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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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ich Jacks tiefe Stimme sagen hören: Tricks kommen vor, Liebes, Launen der Geburt. Jene, denen diese Gaben vor langer Zeit verliehen wurden, geben sie immer noch an ihre Nachkommen weiter, nämlich durch das Blut.
    Killy verzog die Lippen zu einem Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. Grant legte mir die Hand auf die Schulter und zog mich von ihr weg. Ich beobachtete, wie das Lächeln der Frau erlosch, als sie ihm ins Gesicht blickte. Die Farbe wich geradezu aus ihrem Gesicht, und dann kniff sie die Augen zusammen, deren Blick kälter wurde.
    »Ich weiß, zu was Sie imstande sind«, sagte sie leise. »Versuchen Sie das lieber nicht bei mir.«
    »Dann hören Sie auf«, antwortete er. Seine Stimme klang tödlich. »Hören Sie auf, sie so anzusehen.«
    Ein Frösteln überlief Killy, doch sie erholte sich sofort wieder, zuckte mit den Schultern und wandte ihren Blick von mir ab. »Es gibt ohnehin nichts zu sehen. Sie hat einen Verstand wie eine stählerne Falle.«
    »Und ich?«, erkundigte sich Grant drohend.
    »Über Sie findet man alles im Internet.« Killy lächelte kalt. »Ich habe ein bisschen recherchiert, nachdem Vater Frank mir Ihren Namen gab.«
    Sie riss sich die Haarspange vom Kopf und warf sie aufs Bett. »Er hat gesagt, ich solle Sie verstecken, und genau das tue ich. Sie können bleiben oder nicht, aber ich werde mein Bestes tun. Das schulde ich dem Mann.«

    »Und dieser … Dämon?«
    »Er ist hierher unterwegs.« Sie schüttelte sich. »Ich kann es fühlen. Jemand kommt.«
    Killy drehte sich ganz plötzlich herum und öffnete die Tür. Ich trat hastig vor, doch sie wich meiner ausgestreckten Hand aus. Im Flur blieb sie stehen und sah zu uns zurück. »Sie können hier bleiben. Wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, flüchten Sie aus dem Fenster. Darunter befindet sich eine Feuertreppe.«
    Dann schlug sie mir die Tür vor der Nase zu. Ich starrte das Holz einen Moment lang an und warf dann Grant einen Blick über die Schulter zu.
    »Sie hat eine interessante Aura«, sagte er fast liebenswürdig. »Sie ist sehr … aktiv.«
    Ich runzelte die Stirn. »Aktiv? Was heißt das?«
    »Sie dehnt sich von ihr aus und hüllt Leute ein. Ich habe in der Bar gesehen, wie es geschah, aber ich habe erst verstanden, was es bedeutete, als sie schon angefangen hat, mit uns zu sprechen. Sie kann Gedanken lesen, jedenfalls die einiger Leute.«
    »Sie hat Psi-Kräfte«, murmelte ich. »Mist.«
    Grant setzte sich sehr vorsichtig auf das Bett. Dek und Mal lösten sich aus meinem Haar, und die anderen Jungs zogen den Vorhang vor dem Fenster zurück. Zee sprang auf den Boden und krümmte die Krallen. Rohw und Aaz schwangen sich wie kleine Tarzane an den Vorhängen herunter. Sie alle sahen mich an, als warteten sie auf eine Antwort. Ich hatte aber keine. Ich wusste nicht, was wir tun sollten, außer ständig in Bewegung zu bleiben. Wir mussten in Bewegung bleiben und uns einen sichereren Ort suchen als diesen hier, der der Kirche viel zu nah war, der Cribari viel zu nah war. Wo und wie, das war das Problem. Wo und wie.

    Wie - das weißt du, dachte ich. Falls ich es denn hinbekam. Falls ich es schaffte, ohne in einer Mauer oder in der falschen Zeit zu landen.
    Ich zog meinen rechten Handschuh aus und kniete mich neben Grant. »Was macht dein Bein?«
    Er zuckte zusammen und rieb sich die Wade. »Ich kann mich nicht beschweren.«
    »Du bist wirklich ein harter Bursche«, sagte ich. »Ich werde deine weibischen Tränen ignorieren, sobald sie anfangen zu rollen.«
    Er lächelte, blickte auf meine Hand und erstarrte. Ich sah ebenfalls hin und zuckte zusammen.
    Eine nadeldünne Linie aus Quecksilber lief von der Fingerrüstung über meinen Handrücken, bis zu einem ebenfalls hauchdünnen metallischen Band, das jetzt mein Handgelenk umringte. Ich bewegte ein wenig die Hand, und das Metall bewegte sich geschmeidig mit meiner Haut mit, als wäre es organisch und mit dem Knochen verbunden.
    Ich hatte die ganze Zeit meinen Handschuh getragen und deshalb keinen Verdacht geschöpft.
    »Maxine«, sagte Grant.
    »Mein anderer Plan, um nach China zu kommen, war gescheitert.« Ich flüsterte, weil es mir plötzlich schwer fiel zu sprechen. »Ich habe das hier benutzt, um herzukommen. Es war ein Unfall.«
    »Es ist gewachsen.«
    »So etwas kommt vor, wie du dich vielleicht erinnerst.«
    Ich jedenfalls erinnerte mich, erinnerte mich an die Ödnis und daran, in der Dunkelheit wie in einem Grab zu liegen, in dem endlosen Fluss gefangen zu

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