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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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auf seinen Scheitel gelegt. Ich wollte zu ihnen laufen, aber Hände hielten mich auf. Die Tänzer. Sie hatten Finger wie aus Stahl.
    »Aufhören!«, stieß ich hervor, während mein Herz hämmerte. »Tun Sie ihm nicht weh!«
    »Er ist… Fleisch«, antwortete Mr. Koenig. »Er ist nur das, was ich will. Es sei denn, Sie würden das Labyrinth aufschließen, um ihn zu retten?«

    Ich zögerte, ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen. »Das hatte ich auch nicht erwartet.«
    Mr. Koenig sah Vater Lawrence an. Plötzlich fegte etwas Machtvolles durch die Luft und schlug gegen meine Haut. Der Priester warf den Kopf zurück und kreischte.
    Jetzt, sagte ich mir, während ich verzweifelt gegen die Hände ankämpfte, die mich hielten. Verdammt noch mal, jetzt!
    Vater Lawrence’ Stimme erstickte, der Atem rasselte in seiner Kehle. Er zitterte am ganzen Körper, während Nephele seinen Kopf nach hinten zog. Sie lächelte ihn an, fast freundlich, grub jedoch ihre Finger so tief in seine Wangen, dass unter ihren Nägeln Blut hervortröpfelte. Mr. Koenig trat dicht an ihn heran, beobachtete ihn, während er die Hände nun wie ein Dirigent bewegte. Die braune Haut auf Vater Lawrence’ Händen kräuselte sich.
    Ich schrie den Avatar an, warf mich nach vorn - und die Jungs schrien in ihren Träumen mit mir mit. Meine tätowierte Haut wurde heiß, als Rohw und Aaz brannten. Und die Männer und Frauen, die mich festhielten, schrien auf, als meine Kleidung zu qualmen begann. Ich warf mich erneut nach vorn, und diesmal hielt mich niemand mehr fest. Sowohl unter meinen Rippen als auch in meinem Herzen rührte sich endlich der zusammengerollte Schatten.
    Mr. Koenig drehte sich um und sah mich an. Ich rammte ihm meine Faust gegen den Kiefer und zertrümmerte die Maske, die er trug. Sie bestand nicht aus Holz. Es war Knochen. Ein Knochen, der aus seinem Gesicht wuchs. Er drehte sich herum, ging jedoch nicht zu Boden. Ich griff nach seinem Haar mit meiner rechten Hand und umklammerte seine Kehle mit der anderen, grub meine Finger in seine Drosselvene. Gier stieg in mir auf. Sie schmeckte wie Gelächter. Sein Fleisch war hart und
so glatt wie Marmor. Die Jungs begannen damit, ihn bei lebendigem Leib zu verbrennen.
    Er gab keinen Laut von sich. Er hatte auch keine Nerven, die Schmerz empfinden konnten. Doch Blut sickerte aus seinen Augenwinkeln, und obwohl er mich zuerst arrogant, fast gelangweilt anstarrte, veränderte sich dieser Blick jetzt. Er hatte mir zu tief in die Augen gesehen. Er fixierte mich, ohne zu blinzeln. Die Furcht, die nach und nach in seinen Augen aufflackerte, war nun schon so stark geworden, dass ich sie fast greifen konnte.
    Hände packten mich, wollten mich wegziehen, so viele Hände, die mich umklammerten und nach mir griffen! Aber nichts konnte mich bewegen. Fleisch, das mich berührte, fing sofort Feuer. Er starrte mich immer noch an, und die Finsternis in mir raschelte und erhob sich. »Wer, glauben Sie«, flüsterte ich, »hat wohl Ahsen getötet?«
    Mr. Koenig hörte auf, sich zu wehren. Ich beugte mich so dicht zu ihm, dass mein Mund seine Wange streifte. Er bog sich vor mir zurück, während die Dunkelheit durch meine Knochen und mein Blut rollte, so langsam und leicht, als braue sich ein Ozean in mir zusammen, warm und von Mondlicht beschienen. Ich konnte jeden Atemzug um mich herum spüren, jeder Herzschlag kribbelte auf meiner Zunge. Die Tänzer, die uns umringten, waren nur noch Knochen, Fleisch und Blut, während das Leben aus ihnen heraussickerte. Das Leben drang durch ihre poröse Haut, als wären bislang Flüsse in ihnen aufgestaut gewesen. Ich konnte sie schmecken, sie auch berühren, und zwar nur mit meinen Gedanken.
    Die Grenzen der Illusion flüsterten mir etwas zu. Dieser steinerne Palast war nur eine Täuschung, ein Schritt zur Seite in eine Luftblase hinein, die aus Mr. Koenigs Geist geboren war -
und die ebenfalls einen Gestank an sich hatte, der so klein war wie seine Seele, verrottet und klein, und so alt, dass sie nichts war als ein verkrusteter Knoten. Er war eine ganz erbärmliche Kreatur. Hinter dem, was er zu sein vorgab, war er nichts und niemand. Es gab auch nichts Reales, was er sein Eigen hätte nennen können.
    Außer Ahsen, dachte ich. Und die hast du ihm genommen.
    Ein winziger Gedanke, den ich sofort wieder beiseiteschob, aber erst, als ich mich an ihren Tod erinnerte und Grant an ihrer Stelle sah.
    Ich versuchte die Augen zu öffnen, meine Muskeln verweigerten mir jedoch den

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