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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Hände hatte er geklatscht und sie aneinander gerieben. „Perfekt!“, kicherte Malik und rieb über die Beule in seiner Hose. Dann war der Arzt verschwunden. Die ledernen Schnallen hatten sie nicht gelöst und so kam es, dass Malik all seinen Perversionen freien Lauf ließ. In dieser Nacht hatte ich lernen müssen all das hinzunehmen, ohne daran zu zerbrechen.
Gadget lag mit seiner Vermutung vollkommen richtig, als er mir vorwarf alles zu verdrängen. Welche Wahl hatte ich auch? Ich war jung und hing an meinem Leben, an meiner Mum und an der Hoffnung auf ein gutes Ende. Immer wieder redete ich mir ein, dass ich nur fest daran glauben musste, niemals aufbegehren durfte! Stark genug war ich trotzdem nicht gewesen. Wie oft hatte ich meine angestauten Aggressionen an den Jungen in der Schule ausgelassen! Am Ende herrschte die Wut über all meine Emotionen und ich ließ mich sogar dazu hinreißen Haiss den Schädel einzuschlagen. Wieder musste ich an diese schreckliche Narbe denken. An das Zeichen, das ich einem Unschuldigen in meiner rasenden Wut aufgedrückt hatte. Wie bittere Galle schmeckte die Erinnerung daran, die noch nicht einmal zwei Tage zurück lag. Trotzdem hatte Haiss Malik von mir herunter gerissen, hatte mir den Schal mitgebracht um meine Blöße zu verbergen. So gern ich wollte, ich konnte nicht einmal böse darüber sein, dass er mich ungefragt gebissen hatte, um von mir zu trinken. Seufzend drehte ich den Wasserhahn auf und sah dabei zu wie die Blutstropfen vom klaren Strudel in die Tiefe gerissen wurden. Genauso fühlte ich mich auch. Hin und hergerissen von Urmächten, mit denen ich mich angelegt und über die ich die Gewalt verloren hatte.
Ich hörte ein Geräusch auf dem Flur und begann leise
Stop Playing God
von Paramore zu summen. Die ersten dämmrigen Sonnenstrahlen schoben sich träge durch die dichten Baumkronen in unserem Garten. Mich hatte schon immer fasziniert, dass Mum genau zum Sonnenaufgang aufwachte. In den kalten Monaten des Jahres musste sie sich dann doch einen Wecker stellen und wurde erst dann richtig klar im Kopf, wenn der Himmel sich rötlich verfärbte und den Tag mit der Morgendämmerung ankündigte. Früher hatte ich sie immer eine Sonnenelfe genannt.
„Guten Morgen, Schatz!“, rief sie und pochte kurz gegen die Badezimmertür. „Schön, dass du schon auf bist! Ich laufe schnell zum Bäcker!“
„Okay!“
Weg war sie. Schnell fummelte ich die Utensilien, die ich für meine „Wunden“ benötigte, aus dem Regal und klatschte mir ordentlich Arnikasalbe ins Gesicht, ehe ich die breiten Kompressen darauf drückte und alles großzügig mit Pflaster zukleisterte. Leider gab es auf meiner rechte Gesichtshälfte nichts mehr, was an den Unfall vom Mittwoch erinnerte. Mum fände das bestimmt mehr als nur ein bisschen befremdlich. Immerhin hatte ich gestern wenigstens noch gerötete, verkrustete Narben vorweisen können. Heute war davon überhaupt nichts mehr zu sehen. Die aufsteigende Panik schluckte ich einfach herunter, obwohl es mir eine Heidenangst einjagte, dass ich mich vermutlich weit vor der geplanten Zeit in einen blutsaugenden Teenager verwandeln würde. Darüber konnte ich mir jetzt aber keine Gedanken machen! Alles musste in den Hintergrund rücken und Platz für Mum bieten. Egal wie beschissen die letzte Nacht verlaufen war, wie viel ich verloren hatte. Heute war ihr Tag! Heute würde ich ihr zuhören, mich für sie freuen und Charles akzeptieren! Es musste so sein! Mir blieb keine Zeit mehr, um mich stur zu stellen und darauf zu pochen, dass er nicht der richtige war. Und Morgen würde ich mir Haiss krallen! Er und Gadget waren vielleicht in der Lage mir zu helfen. Denn ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was wann mit mir passieren würde. Schließlich wollte ich nicht in Mums Nähe sein, wenn sich die ersten Blutgelüste meldeten! Außerdem gab es vielleicht doch eine Möglichkeit, effektiv gegen Malik anzukämpfen, ohne Mum in Gefahr zu bringen. Eine Lösung für dieses Desaster! Darauf verlassen wollte ich mich aber nicht. Ein bisschen leichtfüßiger als gewöhnlich schlüpfte ich aus dem Bad und flitzte über den Flur zu meinem Zimmer. Seit dem Vorfall mit Gadget in der letzten Nacht, hatte ich keinen Fuß mehr dort hinein gesetzt. Es war ein eigenartiges Gefühl, diesen Raum zu betreten. Ich sah Gadget noch genau vor mir, wie er schnaufend in der Ecke hockte und zu verarbeiten versuchte, was er in meinem Kopf gesehen hatte. Mein Blick fiel sofort auf das

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