In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
wurden. Sie waren aber nach wie vor nachweisbar.«
»Blut lässt sich mit kaltem Wasser kaum rauskriegen. Waschen Sie heiß oder kalt?«
»Sowohl als auch. Bei Hitze gerinnen die Flecken, deshalb musste ich auch mit Kaltwäsche testen. Wenn die Flecken auch mit bloßem Auge nicht zu sehen sind, unter Luminol scheinen sie auf. Ich habe vor, das Ganze mit Sperma zu wiederholen.«
Anya fragte nicht, woher das Sperma stammen sollte. Wahrscheinlich vom leidgeprüften Freund der Doktorandin oder einem der übrigen Studenten. Forschungsgelder waren nun einmal knapp bemessen.
Anya versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Wenn das stimmte, so brauchten Verdächtige zu ihrer Verteidigung einfach nur zu behaupten, sie hätten ihre Kleidung in einer Gemeinschaftswaschküche gereinigt. Die Auswirkungen waren ungeheuerlich. »Ist die Arbeit bereits veröffentlicht?«
»Nein«, sagte sie, »ich arbeite noch an der Schlussfolgerung zu Teil eins mit dem Blutnachweis.«
Jean Le Beau kam mit einigen Dokumenten zurück. »’aben Sie etwas dagegen, wenn Dr. Crichton sich den Entwurf kurz ansieht? Isch’abe ein paar Anmerkungen dazugeschrieben.«
Shelly schüttelte den Kopf. »Ich fände es toll, wenn das jetzt schon in einer Ermittlung zum Einsatz kommt.«
Anya dankte beiden und kehrte ins Erdgeschoss zurück. Sie konnte an nichts anderes denken als an die DNA auf den T-Shirts von Geoff Willard. Der Wäschehaufen, den Desiree sortiert hatte, war für zwei Personen eigentlich viel zu groß. Wenn sie die Maschine in Lillian Willards Haushalt benutzte, dann war anzunehmen, dass sie auch einen Teil von deren Wäsche erledigte.
Draußen rief sie Hayden Richards an. Der Anruf wurde auf die Mailbox umgeleitet.
»Hayden, ruf mich bitte an. Es ist dringend. Geoffrey Willard ist womöglich unschuldig. Du solltest dir seinen Cousin Nick und Desirees Mann, Luke Platt, vornehmen, bevor noch mehr Beweise weggewaschen werden.«
43
»Was bilden Sie sich eigentlich ein?« Meira Sorrenti spie ihr die Worte förmlich entgegen.
Anya steckte den Schlüssel in die Haustür, runzelte die Stirn und sah sich nach einer Mutter mit einem Kleinkind um, die Hand in Hand dahertrotteten. »Wir besprechen das besser drinnen. Ich arbeite nicht nur hier, ich wohne hier auch.« Das kleine Mädchen hatte, bis Sorrentis Wutanfall es abgelenkt hatte, versucht, nicht auf die Fugen im Bürgersteig zu treten.
Die Ermittlerin stellte sich so nah wie möglich vor Anya und sprach durch aufeinandergebissene Zähne. Alles an ihr sollte einschüchternd wirken. Bislang durchaus mit Erfolg.
»Halten Sie sich gefälligst aus meiner Ermittlung raus, sonst verklage ich Sie wegen Behinderung der Justiz.«
Sorrenti hatte offensichtlich keine Ahnung, wie lächerlich das war. Anya ballte die Fäuste und entschied, es sei das Beste, die andere Frau sich erst einmal austoben zu lassen, bevor sie ihr mit Logik beikam. Mutter und Kind beeilten sich, die Straße zu überqueren, und machten sich rasch davon. Sorrenti bekam davon augenscheinlich nicht das Geringste mit.
»Richards hat die Überwachung von Nick Hudson angeordnet. Was soll dieser Schwachsinn? Meine Jungs vergeuden ihre Zeit, obwohl der Kerl, der Liz Dorman vergewaltigt und ermordet hat, längst geschnappt ist.«
Sie ging auf dem Bürgersteig auf und ab, die Hände in den Taschen ihrer Hose vergraben. »Haben Sie irgendeinen Schimmer, wie viel Geld von meinem Budget für diesen Scheiß draufgegangen ist? Was haben Sie eigentlich vor? Wollen Sie, dass ich gefeuert werde, damit Richards die Stelle wiederkriegt?«
»Ich habe vor, Sie vor einem schweren Fehler zu bewahren.« Augenblicklich bereute Anya ihre Wortwahl.
»Spaßig, von hier aus sieht es nämlich danach aus, als würden Sie alles dransetzen, mich zur Idiotin zu machen.«
Sie kam wieder näher. Anya beschloss, auf der Schwelle stehen zu bleiben, um wenigstens den minimalen Grö ßenvorteil auszunutzen.
»Es geht hier darum, die Wahrheit aufzudecken. Und wenn Sie mit den Beweisen, die Sie gegen Geoff Willard in der Hand haben, vor Gericht gehen, dann werden Sie nur erreichen, dass er freigesprochen wird. Wollen Sie das?«
»Kommen Sie mir nicht so. Ich will den Scheißer festnageln. Ich habe gesehen, was er mit dieser Frau gemacht hat. Und wir haben den genetischen Beweis, dass er am Tatort war. Basta.«
Anya winkte »Frau Spitzeltratsch« zu, wie Ben die Nachbarin nannte, die rein zufällig gerade nach draußen gekommen war, um in ihren Briefkasten
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