In Den Armen Der Finsternis
aber es galt nicht dem Mann. Er blickte zur Eingangstür der Bar, wo ich jetzt drei schlanke Gestalten in den Schatten sah. Sie standen so still, dass ich sie zunächst nicht bemerkt hatte. Und selbst jetzt war es noch schwer, etwas zu erkennen. Sie standen dicht nebeneinander, die Schultern zusammengezogen, als würden sie sich gegenseitig Wärme spenden. Sie waren groß und blass, trugen eine schlichte, schwarze Kleidung und beobachteten mich.
Ich sah nicht, wie sie sich bewegten oder auch nur einen
Muskel rührten. Doch sie überquerten in Sekunden den glitschigen, roten Boden.
Dann sah ich nur noch ihre drei klaffenden Mäuler, in denen unendlich viele Reihen scharfer Zähne schimmerten, wie bei Piranhas oder Kettensägen. Sie kamen so dicht an mein Gesicht, dass ich das Blut in ihrem Atem riechen konnte und sogar Fleischbrocken an ihrem Gaumen baumeln sah. Ich hob mein Messer.
Doch sie berührten mich nicht einmal. Zee stürzte sich auf sie, und dann waren auch Rohw und Aaz da. Sie prallten mit voller Wucht gegen die Männer, mit dem Kopf voran. Die Zwillinge fraßen sich durch zwei dieser Kreaturen hindurch, erst durch das Rückgrat und auf der anderen Seite dann wieder heraus. Die Männer wanden sich und schlugen wie wild um sich, während sie mich anstarrten. Sie hatten nur Augen für mich, und ihre Zähne blitzten. Rohw und Aaz rissen Stacheln aus ihrem Rücken und rammten sie den Wesen in den Hals.
Zee war eleganter. Er wartete, bis ihn der Letzte der drei angriff, wieder mit dem Kopf voran, die Hände an die Seiten gelegt wie ein Torpedo mit Zähnen. Der kleine Dämon hämmerte seine Faust in das offene Maul des Mannes, brach ihm den Kiefer und packte ihn, als hätte er einen Hai am Haken. Zee grinste, leckte sich die Lippen und öffnete dann seine krallenbewehrte Hand im Mund des Mannes.
Ich sah zur Seite. Sekunden später hörte ich, wie eine Leiche mit einem lauten Plumpsen zu Boden fiel. Das war alles. Keiner der drei Männer hatte geschrien, und keiner hatte Furcht gezeigt, selbst dann nicht, als sie massakriert wurden. Sie alle hatten nur dieselbe kalte, hirnlose Gier ausgestrahlt, vielleicht sogar Wut.
Mir klingelten die Ohren. Ich starrte auf die zerfetzten Leichen,
doch mein Gehirn weigerte sich, die Gesichter zu registrieren. Stattdessen hörte ich Grants Stimme in meinem Kopf, als er mir von Vater Ross erzählte - und er schilderte, dass der echte Mensch noch in dem Körper gewesen war, gefangen hinter dem animalischen Instinkt.
Ich oder sie, so dachte ich, drehte mich weg und holte tief Luft. Rohw und Aaz nahmen mich in die Mitte. Ihre Haut absorbierte das Blut, das sie bedeckte. Ich blickte auf den letzten Mann, der immer noch am Tisch saß und mir den Rücken zukehrte. Er hatte sich weder bewegt noch irgendwelche Anstalten gemacht hinzusehen.
Ich ging zu ihm. Mir blieb keine andere Wahl, als durch das Blut zu waten. Der metallische Gestank war übermächtig. Zee blieb an meiner Seite und zog seine Krallen über den nassen, roten Boden. Dek und Mal grollten.
Ich trat um den Tisch herum und sah in ein schlaffes, aufgedunsenes Gesicht mit Schweinsaugen, die von den schmutzigen Linsen seiner Brille halb verdeckt wurden. Killys Blick zuckte zu mir, sonst aber blieb sie vollkommen reglos sitzen. Ich sah sie nicht an, sondern hatte nur Augen für den Mann. Ihn starrte ich so lange und eindringlich an, dass mir die Augen brannten.
»Mr. Koenig«, brachte ich schließlich heraus. »Was führt Sie hierher?«
»Oh.« Er stopfte sich eine blutgetränkte Brezel in den Mund. »So dies und das. Ich wollte mir ein wenig die Beine vertreten.«
Was für ein perverses Spielchen! »Offenbar ist Ihnen das auch gelungen.«
»Durchaus.« Er sah Zee an. »Da stehen wir also schon wieder, Hund, am Scheideweg. Und immer noch an das Blut deiner Lady gebunden.«
»Bin gebunden dich zu töten«, grollte der Dämon. »Nichts weiter, Häuter. Keine Gemetzel mehr.«
»Du glaubst immer noch, du könntest mir Befehle geben.« Mr. Koenig hob den Blick und lächelte mich an. Seine Lippen waren zusammengepresst, seine Mundwinkel rot gefleckt. »Sie sollten ihnen Disziplin beibringen.«
»Sie sind doch schon vollkommen«, antwortete ich kalt. »Die reinsten Engel.«
Sein Lächeln wurde noch schmallippiger. »Ich habe Jack, müssen Sie wissen. Es hat mich sehr gefreut herauszufinden, dass er wieder unter diesem Namen firmiert. Er hat ihn so oft benutzt, dass es ganz offenkundig sein Lieblingsname sein muss. Der
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