte Grace. »Ich wünschte, ich wäre schon achtzehn. Ich wünschte, ich wäre schon vor Ewigkeiten ausgezogen. Ich wünschte, wir wären schon verheiratet. Ich wünschte, ich müsste mir keine Lügen ausdenken müssen.«
    Zumindest war ich offenbar nicht der Einzige, der glaubte, dass ihre Eltern mit der Wahrheit nicht gut zurechtkommen würden. »Aber das Problem ist morgen auch noch da«, erklärte ich entschlossen. »Heute Nacht können wir es sowieso nicht mehr lösen.« Nachdem ich es ausgesprochen hatte, erkannte ich darin – welche Ironie des Schicksals – Grace’ eigenes Argument, mit dem sie mich schon so oft

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