In deiner Hand
Buchrücken. Er hielt bei einem inne, genau wie beim letzten Mal. Ich musste unweigerlich daran denken, wie er daraus vorgelesen und ich mich in Grund und Boden geschämt hatte. Zu dem Zeitpunkt war noch alles okay gewesen, wenn man mal von Malik absah, der mich in seiner Hand hielt. An diesem Tag hatte mich Brian auch zum ersten Mal geküsst, fiel mir gerade wieder siedendheiß ein. Ausgerechnet jetzt drehte er sich zu mir um, während meine Wangen in Erinnerung daran glühten.
„Was ist?“, fragte er interessiert und kam langsam auf mich zu.
„Weißt du … weißt du noch … wie du mich geküsst hast?“, hauchte ich.
Er zog beide Augenbrauen hoch. „Vorhin?“
„Nein!“, stieß ich halblaut hervor und mein ganzes Gesicht glühte. „Zum ersten Mal. Im Garten.“
„Hmm … ja. Der Tag an dem Bonny mich schlug.“
„Ja.“ Ich fixierte meine Füße und dann seine mattschwarzen Schuhe. „Warum … warum bist du die Verbindung nicht eingegangen?“
„Weil ich davon überzeugt war, einem Irrtum zu unterliegen.“
„Einem Irrtum?“ Ich sah ihn fragend an, mit dem Rücken an den Türrahmen gelehnt. Brian sank auf den Rand meines Bettes und zerwühlte mit beiden Händen seine kurzen Haare. Er passte erstaunlich gut zu meiner Bettwäsche, musste ich feststellen.
„Du wurdest aufgeklärt. Dieser Fluch … verzeih … diese Verbindung tritt nur einmal in tausend Jahren auf.“ „Warum seid ihr euch da so sicher? Unsere Welt ist zwar fast vier Milliarden Jahre alt, aber so lange gibt es die Menschen doch noch gar nicht! Was macht euch so sicher, dass auf der ganzen Welt nur ein einziger Mensch dazu auserkoren wird? Das ist total unrealistisch! Es gibt so viele von uns. Die Chance, dass sehr viel mehr Flüche auf zwei Beinen umherwandeln, ist doch gewaltig!“ „Es gibt Dinge auf dieser Welt, Verry, die sich nicht so einfach erklären lassen.“
„Wie die Tatsache, dass Mum dir damals die Fresse poliert hat!“ Brian verzog verstimmt das Gesicht. „Es ist doch so. Ich wurde durch irgendeine blöde Lappalie an Erik gebunden, weil ich in der Lage gewesen war, ihn zu verwunden. Und Mum passierte dasselbe bei dir. Nur habt ihr diese Verbindung nie abgeschlossen. Warum warst oder bist du davon überzeugt, dass dich nicht genau derselbe Fluch getroffen hat? Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich habe von dir getrunken“, meinte er ruhig. „Und wie du siehst, lebe ich noch.“ Ich wurde weiß wie die Wand neben mir. „Wäre Bonny wirklich mein Fluch, würde ich jetzt nicht hier sitzen.“ Das leuchtete ein. Immer weitere Fragen formten sich in meinem Kopf.
"Das ist seltsam", murmelte ich und schwieg einen Moment.
„Und Onyx ist wirklich … wirklich schon so alt?“ Brian nickte nur und musterte mich aufmerksam. „Wer ist es? An wen wurde Onyx gebunden?“, stocherte ich weiter.
„Das weiß niemand.“
„Warum nicht?“ „Was glaubst du, wie einfach es wäre Onyx zu vernichten, wenn man die Person, an die er gebunden wurde, umbringt. Binnen weniger Tage wäre auch er tot. Deswegen hält er die Identität dieser Person geheim.“
„Das ist bei mir ja gewaltig in die Hose gegangen. Es wissen ziemlich viele, wer ich bin.“
„Ja.“
„Das ist schlecht. Wenn sie bereits vorhatten Onyx zu stürzen, der ja nun aus dem Weg ist, dann werden sie mit Erik ein leichtes Spiel haben.“
„Noch weiß die Öffentlichkeit nichts von Erik.“
„Abgesehen von den Idioten, die Taylor und mich kürzlich besucht haben.“ Die, die mich entführt hatten und garantiert ebenfalls von der Verbindung wussten, waren, bis auf Jenks, ja alle tot. Dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass es nirgendwo die noch so kleinste undichte Stelle geben sollte. Das zu glauben, fand ich sehr naiv.
„Onyx hat Vorkehrungen getroffen. Niemand wird davon erfahren bis er nicht das Gegenteil entscheidet.“
„Aha.“
Mir war die Lust am Frage-Antwort-Spiel vergangen. Unterdrückt gähnend kletterte ich neben Brian in mein Bett, der mich sofort an den Fußgelenken festhielt. „Du willst so ins Bett?“
„Lass mich doch. Is mein Bett“, protestierte ich schwach und robbte auf dem Bauch weiter in die Mitte. Die Füße ließ ich dann doch draußen baumeln. Wie ich so dalag und die Gedanken in meinem Kopf wie unzählige kleine Tornados durch meinen Kopf wirbelten, kam ich mir dann doch irgendwie sehr schmutzig vor. Wie lange trug ich das Kleid jetzt schon? Seit zwei Tagen? Demzufolge auch die Unterwäsche. Die Zähne hatte ich auch
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