In deiner Hand
Tod?“
„Oh nein.“ Brian grinste kurz und räusperte sich. „Onyx will gar nicht sterben. Er will nur ein wenig der Verantwortung entfliehen und sich zurückziehen. Du glaubst nicht wie erleichtert er war, als er von dir erfuhr.“
„Und was ist jetzt mit mir? Bin ich immer noch nur Eriks Fluch?“
„Ich denke schon.“
„Wie könnte man das ganz sicher herausfinden?“ Ich rutschte auf meinem Sitz vor und sah Brian an.
„Das ist leicht“, meinte er trocken. „Gib ihm fremdes Blut.“
„Nein. Das … das würde ihn vermutlich umbringen.“
„Vermutlich. Rausfinden wirst du es jedoch niemals. Es sei denn du hast etwas in der Richtung geplant.“
„Das nicht … nein. Ganz und gar nicht. Aber die Umstände haben sich doch nun sehr stark geändert. Ich … wenn ich mich nun niemals verwandele? Irgendwann sterbe ich, und Erik mit mir. Das scheint unabwendbar. Wenn es wirklich so ist, wie Onyx sagt, und nur alle tausend Jahre jemand wie ich geboren wird … dann herrscht vielleicht noch wie lange Frieden? Bei meiner körperlichen Verfassung vielleicht siebzig Jahre, plus minus zehn Jahre. “ Brian warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster.
„Mein Angebot steht noch immer“, meinte er ruhig. Ich saß auf dem sprichwörtlichen Schlauch und sah ihn nur fragend an.
„Ich biete dir mein Gift an.“
„Achso …“, nuschelte ich und begann hochkonzentriert meine Knie anzustarren.
„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“, wechselte Brian das Thema und klopfte an die herabsenkbarer Trennwand zwischen uns und dem Fahrer. Ich zuckte lustlos mit den Schultern. Irgendwo aus einem Lautsprecher drang die Stimme des Fahrers. „Sir?“
„Ich hab keinen Hunger.“
„Du musst etwas essen.“
Ich winkte ab, dennoch befahl Brian dem Fahrer zum nächstliegenden Restaurant zu fahren.
„Wann hast DU denn das letzte Mal etwas gegessen?“, wollte ich wissen und bemerkte das daraufhin folgende Blitzen in Brians Augen.
„Ich bin noch satt“, meinte er gedehnt.
„Von letzter Nacht?“, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
„Ich trinke nicht von den Frauen mit denen ich schlafe“, meinte er schlicht.
Er war also wirklich mit ihr in der Kiste gewesen! Mir wurde schlecht. „Sehen das alle so?“
Ich lenkte mich mit dem Gedanken an Malik ab, der schon sooft von mir getrunken hatte, während ich ihm einen runterholen musste.
Brian seufzte und beugte sich vor. „Es ist schlicht und ergreifend pervers!“
„Heißt das, du trinkst nicht während du mit ihr schläfst?“ Scheiß Neugier aber auch!
Ich war innerlich sowieso kurz davor zu explodieren. Wieso konnte ich meine Fresse auch nicht halten?
„Interessiert dich das wirklich?“
„Nein“, gab ich zu. „Ich glaube eigentlich möchte ich es lieber nicht wissen“, murmelte ich und nestelte am Saum meines Kleides herum. Eigentlich wollte ich jetzt auch viel lieber allein sein und nicht daran denken müssen, dass er tatsächlich diese dämliche Blondine gevögelt hatte.
Der Wagen kam zum Stehen, doch Brian stieg nicht aus. Stattdessen hörte ich vorn die Fahrertür aufgehen und wieder zuschlagen. Das Seitenfenster glitt herunter. Brian steckte den Kopf nach draußen und unterhielt sich kurz mit dem Chauffeur. Das Fenster schloss sich leise summend wieder.
Mit zusammengekniffenen Augen linste ich nach draußen und versuchte zu erkennen wo wir gerade waren. Es dauert sehr lange bis der Fahrer zurückkam und die sich senkende Trennwand mich aus der peinlichen Stille befreite. Brians Blick ruhte die ganze Zeit über auf mir und ich hatte kein einziges Mal gewagt den Kopf zu heben. Vermutlich hatte ich ihm gerade wieder wunderbar bewiesen, was für ein dummes Kind ich doch war. Da wollte ich die Bestätigung nicht auch noch in seinen Augen sehen. Das würde das Fass heute wirklich zum Überlaufen bringen.
Brian nahm drei verschlossene Styroporschachteln entgegen und stellte sie auf den Sitz neben sich. Keine zehn Minuten später hielt die Limousine erneut. Die Tür wurde vom Fahrer aufgehalten, den ich in der Dunkelheit nur als anzugtragende Gestalt ohne Gesicht ausmachen konnte. Er nickte mir zu als ich ausstieg und mich umdrehte, um das Essen von Brian entgegen zu nehmen, damit ich so schnell wie möglich Land gewinnen konnte. Zu meinem Entsetzen stieg Brian ebenfalls aus und schlug die Wagentür hinter sich zu. Zögernd blieb ich stehen.
„Eh … musst du nicht … zu Erik … oder so?“, stammelte ich.
Brian lächelte und nickte in Richtung Haus.
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