In Den Armen Der Finsternis
sein, der meinem Leben ein Ende gesetzt hätte, wenn mich die Jungs nicht am Leben erhalten
hätten. Ich hatte dort eine Leiche gefunden, einen Leichnam, der in einer Rüstung steckte und ein Schwert trug. Ein Schwert, das sich auf unerklärliche Weise zu einem kleinen Ring an meinem Finger verwandelt hatte.
Der Leichnam war einer meiner Vorfahren gewesen, eine andere Jägerin, die in der Ödnis gelandet war. Sie war dort gestorben, der Ring hatte ihr gehört. Jetzt gehörte er mir. Bevor er mich nach China transportiert hatte, hatte ich ihn bereits viele Male benutzt. Ich war in der Zeit zurückversetzt worden, und das hatte genügt, um den Ring über meinen ganzen Finger wachsen zu lassen. Es gab nicht jedes Mal eine Veränderung, wenn ich den Ring benutzte, aber einmal - das genügte auch.
Und jetzt das.
Plötzlich kam mir der Gedanke, dass die Rüstung, die die Gebeine meiner Ahnfrau bedeckt hatte, vielleicht nicht ganz freiwillig angelegt worden war.
»Das ist ein Problem«, sagte Grant, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich ballte die Faust. »Aber wir haben doch noch größere Probleme.«
»Maxine«, schnarrte Zee und tippte ungeduldig mit den Krallen auf den Fliesenboden. »Wir müssen jetzt los.«
Unter uns hörte ich Schreie.
Die Schwierigkeiten verfolgen uns , hatte meine Mutter einmal gesagt.
»Bleibt bei Grant«, befahl ich Rohw und Aaz. »Beschützt ihn.«
»Maxine.« Grant wollte widersprechen und versuchte aufzustehen. Ich verließ ihn und schlug die Tür hinter mir zu. Dann rannte ich die Treppe hinunter, nahm zwei Stufen auf einmal
und verlangsamte meine Schritte erst am Ende, kurz bevor ich in den Flur trat, der zur Bar führte. Mit klopfendem Herzen lauschte ich.
Die Schreie hatten aufgehört. Über mir hörte ich ein Klicken. Das war Grant, der sich schnell bewegte. Zee tauchte aus den Schatten auf.
»Blut wurde vergossen«, sagte er.
»Wie viele böse Menschen?«
»Die Quantität spielt keine Rolle«, antwortete der kleine Dämon. »Nur die Qualität.«
Ich knirschte mit den Zähnen, griff in meine Jacke und zog ein Messer heraus. Die einfache Waffe hatte zwar nie sonderlich viel geholfen, aber ich fühlte mich mit ihr in der Hand wesentlich besser. Das Metall lag kalt auf meinen Fingern. Ich hatte meinen rechten Handschuh oben vergessen.
Ich stieß die Tür auf und trat in den Flur. Ich konnte nichts sehen und hörte nur ein schwaches Knirschen, das mich an Jack und die Geräusche im Wald erinnerte. Mein Magen brannte vor Furcht. Ich schluckte sie aber runter, während mir der Schweiß ausbrach, und tastete mich vorsichtig vor. Zee hielt mit mir Schritt, während sich Dek und Mal aus meinem Haar erhoben, bis ich mich wie die Medusa fühlte, mit einem Herz aus Stein.
Die Kaugeräusche wurden lauter, vielleicht weil alles andere so verdammt ruhig war. Ich erreichte das Ende des Flurs und warf einen vorsichtigen Blick in die Bar.
Blut. Ich sah nur Blut. Auf den Tischen, an den Wänden, die so aussahen, als hätte man rote Farbe aus Eimern und Pinseln dagegengeschleudert. Der Boden war von Leichen übersät und von roten Pfützen, die aus Wunden sickerten, die ich nicht erkennen konnte. Einige dagegen lagen offen: Löcher in Köpfen,
Risse in Brustkörben, als wären scharfe Zähne und Äxte zu Werke gegangen. Und zwar sehr schnell. So schnell, dass die Augen der Toten noch offen waren.
Es knirschte. Irgendein Kiefer arbeitete schwer. Ich drehte mich zu dem Geräusch herum. Mein Herz schlug so schnell, dass ich kaum atmen konnte.
An einem Tisch saß ein Mann mit dem Rücken zu mir. Er war klein und fett. Sein Körper quoll fast aus einem zerknitterten, braunen Anzug hervor, der so schlecht saß, dass ich jeden Fettwulst auf seinen runden Schultern erkennen konnte. Er aß Brezeln aus einer Schüssel. Eine tote Frau hockte auf dem Stuhl neben ihm. Ihr fehlte der halbe Kopf, und das Blut sickerte noch immer aus dieser grässlichen Wunde und floss auf den Tisch. Ich sah, wie der Mann die Brezeln in ihr Blut tunkte und sie dann in den Mund schob.
Killy saß auf seiner anderen Seite. Sie lebte noch und starrte ihn mit abgrundtiefem Entsetzen an. Sie war so versteinert und blass, dass ich mich schon fragte, ob ihr Herz versagen werde oder sie einfach ohnmächtig werden konnte, damit sie nicht vor Angst starb. Sie sah aus, als wäre sie bereit für den Tod.
Der Mann hörte auf zu kauen. »Mylady. Wie schön, dass Sie uns Gesellschaft leisten. Und du auch, Hund.«
Zee knurrte,
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