In deiner Hand
davor? Kurz wovor? Durchzudrehen? Wollte Gadget das damit sagen? Allein beim Gedanken daran, dass er mich für so schwach halten könnte, schämte ich mich in Grund und Boden. Irgendwie war ich ganz versessen darauf, ihm zu zeigen, dass ich hart im Nehmen war und nichts und niemand mir etwas anhaben konnte.
„Zurück nach Hause! Dort ist sie im Moment am sichersten! Taylor soll ein paar Leute schicken!“, forderte Haiss.
„Tut mir Leid, Erik! Aber deine Beweggründe für diese waghalsige Aktion sind mir nicht ganz klar“, grummelte Gadget. Noch immer lag seine Hand auf meiner Schulter und schickte sanfte, schmeichelnde Impulse durch meinen Körper, der sich zusehends entspannte.
Warum streichelt er mir nicht tröstend über den Oberarm? Das fänd ich jetzt echt schön!
Das hatte ich nicht wirklich gerade gedacht?
„Sie ist an Malik gebunden!“ Haiss spie den Namen mit einer solchen Verachtung aus, dass ich mich fragte, ob er den Scheißkerl von früher kannte. Jedenfalls erweckte er den Eindruck, als hege er einen tiefsitzenden, uralten Groll. Haiss strahlte einen unglaublich kalten Hass aus. Sogar meine Nackenhaare stellten sich auf, als er fortfuhr: „Er hat sie mit seinem Blut an sich gebunden! Er kann sie überall aufspüren! Sie in Onyx Nähe zu lassen wäre zu gefährlich!“ Gadget zischte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Ganz bestimmt eine heftige Beleidigung.
„Was ist mit eurem … ?“, wollte Gadget jetzt wissen, vollendete den Satz aber nicht. Er verstärkte nur den Druck auf meine Schulter. Blut strömte in meine Wangen und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das erschreckende Bedürfnis, mich in seine Arme zu schmiegen.
Gott … diese Stimme!
„Die Verbindung zu diesem Malik ist stärker als ich gedacht habe“, ärgerte sich Haiss. Gadget schnaubte frustriert.
„Onyx muss davon erfahren! Sie ist in Gefahr! DU bist in Gefahr, verdammt nochmal!“ Mein Herz hüpfte erfreut. Warum zur Hölle tat es das? Haiss hob das Gesicht und blickte über meine Schulter. „Ich bin mir dessen durchaus bewusst! Aber wir haben keine Wahl! Außerdem … was planst du ihrer Mutter zu sagen? Dass sie durchgebrannt ist?“ Auf diese Antwort war ich jetzt aber auch gespannt. Gadgets Fingerspitzen trommelten nachdenklich auf meiner nackten Haut und lösten eine Flutwelle von Gefühlen aus, die mich taumeln ließen. Haiss streckte die Arme nach mir aus und hielt mich aufrecht. „Sie muss nach Hause!“ Seine Stimme klang selbst für einen Vampir erstaunlich sanft.
„Ja“, hauchte ich nur. Das Bedürfnis, mich endlich zu Gadget zu drehen wurde immer stärker. Ich wollte mich vergewissern, dass er okay war und nicht aus zig Löchern wie ein Schwein blutete. Aber allein die Tatsache, dass ich mich regelrecht danach sehnte, ihm in die Augen zu sehen, ließ mich verharren.
Nur einen kleinen Blick! Komm schon! Du musst doch nur den Kopf ein bisschen zur Seite drehen! Nur ein Blick auf sein Profil! Verdammt! Ich will ihn ansehen!
Gott sei Dank beschloss Haiss, dass es Zeit war aufzubrechen.
„Darf ich?“, fragte er vorsichtig.
„Was?“, fragte ich irritiert.
„Ich trage dich, wenn das okay ist?“
Entgeistert starrte ich ihn an. „Was? Ich … ich kann selber laufen!“ Er presste die Lippen zusammen und hielt die Luft an. „Dann sind wir in einer Stunde noch nicht da!“
„Ich bin schnell“, erwiderte ich stur. Er beugte sich ein bisschen vor. Mir gelang es einfach nicht, nicht auf seine Narbe zu starren.
„Aber nicht schnell genug, wenn du noch vor Sonnenaufgang bei deiner Mutter sein willst!“ So spät war es schon?
„Mum is ´n Frühaufsteher“, murmelte ich. Haiss drängte mich nicht eine Entscheidung zu treffen. Er ließ mir Zeit, obwohl sie mir zwischen den Finger davon rann. So wie er aussah, dachte er bestimmt, dass ich mich tierisch vor ihm ekelte. Nicht wegen der Narben, sondern weil er ein Kerl war und ein anderer Kerl mich vergewaltigt hatte. Das sollte mich auch anekeln! Das wäre nur logisch nachvollziehbar! Stattdessen trauerte ich immer noch um den Verlust von Gadgets Berührung auf meiner Schulter.
Wieso hat er nur die Hand weggenommen?
Haiss schien zu bemerken, dass meine Gedanken abschweiften und entschied für mich, dass es das Beste sei, wenn er mich einfach auf die Arme nahm und losflitzte. In dem Augenblick, in dem ich seine Arme im Rücken und unter den Oberschenkeln spürte, blieb mir keine Zeit, etwas zu erwidern. Erik setzte sich so schnell in Bewegung,
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