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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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nur tun, wenn Sie mir Ihr Einverständnis dazu geben, wobei Sie wissen müssen, dass Sie nicht sofort entscheiden brauchen, ob diese Beweise der Polizei für ein Ermittlungsverfahren übergeben werden oder nicht.«
    »Ich weiß nicht. Ich kann gar nicht klar denken.« Louise weinte.
    Anya sah zu Mary hin. Diese Frau brauchte etwas Zeit, aber je schneller sie untersucht wurde, desto besser standen die Aussichten, beweiskräftige Spuren zu finden.
    »Auf eines möchte ich Sie hinweisen: Wenn wir forensische Beweise sammeln, die dazu beitragen können, diesen Mann aufzufinden und zu verurteilen, dann müssen wir es jetzt tun, bevor ein Teil dieser Beweise verschwindet. Und auch bevor Sie etwas trinken.«
    »Ich will nur einen Schluck Wasser. Mein Mund ist so trocken.«
    »Das kommt nicht zuletzt daher, dass Ihr Körper jetzt auf Überleben geschaltet hat, und von dem Schock, den das Ganze ausgelöst hat.« Ganz sachte berührte Anya Louise am Ellenbogen, vorsichtig darauf bedacht, ihre Privatsphäre nicht zu verletzen. »Wenn dieser Mann Sie in die Lippe gebissen hat, Sie zu oralem Sex gezwungen hat oder Sie gar geküsst hat, dann kann es sein, dass sich in Ihrem Mund entscheidendes Beweismaterial befindet.« Sie neigte den Kopf und sprach leiser. »Hat er eines davon getan?«
    Louise schloss die Augen, und die Tränen rannen über ihr Gesicht. »Alles hat er getan.« Erschreckt stand sie auf und betrachtete den roten Fleck auf dem blauen Tuch. »O Gott, ich blute.«
    »Wann hatten Sie Ihre letzte Periode?« Anya fing an, sich Notizen zu machen.
    »Als wir in den Blue Mountains waren, vor ein paar Wochen.« Louise Richardsons Gesicht wurde bleich. »Gott, ich verhüte nicht. Wir wollten schwanger werden.«
    Während der ersten beiden Wochen des Zyklus hielt Sperma sich länger in der Scheide, was die Gefahr einer Schwangerschaft erhöhte. In die Behandlungsspalte trug Anya die »Pille danach« ein.
    »Wir können Ihnen etwas geben, was das Risiko minimiert. Wissen Sie, ob er ein Kondom benutzt hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht gesehen, was er getan hat, ich habe nur die Schmerzen gespürt. Wie ist das möglich, dass ich es nicht weiß?«
    Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Frau nicht wusste, was ihr Peiniger getan hatte. Während des Kampfes ums Überleben blieben ihr wenig bis gar keine Chancen zu sehen, was der Vergewaltiger tat oder ob er ein Kondom benutzte. Die Intelligenteren benutzten ein Kondom und nahmen es anschließend mit.
    »Auch das ist nicht ungewöhnlich«, beruhigte Anya. »Es wäre jetzt wichtig, dass ich mir ansehe, woher die Blutung kommt und wie schwer sie ist, natürlich nur, wenn Sie es mir erlauben.«
    Louise trocknete sich mit einem Papiertuch vom Couchtisch die Augen und fing zu berichten an – ohne dabei eine der beiden Frauen im Raum direkt anzusprechen. »Tim war in Berrima. Er ist Kunstsachverständiger bei Christie’s und bekam einen Anruf wegen eines Whitely-Selbstportraits, eines von denen, bei denen er die eigenen Haare verwendet hat. Tim war so aufgeregt, er wollte unbedingt gleich heute Morgen mit dem Eigentümer frühstücken … deswegen war er über Nacht fort.
    Ich wollte gerade zusperren, da kam noch eine Familie mit einem Rezept. Die Kleine hatte Schmerzen wegen einer Ohrenentzündung und brauchte ein Antibiotikum. Normalerweise machen ich und die Apothekenhelferin gemeinsam Schluss, aber ich fand es unnötig, sie dableiben zu lassen. Sie hat Kinder, die auf sie warten.«
    Mary nickte mitfühlend. Sie war die beste Therapeutin für sexuelle Übergriffe, die Anya je kennen gelernt hatte, und wusste immer hundertprozentig, wann sie sprechen und wann sie zuhören musste.
    »Ich parke immer auf dem freien Gelände gegenüber vom Krankenhaus. Ich wollte gerade einsteigen, da hat er mich von hinten gepackt.«
    Anya warf einen kurzen Blick auf die Blutergüsse an Louises Fingerknöcheln – Beleg dafür, dass sie sich gewehrt und eventuell Spuren der DNA des Vergewaltigers zurückbehalten hatte.
    Eine langgezogene Quetschung reichte von ihrem linken Auge bis zur Wange. Auf dieser Gesichtshälfte waren beide Lippen geschwollen und schwärzlich blau. In einer geraden Linie zog sich eine Blutspur von der Jugularvene zum Nacken hinab, wo sie sich verlor.
    Sie strich sich das braune Haar hinter das Ohr. »Er hat gesagt, er hat ein Messer und schneidet mir die Kehle durch, wenn ich nicht tue, was er will.«
    Louise hielt inne, atmete durch die Nase tief ein und starrte zur

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