In deiner Hand
mir runter. Ich vernahm einige unruhige Atemstöße. Hin und wieder verlagerte einer von ihnen das Gewicht und dabei knarzte Leder und Ketten klirrten leise. Niemand gab einen Ton von sich. Nicht sie, nicht ich und auch nicht der Typ auf mir, dessen lange Fusseln an meiner Wange vorbei zu Boden hingen. Wie ein zu Tode erschrockenes Reh war er erstarrt. Ich spürte seinen wilden Herzschlag an meinem Schulterblatt. Seine Hände waren längst nicht mehr so fest um meine Handgelenke geschlungen. Es bedurfte vermutlich keiner Mühe, mich zu befreien. Wäre da nur nicht diese kleine Horde Jäger direkt vor mir. Die würden mich, so wie sie mich ansahen, in der Luft zerreißen wie ein Stück Papier. Mithilfe ihrer riesigen Messer, oder der Dolche oder der anderen großen Knarren, die sie überall am Körper verteilt trugen. Von den verborgenen Sachen mal völlig abgesehen. Vor mir präsentierte sich ein tödliches Arsenal. Unvorstellbar, dass die Typen für einen Kampf gegen Vampire immer noch schnell genug sein konnten. Allein die Munitionsgürtel wogen sicher einiges.
„Wer ist dafür verantwortlich?“, zischte ein glatzköpfiger Typ. Mit seinen Narben konnte er Taylor Konkurrenz machen. Eine davon zog sich quer über sein ganzes Gesicht und mündete in einem ausgefransten Loch, das einmal das rechte Auge gewesen war. Das Lid schloss sich nicht ganz und man konnte noch einen milchigen triefenden Augapfel erkennen. Ekelhaft!
„Ich, Sir!“, kam es äußerst stolz von dem Kerl, der auf mir lag. Ich spürte dass er sich aufrichtete. Im nächsten Moment griff er mir grob ins Haar und riss mich daran auf die Füße. Ich schluckte die Schmerzensschreie herunter und presste die Lippen fest aufeinander. Diesen Wichsern wollte ich so würdevoll wie irgend möglich die Stirn bieten.
„Ach?“, machte der Glatzkopf wenig beeindruckt und musterte mich von Kopf bis Fuß. Mir rutschte das Herz in die Knie als er vortrat und kurz nickte. Der Langhaarige Kerl stieß mir grob in den Rücken und ich stolperte unbeholfen nach vorn. Auge in Auge mit einem Jäger. Er umkreiste mich wie ein hungriger Geier und ich wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass er mich anfasste. Dann blieb er so nah vor mir stehen, dass mir ganz schlecht wurde. Ich spürte die Hitze seines Körpers und seinen warmen Atem auf meiner verwundeten Schulter, als er den Frotteestoff meines Bademantels zur Seite schob. Er zischte so leise, dass ich nicht sicher war, es wirklich gehört zu haben. Seine rauen Fingerspitzen strichen nun doch über meine Haut und Scham und Ekel breiteten sich in mir aus. Ich wich unwillkürlich zurück und erntete sofort die Retourkutsche. Der Typ hinter mir trat mir so fest in die Kniekehlen, dass ich vor Schmerz stöhnend zusammenbrach.
„Du trägst die volle Verantwortung?“, murmelte der Glatzkopf und sein gesundes Auge fixierte mich auf eine Art, die mich irritierte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und die Adern darauf traten scharf hervor.
„Ja, Sir“, kam es von hinten.
Der Glatzkopf nickte erneut, ließ mich dabei nicht aus den Augen und atmete tief ein.
„Verry Jones“, murmelte er. Die Art wie er meinen Namen aussprach, verwirrte mich immer mehr und machte mir gleichzeitig klar, dass es mein Todesurteil sein musste. Sie arbeiteten garantiert für Malik. Woher sonst konnte dieser Kerl meinen Namen kennen?
„Komm hierher“, forderte er den Langhaarigen auf. Der trat mit leicht federnden Schritten an dessen Seite und reckte stolz das Kinn. Wie ich ihn hasste!!!
Ich erschrak, weil in mir der Wunsch heranwuchs ihn tot zu sehen.
„Sieh sie dir an“, befahl der Glatzkopf streng.
Der Langhaarige drehte den Kopf in meine Richtung und runzelte die Stirn. „Okay?“
„Was siehst du?“
Der Langhaarige kniff die Augen zusammen. „Abschaum!“
„Weißt du was ich sehe?“, fragte der Glatzkopf ruhig.
Der Langhaarige musterte das Gesicht des älteren Jägers. Man sah ihm seine Verunsicherung an.
„Was?“
„Ein misshandeltes Mädchen.“
„Das ist doch lächerlich! Sehen Sie doch genau hin! Sie ist eine Missgeburt!“ Er trat auf mich zu, zerrte meinen Kopf an meinen Haaren ins Genick. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er seinen Revolver aus dem Gurt zog.
„NEIN!“, schrie ich und versuchte mich frei zu strampeln.
„Sie hat Angst!“, stellte der Glatzkopf unnötigerweise fest.
„Sie schauspielert!“, knurrte der Langhaarige und versuchte mich ruhig zu halten.
„NEIN!“, schrie ich wieder.
Er zielte direkt auf
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