In deiner Hand
gerade so hervor. „Er ist ein Blutsauger!“
Annie sah mich an, als sei ich übergeschnappt. Brian ignorierte meinen Protest und schob mich durch die unzähligen Flure, die denen des Vampirquartiers erschreckend ähnelten. „Warum ist er hier?“, sprühte ich Gift und Galle. Keiner dieser Bekloppten sollte meiner Mum jemals wieder zu Nahe kommen! Ich würde Jenks den Hals umdrehen, wenn er Mum anfasste! Ein Schrei hallte vom anderen Ende des Ganges her. Mir wurde sofort klar, dass es Mum war, die sich gerade die Seele aus dem Leib brüllte. Mir wurde schlecht. Schwindel packte mich. Der Gang schien schmaler zu werden, hielt mich jedoch nicht davon ab, wie ein Berserker hindurch zu rennen. Jenks überholte mich. Ich überbrückte die viel zu große Entfernung in Windeseile, stieß Jenks zur Seite, der gerade vor einer offen stehenden Tür anhielt und stürzte in den Raum, aus dem die qualvollen Schreie kamen.
Da lag sie! Auf dem Bett! Und krümmte sich vor Schmerzen.
„MUM!“, stieß ich entsetzt hervor, schob den Arzt zur Seite, der sie zu fixieren versuchte und ergriff ihre blassblaue Hand. „MUM! Ich bin hier! Ich bin hier!“, rief ich über ihre Schreie hinweg. Sie sah entsetzlich aus! Tränen schossen mir in die Augen, als sie verstummte und mich mit blutunterlaufenen Augen ansah. Jede noch so kleine Ader in ihrem Glaskörper war geplatzt.
„Liebling!“, flüsterte sie rau. Schluchzend warf ich mich aufs Bett und nahm sie in die Arme. „Liebl…“ Sie schlang ihre Arme in einem erneuten Anfall so fest um mich, dass ich eine meiner Rippen brechen spürte. Doch ich ließ sie nicht los. Was auch immer es war, ich würde niemals von ihrer Seite weichen. Niemals!
„Oh Gooooooott“, stöhnte sie laut. Sie stieß mich zurück, presste ihre Hände auf ihren Unterleib und schrie wie im Wahn. „Das Baby!“, rief ich. „Irgendetwas ist mit dem Baby!“ Ich sah mich hilfesuchend um, packte den nächstbesten Arzt, der gerade dabei war eine Infusion anzuhängen. „TUN SIE DOCH ETWAS!“, schnauzte ich. „Sehen Sie nicht, dass sie Schmerzen hat!“
Brian riss mich zurück, ehe ich auf den Arzt einprügeln konnte. Mum schrie wieder, diesmal so laut, dass es ein Stück meiner Seele mit dem Schrei erstarb. Ich fühlte es genau. „Oh Mein Gott! Jetzt macht doch irgendwer etwas!“, schluchzte ich und versuchte mich loszureißen. Jenks kam endlich herein und sofort verstummte Mum. Wimmernd und schluchzend lag sie da und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Irgendetwas in ihrem Blick war mir fremd. Etwas, das ich noch nie in ihren Augen gesehen hatte. Jenks näherte sich ihr vorsichtig, fast zögerlich. Er streckte den Arm aus und sie schlug ihn blitzschnell zur Seite. Dabei brach sie ihm drei Finger. Mehrere Leute schnappten nach Luft.
„Das ist nicht von Belang“, meinte Jenks nur und richtete seine Finger wieder. Annie neben mir gab ein leises Keuchen von sich und brach ohnmächtig zusammen.
„Dann hätten wir die Kleine schon mal aus dem Weg! Bringt sie nach draußen!“, forderte Jenks einen der Ärzte auf, der sich Annie auf die Arme hob und auf den Gang verschwand.
„Du nimmst mir mein Kind nicht“, keuchte Mum plötzlich und versuchte auf dem Bett vor Jenks wegzukriechen, der sich ihr wieder näherte. „Du nicht! Und die anderen auch nicht!“, schniefte sie. Sie presste die Zähne zusammen, verzog das Gesicht und rollte sich weinend auf dem Bett zusammen. Ein erneuter Schmerzanfall packte sie.
Es schockierte mich zutiefst ihr Blut zu riechen. Ich wusste nicht wieso, doch ich war davon überzeugt, dass der metallische Geruch nur von ihr herrührte. Und wenn Mum blutete, dann bedeutete das …
„NEIIIIN!“, schrie sie im selben Moment. Sie strampelte die Bettdecke zur Seite und presste ihre Handfläche zwischen ihre Beine. Das weiße Sommerkleid, das sie trug saugte sich rasend schnell mit ihrem Blut voll, ebenso das Bettlaken. Der Anblick versetzte mir einen Schlag in die Magengrube. Jenks versuchte Mum zurück in eine gerade Position zu ziehen. „Bitte, lassen Sie mich sehen!“, flehte er.
„Du nimmst mir mein Baby nicht!“, krächzte sie, riss ihre blutverschmierten Hände hoch und boxte in Jenks Richtung. Bei einem Treffer in seine Weichteile ging er kurz in die Knie. Je öfter sie auf ihn einschlug und nach ihm trat, je lauter und verzweifelter sie schrie, desto bewusster wurde mir, was hier gerade passierte. Mum verletzte einen Vampir!
Doch schlimmer noch, er war nicht der Erste! Die
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