In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
Fischen.«
Anya dachte an Braunauge und die groteske Katze in Angriffshaltung, die auf Liz Dormans Kaminsims gestanden hatte. »Katzen und Hunde auch?«
»Ich hab ein bisschen rumgeschnüffelt: Die Dorman hat ihre Katze von einer Firma ausstopfen lassen, für die Luke Platt gearbeitet hat.«
Der Wind frischte auf und wirbelte vor ihnen eine Staubwolke in die Höhe. Beide wandten den Kopf ab, um nichts in die Augen zu bekommen. Irgendwo ging der Diebstahlalarm eines Autos los, und niemand kümmerte sich groß darum.
»Und wie steht’s mit seiner Haut?«
»Daran hab ich auch schon gedacht. Er hat wegen Betrug und Bagatelldiebstählen gesessen. Laut seiner Akte ist die rechte Hand mit einem Hundekopf tätowiert. Und das heißt ja wohl, dass er nicht in Frage kommt. Außerdem arbeitet er sich oft die ganze Küste rauf und wieder runter, und das Überwachungsteam hat ihn mit Hudson zusammen gesehen, und die sagen, er ist ziemlich stark gebräunt. Seine Kreditkartenabrechnung beweist, dass er in der Nacht des Dorman-Mordes beruflich unterwegs war. Er hat die Nacht in einem Motel an der Südküste verbracht. Allmählich habe ich den Verdacht, dass die Augenzeugenaussagen nicht verlässlich sind.«
»Das muss nicht sein«, widersprach Anya. Ihrer Erfahrung nach waren Vergewaltigungsopfer außerordentlich aufnahmefähig und achtsam, sobald sich ihnen nur die geringste Möglichkeit dazu bot. Es musste eine logische Erklärung für das geben, was diese Frauen gesehen hatten.
Sie gingen um eine ausgemergelte Frau im Rollstuhl herum. Sie saß mit geschlossenen Augen in der Sonne. Einen Moment lang überlegte Anya, ob sie nach dem Puls fühlen sollte, doch dann sah sie, wie sich einer der Füße bewegte. Der Wind frischte weiter auf, und eine Bö wirbelte mehr Staub auf. Sie warteten, bis er sich wieder gelegt hatte.
Hayden fuhr fort: »Für mich hängt Nick Hudson nach wie vor in dem Dorman-Mord mit drin, wenn nicht sogar in den Vergewaltigungen. Als Leonie Turnbull, diese Praktikumsärztin, ermordet wurde, da war er zu Besuch bei einem Freund im Norden, nicht weit weg von dort, wo sie ums Leben kam.«
»Und was ist mit der Präparatorenspur?«
»Vielleicht hat sein Freund Platt ein großes Maul? Vielleicht hat Nick irgendwann gegen Bares in dem Laden ausgeholfen. Es gibt keinen Steuerbescheid, dass er je gearbeitet hätte. Herrgott, irgendwas übersehen wir hier.«
»Wer hat Geoffrey Willard den Liebesbrief mit Melanies Foto geschickt? Dafür hast du noch keine Erklärung geliefert.«
Hayden zuckte die Schultern und versenkte die Hände in den Hosentaschen. Stand man ein paar Schritt weit hinter ihm, so sah es aus, als läge sein Rücken in einer Ebene mit der Wirbelsäule. »Ich weiß. Da ist vieles, was ich nicht erklären kann.«
»Habt ihr bei der Hausdurchsuchung bei den Willards eigentlich ein Päckchen Kondome gefunden?«
»Die werden gewöhnlich nicht beschlagnahmt. Wir interessieren uns eher für die benutzten. Warum fragst du?«
Bei einer freien Bank blieb Anya stehen. Sie setzten sich und warteten, bis ein Grüppchen Krankenschwestern vorbeigeeilt war.
»Heute früh habe ich mit dem Labor telefoniert und mich nach den Abstrichen aller unserer Vergewaltigungsopfer erkundigt. Das Labor konnte das Gleitmittel identifizieren. Wenn ihr im Haus dieselbe Marke sicherstellt, dann hättet ihr einen ganz guten Ansatzpunkt.«
Hayden starrte auf seine Schuhe. »Jetzt mal langsam, nimmt dieser Kerl sich die Zeit, während einer Vergewaltigung extra Gleitmittel aufzutragen?«
»Entschuldige, das hätte ich erklären sollen. Praktisch jedes Kondom, das hierzulande verkauft wird, ist mit einem Gleitmittel versehen. Die Hersteller tragen es auf, um zu verhindern, dass das Latex aneinanderklebt. Außerdem verhindert es den Zerfall, wenn auch nicht auf Dauer. Deshalb haben die Packungen ein Verfallsdatum. Die Marke, die das Labor anhand des Gleitmittels herausgefunden hat, heißt Fluidity.«
»Na gut, dann wollen wir mal auf Kondomjagd gehen.«
Die beiden standen auf und machten sich auf den Weg zurück zum Zentrum.
»Weshalb die Stirnfalten, Doc? Du siehst immer noch nicht glücklich aus.«
Anya begriff nicht, weshalb sie nur auf drei Frauen gestoßen waren, die auf dieselbe Art vergewaltigt worden waren. Ein derartiger Serientäter beging in der Regel wesentlich mehr Delikte. Wobei natürlich denkbar war, dass er es getan hatte, die Opfer sich aber nicht gemeldet hatten.
»Ich habe bei den übrigen Zentren für
Weitere Kostenlose Bücher