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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Schluchzen, dass mir in der Kehle steckte. Meine Tränen tränkten den Stoff. „Ich gehe mal nach Brian sehen“, flüsterte Haiss. Er machte kein einziges Geräusch, als er sich erhob.
Natürlich stand ich nicht auf, um mir den Schal umzubinden. Haiss sah vielleicht weg, aber die Gefahr war groß, dass Gadget in diesem Augenblick zu mir rüber blicken könnte. Weiß Gott, der Typ hatte von mir schon mehr als genug gesehen! Ich legte mich ganz flach auf den Boden, stemmte die Füße in den Sand und hob ein ganz kleines Bisschen mein Becken. Den Schal schob ich unter mir durch und positionierte ihn so, das von meinem Hintern wirklich nichts mehr zu sehen war. Die beiden Enden hielt ich fest umklammert, dann erst stand ich vorsichtig auf, um den gefühlten drei Meter langen Stoff um meine Hüfte zu wickeln. Er bedeckte sogar noch den halben Oberschenkel. Somit bestand auch keine Gefahr, dass er beim Gehen besonders hochrutschte. Erst nachdem ich mich mehrfach vergewissert hatte, dass er wirklich sicher saß, drehte ich mich zu den beiden Vampiren um, deren leise Worte aus der Dunkelheit zu mir drangen. Kurz schloss ich die Augen, atmete tief durch. Ich zögerte. Sie hatten alles gesehen! Alle beide! Wie konnte ich ihnen jemals wieder in die Augen sehen, ohne an diesen Moment erinnert zu werden? Mir schlug das Herz bis zum Hals.
„Bist du okay?“, hörte ich Gadget leise fragen. Wie unter einem Stromschlag fuhr ich zusammen und senkte den Blick.
Bloß nicht ansehen!,
schoss es mir immer wieder durch den Kopf. Also entschied ich, dass ein verhaltenes Nicken ausreichte.
„Verry?“ Es genügte wohl doch nicht.
„Alles okay“, hauchte ich tonlos und fixierte den dunklen Boden zu meinen Füßen. Ich spürte die Blicke der Beiden auf mir und schrumpfte unter ihnen, bis ich mich so winzig wie eine Kakerlake fühlte, nur nicht annähernd so widerstandsfähig und zäh. Wie hatte ich nur zulassen können, dass Malik das mit mir machte? Kämpfen wollte ich, das hatte ich mir immer geschworen. Und was hatte ich getan? Herum gestrampelt wie ein Baby und die Hände in den Boden gekrallt. Gott, wie erbärmlich ich mich seinem Willen gefügt hatte. Die Strafe war gerecht gewesen! Ich hatte es verdient! Jede verdammte Sekunde! Es war meine Schuld gewesen! Ich hatte die ganze verdammte Scheiße doch herausgefordert! Einer von Beiden stieß ein scharfes Zischen aus, dann wurde ich im Genick gepackt und nach vorn gerissen. Mein Schädel donnerte gegen einen anderen. Panik erfüllte mich, ließ mich mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen nach vorn stieren, wie ein gestörtes Bisschen Mensch aus der Klapsmühle. In diesem Augenblick brach der Mond durch die Wolkendecke und flutete die Halle mit milchigem, kaltem Licht. Haiss starrte mich an. Seine Kiefer mahlten und er knurrte leise und furchteinflößend.
„Erik!“, warnte Gadget. Ich spürte eine warme, weiche Hand auf meiner Schulter und verkrampfte mich. Gadget stand direkt hinter mir. Gar nicht gut!
„Denk so etwas nicht!“, grollte Erik und sprach durch die voll ausgefahrenen Fänge sehr undeutlich. Ihn zu verstehen war trotzdem einfach, denn seine Stimme ertönte klar und deutlich in meinem Kopf! „Denk so etwas nie wieder!“
„Geh aus meiner Birne!“, fauchte ich und wollte den Kopf zurückziehen, aber er ließ nicht locker. Sein Verband verrutschte, entblößte blutverschmierte Haut und eine tiefschwarze Narbe, die wie ein Pinselstrich die Konturen seiner linken Gesichtshälfte nachzeichnete. Die Wundränder waren feucht und ich glaubte etwas Gelbes darauf schimmern zu sehen. Aber das war absurd! Haiss war ein Vampir! Seine Wunden entzündeten sich nicht, also eiterten sie auch nicht. Davon abgesehen war das Mondlicht mies! Alles nur Einbildung! Trotzdem schlug ich geschockt die Hand vor den Mund. Hatte ich diese Narben verursacht? Verfluchte Scheiße!
„Das heilt noch“, murmelte Haiss und zog sich zurück. „Wir müssen verschwinden, bevor sie zurückkommen!“, bemerkte er und richtete den Mullverband.
„Ich informiere Onyx!“, meinte Gadget. Ein weiterer gleißender Lichtstrahl gesellte sich zu dem faden Mondlicht. Er hatte wohl sein Handy gezückt, aber ich traute mich einfach nicht, mich umzudrehen um nachzusehen. Stattdessen drehte ich mich so, dass ich seitlich zwischen ihnen stand. Ich musste mir den Rücken frei halten.
„NEIN!“, fuhr ihn Haiss an. „Sie darf auf keinen Fall zu Onyx!“
„Aber, sie ist kurz davor … wo soll sie sonst hin?“ Kurz

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