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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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ganzem Herzen wünschte, mein Herz würde einfach stehen bleiben und dieses Szenario beenden. „Oh Gooooott!“, krächzte er und lachte schrill. „Das ist der absolute WAHNSINN! Das musst du unbedingt ausprobieren, Farmer!“ Er stieß so fest zu, dass ein glühender Schmerz meine Wirbelsäule hinaufschoss und in meinem Kopf explodierte. „Lass uns teilen! Du willst sie auch! Das weiß ich! Gott und wie du sie willst!“ Ich wollte nicht weinen, nicht schluchzen und schon gar nicht schreien. Doch nichts von alldem, was ich mir für diesen Augenblick vorgenommen hatte, war umsetzbar. Die Scham darüber, dass Gadget Augenzeuge dieser Entwürdigung wurde, brachte mich um den Verstand. „Ich komme … scheiße ist das geeeeiii...“ Plötzlich ertönte ein unmenschliches Knurren vom anderen Ende der großen Halle. „Was zur Hö…“ Etwas riss Malik mit großer Gewalt von mir runter. Ein eisiger Windzug fuhr mir zwischen die Beine. Geistesgegenwärtige drückte ich die Schenkel zusammen und mich flach auf den Boden. Donner grollte, so laut und so nah, dass er unmöglich eine Wettererscheinung sein konnte. Die Fabrikwände bebten, die wenigen heilen Fenster zersprangen klirrend. Wieder dieses gewaltige Dröhnen von Donner. Unter mir vibrierte der Boden. Dann hörte ich Malik draußen schreien. Blitzschnell fuhr ich herum, bedeckte meine Blöße mit den Händen und starrte in die Dunkelheit. Bäume krachten als fege ein Ungetüm hindurch, das sie wie Streichhölzer umknickte.
„SIE GEHÖRT MIR!“, schrie Malik und gackerte irre. Dann herrschte ohrenbetäubende Stille. Sekundenlang geschah nichts. Ein Schatten schälte sich aus der Dunkelheit und kam mit ausgreifenden Schritten auf mich zu. Direkt vor mir blieb er stehen, schnaufte wie ein Bär. Hellblaue Augen fixierten mich aus einem blutüberströmten Gesicht, das größtenteils hinter einem dicken Mullverband verborgen lag.
„Tut mir leid“, murmelte Erik Haiss. „Ich bin zu spät!“ Dann kippte er um und schlug der Länge nach neben mir auf dem Boden auf. Die Welt um mich, alle Geräusche und Gerüche umfassend, erstarb für den Augenblick. Selbst der Vollmond ließ sich von einer dichten Wolkendecke verdrängen. Die Fabrikhalle wurde in tiefste Dunkelheit getaucht. Abgesehen von meinem flachen, schnellen Atem und dem Rauschen meines Blutes, drangen nur die Geräusche eines Kampfes an meine Ohren. Irgendwo unweit hinter mir lieferte sich Gadget eine heftige Schlägerei mit Maliks Anzugträgern. Wie er sich von dem Balken losgerissen hatte, stand außer Frage. Auch so schlug mir der charakteristische Geruch seines Blutes entgegen, das in viel zu großen Mengen aus den Löchern floss, die die riesigen Nägel in sein Fleisch gerissen hatten. Wie vor den Kopf gestoßen saß ich da, leicht auf die rechte Seite des Beckens gestützt, weil ich mich nicht traute, meinen Po mit der ganzen Last meines Oberkörpers zu belasten. Der Sand klebte an meinen Backen und noch immer sickerte etwas Warmes aus mir heraus. Mit allergrößter Anstrengung gelang es mir, das Geschehene soweit zu verdrängen, dass ich die Hand nach Erik Haiss ausstrecken konnte, um seinen Puls zu fühlen. Er lag, den Oberkörper seitlich verdreht auf dem Boden, so als hätte er versucht auf den Rücken zu fallen. Ich kam daher gut an seinen blutverschmierten Hals heran. Nach mehreren Anläufen fand ich endlich die Stelle, unter der die Schlagader lag. Kaum spürbar pochte sein Blut gegen meine Fingerspitzen, verlangsamte sich erschreckend schnell. Aufgrund der aktuellen Ereignisse, die ich vermutlich niemals beim Namen nennen würde, war ich mir sicher, dass auch Erik Haiss ein Vampir war. Darüber war ich mehr als nur froh. Wäre er ein Normalsterblicher gewesen, hätte ich ihn mit dem Baseballschläger garantiert umgebracht. Allein die Tatsache, dass Malik überhaupt nicht gewusst hatte von wem ich sprach, als ich ihm klarzumachen versuchte, dass ich seinen Lakai nicht verschonte, hatte in mir ein so tiefsitzendes Gefühl des Selbsthass ausgelöst, dass ich kurz davor gewesen war, ihn dazu zu bringen, mir einfach die Kehle durchzuschneiden. Haiss´ Pulsschlag setzte kurz aus. Der nächste ließ sich beängstigend viel Zeit. Hinter mir krachte es laut. Ein gequältes Heulen hallte durch die finstere Nacht. Unwillkürlich krallte ich meine Hand in Haiss´ Hals. Mit wildem Herzklopfen suchte ich nach der Ursache des äußerst beunruhigenden Lärms. Kurz schoss mein Blick in die Höhe. Wie lange

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