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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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unterzubringen, aber ausreichend für die Büroarbeit. Außerdem hielt sich ohnehin niemand gern freiwillig hier auf, so dass Anya sich mit minimaler Ablenkung der nicht enden wollenden Flut bürokratischer Aufgaben widmen konnte.
    »Ich hoffe, ihr leidet nicht an Platzangst«, meinte sie, nur halb im Scherz.
    »Alles nicht so wild. Ich kenn das. In so einem Zimmer habe ich meine Dissertation geschrieben, zusammen mit drei anderen Doktoranden.«
    Quentin zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl. Anya ging einen zweiten holen, den sie neben den ihren stellen musste, damit überhaupt noch genügend Platz blieb, um die Tür zuzumachen. Der Schreibtisch war nur ein schmales Regalbrett, gerade breit genug für PC-Monitor und Tastatur. Nicht besonders ergonomisch, aber man musste sich eben mit dem behelfen, was man hatte. Niemand hätte sich einen Gefallen damit getan, sich zu beschweren oder gar Forderungen zu stellen. Der Betriebsmittelzuschuss war dürftig genug.
    »Das ist einer der wenigen Räume, wo wir unter uns sind. Die Untersuchungszimmer müssen frei bleiben, falls jemand kommen sollte.« Sie nahm Platz und schlug die Beine übereinander. »Wie kann ich helfen?«
    Quentin räusperte sich. »Die Polizei scheint sich auf einen einzigen Täter einzuschießen, ich hege allerdings die Befürchtung, dass es sich bei diesem Mord um das Werk eines anderen Täters handeln könnte.«
    Er holte eine Mappe aus dem Aktenkoffer und legte sie Anya vor. Darin befanden sich Fotos von Liz Dormans Leiche, die am Tatort aufgenommen, und solche, die bei der Autopsie gemacht worden waren. Als die nackte Haut vom Blut gereinigt war, zeigte sich erst die wahre Anzahl der Messerstiche. Anya überflog den Autopsiebericht, in dem achtundvierzig Einstiche beschrieben waren. Einige hatten Organe verletzt, andere waren nur oberflächlich. Einige wenige Wunden an den Schultern und Oberarmen waren ihr erst nach dem Tod beigebracht worden.
    »Das ist interessant. Neben einer Vielzahl an tiefen Einstichen gibt es auch einige rein oberflächliche. Allem Anschein nach wurden sie postmortal zugefügt, was darauf schließen lässt, dass der Mörder experimentiert hat, quasi austesten wollte, welchen Schaden er mit dem Messer anrichten kann.«
    Quentin hörte ihr mit der gespannten Aufmerksamkeit eines Schülers zu, der von einem Meister unterrichtet wird. Anya war nicht ganz sicher, ob das nicht zu viel der Ehre war. Vielleicht machte ihn das zu einem so guten Menschenkenner. Er konnte so gut zuhören, dass er sein Gegenüber dazu verleitete, einfach draufloszuplappern und alles zu offenbaren, was er wissen musste, um sein Urteil zu fällen.
    Anya fuhr fort. »Die Verteilung und die hohe Zahl der Stichwunden sind typisch für ein Verbrechen aus dem sexuellen Bereich. Ein eifersüchtiger Liebhaber etwa, ein Expartner. Manchmal sieht man so etwas auch bei Morden unter Homosexuellen. Um auf Brust und Hals einzustechen braucht es ziemlich viel Wut und Vorsatz. Der Täter hat nicht willkürlich drauflosgestochen, jeder Stich ist gezielt gesetzt.«
    Quentin nickte. »Der Delinquent war also von Hass und Zorn erfüllt. Unter Umständen haben wir es demnach mit einem Verbrechen aus Leidenschaft zu tun.«
    »Was hieße, dass Liz Dorman ihren Mörder wahrscheinlich kannte«, folgerte Hayden. »Wie Frau Doktor ja bereits anmerkte. Was ist mit der Rückenwunde, die sie als erste abbekommen haben dürfte? Da waren Blutspritzer im Flur.«
    »Gut möglich, dass das die erste Verletzung war, aber auch die ging nicht sehr tief und hat keine Arterie verletzt. Schmerzhaft, aber keinesfalls tödlich. Es kann gut sein, dass das Blut im Verlauf des Kampfes oder der versuchten Flucht an die Wände gespritzt ist. Es könnte aber auch passiert sein, als das Messer aus dem Rücken gezogen wurde.«
    Anya betrachtete sich sicherheitshalber noch einmal die Fotos. »Nicht eine einzige Wunde in Unterleib oder Beinen.«
    Quentin blinzelte kaum. »Wäre es möglich, dass die prämortalen Stichwunden von einem zornigen Täter stammen, die versuchsweisen Einstiche dagegen, die ihr erst nach dem Tod beigebracht wurden, von einem zweiten? Einem ruhigeren?«
    »Möglich wäre es. Der Blässe nach muss sie mindestens einige Stunden tot gewesen sein, als der Lebensgefährte sie fand.« Sie suchte ein Foto vom Tatort heraus. »Wie man sieht, starb sie flach auf dem Rücken liegend, denn das Blut hat sich durch die Schwerkraft gesetzt. Daher

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