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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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dass es die Wahrheit war. Ich fühlte mich so schrecklich hilflos. Die Erleichterung darüber, dass Malik dieses Mal nicht seine Finger im Spiel hatte, wurde davon getrübt. Der kleine Wurm würde sterben, wenn er nicht schon längst tot war. Und allein diese Tatsache brach mir auf eine Weise das Herz, die so wehtat, dass ich zu heulen begann wie ein Schlosshund.

„Tut mir leid“, schniefte ich beschämt und wischte mir mit dem rechten Unterarm grob über die Augen. Anstatt etwas zu sagen küsste Brian mich einfach. Es war mehr ein freundschaftliches Bussi als ein hocherotischer Kuss, doch der Augenblick genügte, um Annie zu schocken, die leicht schwankend in der Tür stand und sich einen Kühlakku an die Schläfe drückte. Sie sagte kein Wort, aber ihre Blicke sprachen Bände.
„Na los … willst du nicht irgendeine abwertende Bemerkung machen?“, platzte ich heraus. Ehe ich mich versah, schleuderte ich Annie meine ganze unterdrückte Wut entgegen. Selbst wenn ich gewollt hätte, es wäre nicht mehr aufzuhalten gewesen. Ich brüllte Annie an, wie ich nie zuvor jemanden angebrüllt hatte. Die ganze Ungerechtigkeit, die Hoffnungslosigkeit, sie brachen einfach aus mir heraus. Wieder begann ich zu heulen und man verstand mich kaum noch, weil ich die Hälfte der Sätze verschluckte. Ich schob Brian mehrmals energisch von mir, womit er meine Wut nur noch mehr steigerte. Je kleiner Annie im Türrahmen wurde, je ungläubiger ihr verdammter Blick, desto mehr steigerte ich mich hinein. Und schließlich, ohne es jemals gewollt zu haben, schrie ich die Worte, die ich nie wieder über die Lippen bringen, geschweige denn daran denken wollte.
„Damian Malik hat mich vergewaltigt!“
Charles tauchte urplötzlich hinter Annie auf, eine fast tödliche Wut in den Augen. Sein jähes Erscheinen brachte mich so schnell aus der Fassung, dass ich stumm wurde wie ein Fisch. Ich sah von ihm, zu Annie und wieder zurück.
„Er hat dich angefasst?“ Charles´ Stimme wurde so unnormal tief, dass Annie von ihm Weg ins Zimmer stolperte. Von dem Schock, der ihn vorhin praktisch gelähmt hatte, war nichts mehr zu sehen. Charles bäumte sich zu einer Größe auf, die ich ihm nicht zugetraut hätte. Er ballte die Fäuste. „Weiß Bonny davon?“
Ich schüttelte völlig perplex den Kopf. „Wirst du es ihr sagen?“ Wieder schüttelte ich den Kopf. Brian nutzte die Gelegenheit und schlang seine Arme fest um meinen Oberkörper. Ein tiefes Grollen vibrierte in seiner Brust.
„Das ist unsere Angelegenheit.“ Charles erbleichte als er Brian ansah und schrumpfte ein wenig. „Ich bin Anwalt! Und so sehr ich ihren Edelmut bewundere, Selbstjustiz ist keine Lösung!“
Wieder knurrte Brian, drückte mich fester an sich. „Er wird einen Prozess bekommen.“ Charles lachte, nur leicht und ein bisschen sehr eingeschüchtert, aber er lachte. „Mein Junge, ich bezweifele, dass es dabei fair zur Sache gehen wird …“
Er hob seine Hand, um Brian, der jetzt knurrte, anzudeuten, dass er noch nicht fertig war. „Auch wenn ich diesem Hundesohn liebend gern persönlich die Eier ausreißen würde … es ist gegen das Gesetz!“
„Wir haben unsere eigenen Gesetze!“ Brians Stimme brummte wie bei einem Bär und so wie er sich gerade versteifte, kämpfte er angestrengt mit seiner Selbstbeherrschung. „Wir machen ihm den Prozess.“
„Aber das könnt ihr nicht!“, stieß Annie hervor, die ich ganz vergessen hatte. Wir alle sahen sie an und sie wurde rot wie eine Tomate. „Das … das könnt ihr nicht machen! Charles hat recht! Damian verdient einen fairen Prozess!“
Brian schob mich von sich und trat ganz lässig auf Annie zu, die, wie Charles zuvor, unter seinem vernichtenden Blick ganz klein wurde.
„Er verdient es!“, piepste sie ängstlich.
„Das einzige, was er verdient, ist ein langsamer, qualvoller Tod und dafür werde ich höchstpersönlich sorgen.“
„Aber der Prozess …“
Fast sah es so aus, als wolle sie sich untergeben vor Brian auf den Boden werfen.
„Seien Sie doch vernünftig!“, kam es nun von Charles, der mit leicht geschwollener Brust in der Tür stand. Seine Unterlippe bebte jedoch und er blinzelte nervös. „Einen Mord zu begehen, um Verrys Ehre wiederherzustellen, das ist … wie wollen sie den Rest ihres Lebens damit fertig werden? Jemanden zu töten, das ist nicht nur ein Verstoß gegen die Gebote, es ist … es ist als würde man seine Seele aufgeben.“
„Ich weiß wie es sich anfühlt“, meinte Brian schlicht.

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