In Den Armen Der Finsternis
»Ist es vollbracht?«
Nein, Arschloch, ich scheiß auf dich!, hätte ich fast gesagt, unterbrach aber stattdessen die Verbindung. Dann schaltete ich das Telefon sicherheitshalber aus, schleuderte es auf den Boden und hämmerte mit meiner Faust darauf. Der Beton bekam Risse, als ich die SIM-Karte und das Gehäuse des Handys zermalmte.
Ich hatte die Stimme am anderen Ende zwar nicht erkannt, aber ich wusste trotzdem, wer mir diesen Mann auf den Hals gehetzt hatte. Die Hinweise waren schließlich nicht zu übersehen. Die Tätowierungen von Kreuzen waren ja alles andere als subtil.
»Cribari«, sagte ich gedehnt. »Du wurdest von Antony Cribari geschickt.«
Der Mann, Franco, zuckte zusammen, was mir als Bestätigung genügte. Cribari . Cribari war also dafür verantwortlich gewesen, dass man heute Morgen auf mich geschossen hatte. Er hatte zwei recht passable Versuche unternommen, mich umzubringen. Zwei Versuche, zu denen es niemals hätte kommen
dürfen. Kein Priester und kein Mensch hätte überhaupt von meiner Existenz wissen dürfen, geschweige denn von meinem schwachen Punkt.
Außerdem erklärte die Verwicklung dieses Priesters in die Angelegenheit nicht diese unmenschlichen Augen. Ganz und gar nicht.
Ich schüttelte Franco. »Warum?«
Er presste die Lippen zusammen und krümmte sich, versuchte mich abzuwerfen. Ich hielt ihn unten, packte sein Ohr und riss seinen Kopf zu mir hoch. Er knurrte vor Schmerz - sein Gesicht war rot angelaufen und verschwitzt.
»Diese Welt gehört nicht länger dir!«, fauchte er, während seine silberfarbenen Lider für kurze Zeit seine Augen bedeckten. »Ich werde nicht zulassen, dass du meine Seele nimmst.«
»Die kannst du auch gern behalten«, schnarrte ich, »sag mir nur, was ich wissen will.«
Er verzog das Gesicht und hämmerte mir seine Faust in den Leib. Ich gab nicht nach. Dann legte er seine Finger um meine Kehle und drückte zu. Aber mich zu strangulieren hatte etwa ebenso viel Wirkung wie zu versuchen, einen kalifornischen Redwood-Baumriesen in Knoten zu schlingen. Er versuchte alles, um mich abzuschütteln, doch ich blieb geduldig. Die Sonne würde bald untergehen. Ich hatte alle Zeit der Welt.
»Warum?«, wiederholte ich meine Frage, als er schließlich keuchend auf den Boden zurücksank. »Was bist du?«
Francos Blick blieb trotzig, selbstgerecht, fast fiebrig hell. Er sah mich an, als wäre ich das sündigste Stück Dreck, das er jemals vor die Augen bekommen hätte. Wenn ich nicht sofort nach meinem Tod im Höllenfeuer verglühte, erwartete mich - diesem Blick zufolge - zumindest ein höllisch ungemütliches Schicksal für den Rest der Ewigkeit.
Er spuckte mich an. Meine Haut verzischte. In seinem Speichel war Säure. Ich schlug ihm so fest ins Gesicht, dass seine Lippen aufplatzten und bluteten. Knarrend öffnete sich hinter uns die Tür. Gedämpftes Licht fiel in den Raum. Ich warf einen Blick über meine Schulter und starrte auf die Silhouetten von Männern, die vor Überraschung knurrten.
Franco stieß ein unverständliches Wort aus, und die Männer stürzen sich auf mich. Ich hockte noch am Boden, also schlug ich dem ersten Mann, der mich erreichte, meine Faust aufs Knie. Der Schlag war sehr hart, den Rest erledigte sein Schwung. Ich hörte ein Knacken, sein Bein bog sich nach hinten, und der Schrei, den er ausstieß, als er zu Boden fiel, ähnelte mehr dem eines Tieres als dem eines Menschen.
Franco krabbelte zurück. Ich packte die Vordertasche seiner Jeans und rammte ihm mit dem ganzen Gewicht meines Körpers mein Knie in die Lenden. Knochen brachen, er bog sich nach oben und stieß heftig die Luft aus.
Hände griffen nach meinem Haar. Jemand trat mir ins Gesicht und traf meine tätowierte Wange. Ich fürchte keinen Schmerz, flog jedoch zur Seite und gegen den Sarg. Ein anderer versuchte mir mit dem Stiefel auf die Kehle zu treten. Ich fasste seinen Knöchel - und der Angreifer taumelte fluchend.
Meine Hand streifte etwas Hartes unter dem Hosenbein von Francos Jeans. Es war eine Messerscheide. Ich riss sofort die Waffe heraus und ließ den Mann los. Er sprang schnell vor mir zurück und beäugte mich misstrauisch. In dem gedämpften Licht, das durch die Tür fiel, starrten mich die Männer an.
Doch ich sah sie kaum, als ich mich schwankend aufrichtete. Ich konnte nur an Cribari denken. Der mit Grant allein war.
Da zerbarst etwas in mir. In meinem Herzen geschah es: Unter meinen Rippen erhob sich eine dunkle Nacht. Doch sie
wirkte vertraut und
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