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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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anderes in mir, als Jack mich in den Abgrund zog. Ich wurde von der Leere verzehrt, und damit aller sichtbaren, hörbaren und fassbaren Dinge beraubt. Ich schwebte wie ein endloser Herzschlag in der Luft, zu einem Pochen von Muskeln und Blut reduziert. Ich musste dagegen ankämpfen zu schreien.
    Doch dann schlug die Situation um. Ich kehrte zur Welt zurück, glitt aus der Dunkelheit in silbergraue Schatten, fand meinen Körper wieder und auch meinen Atem, kontrollierte meine Stimme, bevor schließlich mein Stolz zerbrach.
    Ich fiel. Meine Knie landeten auf verschneitem Gras, auf dem harten, feuchten Schnee, der wie feine Knochenstücke unter mir knirschte. Es war mitten in der Nacht und am Himmel stand eine Mondsichel. Wir waren der Zeit um Stunden voraus.
    Die Sonne war untergegangen, verschwunden. Die Jungs wachten auf.

    Es tat weh. Meine Haut brannte, und mein Herz schien zu bersten. Als wäre ich nackt einen Schacht voller Haken und Säure hinabgerutscht. Meine Handschuhe waren verschwunden, und als ich den Kopf senkte, vermochte ich nur noch meine Hände zu sehen, auf denen sich die Tätowierungen in einen schwarzen Rauch auflösten, in dem rote Blitze zuckten, die mich von den Zehenspitzen bis zum Scheitel zu peitschen schienen. Ich konnte nicht atmen, bekam keinen Laut über die Lippen.
    Die Jungs rissen sich von meiner Haut los. Es gab keinen Anfang und kein Ende. Es fühlte sich wie ein Gewicht an, das sich auf meinen Schultern gesammelt hatte, eine gleitende Hitze von Körpern, die sich wanden und sich wie Blüten entfalteten, aus denen Lava tropfte. Klauen kratzten über meine Haut, das Flüstern schien ein Muster zu haben. Stück für Stück ließ der Schmerz nach.
    Es fiel mir schwer, nicht zu zittern. Ich erinnerte mich an das erste Mal, als die Jungs auf meinem Körper aufgewacht und sich davon gelöst hatten, in der Nacht nach dem Mord an meiner Mutter, der ersten Nacht, in der ich mein Erbe angetreten hatte. Das war eine Nacht, die sich immer zu wiederholen schien.
    »Maxine«, flüsterte Zee. »Süße Maxine.«
    Mein Mund war so trocken, dass ich nicht einmal sprechen konnte. Die Kälte drang beißend durch meinen dünnen Pullover. Ich hatte mich nicht für den Winter angezogen, hatte einen so raschen Sturz in die Nacht nicht erwartet, an einen Ort, der sich tatsächlich wie Winter anfühlte. Der Schnee brannte auf meinen Handflächen, und ein kräftiger Wind zerrte wie eine Kette aus Eis an mir. Hätte die Sonne noch geschienen, ich hätte die Kälte nicht gespürt. Doch jetzt war meine
Haut verletzlich. Ich war wieder ein Mensch. Bis zur Dämmerung.
    »Maxine«, wiederholte Zee. Sein Atem strich heiß über meine Wangen, und ich blickte hoch. Ich begegnete seinem ernsten Blick: aus Augen, die rot wie Rubine in aufgeworfenem Stahl wirkten. Das war aber ein Stahl, der die Farbe von Ruß, gemischt mit Silber, hatte und durch den sich Quecksilberadern zogen.
    Rohw und Aaz tauchten auf. Die kleinen Jäger waren Zwillinge. Dampf stieg von den spitzen Dornen ihres wilden Haares auf, das ebenso rasiermesserscharf schien wie der ganze Rest ihrer Haut. Sie waren vor kaum einer Minute aufgewacht und bereits geschäftig gewesen. Metall blitzte zwischen Aaz’ Klauen auf, als er einen Gürtel mit Messern hochhielt. Es waren kleine Dolche, die in einem speziell angefertigten Schulterhalfter steckten. Dies waren die Waffen meiner Mutter, die sie in ihrer Eichentruhe in Seattle verwahrt hatte. Von mir war es dumm gewesen, dass ich sie nicht vorher getragen hatte, aber manchmal fühlte es sich so an, als überschritte ich eine Grenze, wenn ich diese Waffen an meinem Körper trug. Oder als wäre ich wieder ein Kind, nicht erwachsen genug, um mit solch gefährlichen Geräten umzugehen.
    Rohw trat um seinen Bruder herum und hielt andere Gegenstände hoch, die meiner Mutter gehört hatten: eine abgeschabte Lederjacke und ihre Handschuhe. Das weiche, schwarze Leder war mit Stahlfasern durchsetzt.
    Als ich ihre Sachen sah, löste sich der Knoten um mein Herz ein wenig. Ich hätte meine Mutter gerade sehr gebraucht. Ich brauchte das Gefühl, sie um mich zu haben. Ich drückte Rohw und Aaz einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, während sich Zee an mich drückte, damit ich ihn umarmte. Dek und Mal summten einen Hit von Bon Jovi: I’ll Be There For You .

    »Meine Jungs«, flüsterte ich. »Ihr wundervollen Jungs.«
    Zee sah an mir vorbei und zog mit seinen Klauen Furchen durch den Schnee. »Manipulator.«
    Ich blickte

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