In deiner Hand
in dieser Nacht starb? So wie Donna. Die Übelkeit gewann bei der Vorstellung die Oberhand. Ich würgte so lange, bis meine Innereien brannten und ich benommen zu Boden sank. Wie ein Fötus rollte ich mich ein, die Knie fest an meine Brust gezogen und wartete.
Und wartete.
Und wartete.
Niemand kam.
Stunden schienen dahinzusickern wie ein Fluss abkühlender Lava. In meinem Kopf herrschte ein einziger Gedanke vor –
Er darf nicht sterben!
An diese vier Worte klammerte ich mich, bis mich die Erschöpfung endlich einholte.
„Steh auf!“, schnauzte jemand und trat mir fest in die Rippen. Zu Tode verängstigt rollte ich mich fester zusammen und drückte den Kopf Schutz suchend zwischen meine Arme.
„Beweg dich!“
Wieder ein Tritt. Ich hörte ein leises Klicken. Der Schuss war so laut, dass meine Ohren klingelten. „Steh auf, na los!“, brüllte die Person und schoss ein zweites Mal. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wie Espenlaub zitternd erhob ich mich. Erst in eine sitzende Position, dann, den Bademantel so fest wie möglich um mich geschlungen, in eine aufrechte. Langsam drehte ich mich zu der offen stehenden Tür. Ein langhaariger Kerl mit nacktem Oberkörper musterte mich von Kopf bis Fuß und wedelte dabei mit der riesigen Knarre in seiner Hand herum. An seiner Hüfte hing ein zweiter Revolver von der Größe meines Unterarms. Ich schluckte schwer. Er trat einen Schritt auf mich zu. Ich wich soweit vor ihm zurück, bis ich mit dem Rücken gegen eine Wand stieß. Dann streckte er einfach den Arm aus, stieß die Mündung der Waffe gegen meine Schulter und drückte ab. Die Kugel zerfetzte mein Oberarmgelenk, das spürte ich noch. Danach wurde alles schwarz.
„Aufstehen!“, dröhnte es in meinem Schädel. Ich schmeckte Galle und meine Zunge war geschwollen und pelzig.
Ich blinzelte benommen ins Licht. Man drehte mich auf den Rücken. Ich lag noch immer auf dem kalten Steinboden. Erst als sich jemand an meinem Bademantel zu schaffen machte, wurde ich hellwach.
Ich fuhr hoch, stieß die Hände weg und handelte mir einen heftigen Faustschlag ein. Erstaunlich, dass mein Kiefer nicht brach. Man zog mir den Bademantel nach unten. Eine Zeit lang war nichts zu hören außer einem eigenartigen Brausen in meinem Kopf.
„Mach es nochmal“, hörte ich eine dunkle Stimme sagen und fürchtete mich vor dem Kommenden. „Nimm das Messer!“ Die Panik in mir übernahm die Kontrolle. Ich sah eine riesige gezackte Messerklinge aufblitzen und wusste kaum was ich tat. Ich stieß in meiner Verzweiflung und Todesangst einfach die Hände vor, versuchte mich irgendwie zu wehren, aber vergebens. Sie gingen wie Tiere auf mich los, traten mich zu Boden. Man riss mir den Bademantel gänzlich vom Rücken. Ich schrie wie am Spieß, als ich den Schnitt spürte, von meiner rechten Schulter ausgehend, quer über den ganzen Rücken. Jeder Millimeter schmerzte wie die Hölle.
„Niemand wird dir helfen, Monster!“, zischte man mir ins Ohr. Wieder ließen sie mich einfach liegen und schlossen die Tür. Hemmungslos schluchzend lag ich auf dem Boden. Erst als ich mich ein wenig beruhigt hatte, wagte ich es nach der Wunde zu tasten. Sobald ich darauf stieß, zog ich die Hand wieder zurück, kniff die Augen zusammen.
Hoffentlich ließen sie mich hier nicht verbluten, denn meine Fingerspitze versank beinahe in dem tiefen Schnitt. Wieder kämpfte ich gegen einen Brechreiz an. Ich versuchte nicht daran zu denken, was diese Kerle mit Brian anstellten wenn sie schon vor einem jungen Mädchen wie mir keinen Halt machten.
Die Bilder in meinem Kopf zeigten schauderhafte Foltermethoden und ich bildete mir ein Brian schreien zu hören. Irgendwann verstummte ich und starrte mit offenen Augen in die Dunkelheit. Blöderweise fiel mir auf, dass es gar nicht so dunkel war, wie ich angenommen hatte. Gleichzeitig wünschte ich mir eine undurchdringliche Finsternis wieder. Denn beim Umherschauen fielen mir verdächtige, dunkle Flecken an den Wänden und auf dem Boden auf. Blickte ich hier etwa auf mein Schicksal? Auf mein Ende? Und irgendwo in diesem Gebäude ertrug Brian dasselbe? Glühender Zorn flammte in meinen Gedärmen auf. Ich durfte das auf keinen Fall zulassen!
Ich hörte schwere schallende Schritte vor der Tür. Dieses Mal würden sie mich nicht so einfach dran kriegen!
Ich rappelte mich vom Boden hoch, knotete den Bademantel fest zusammen und atmete tief durch. Mir blieb nur die Flucht nach vorn, sonst würden sie mich ewig foltern. Ich musste dort
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