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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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an.
    »Unseres«, flüsterte Zee und drückte das Kind an sich. »Aber es ist nicht richtig so. Wir müssen sie stark machen, während die Sonne steigt. Sicher und stark.«
    Schmerz zuckte in Suchers Augen auf, doch er hockte sich hin und streckte die Hände aus. Zee zögerte, und die Jungs grollten voller Unbehagen.
    »Zee«, sagte Sucher ruhig. »Ich erinnere mich, wie man sich um ein Baby kümmert.«
    »Wir holen sie heute Nacht zurück«, sagte Zee besitzergreifend und küsste das Baby auf die Stirn. Es berührte sein scharfes Gesicht mit seinen unfassbar kleinen Händen und lächelte.
    »Kleine Strahlende«, flüsterte er wieder und reichte es Sucher, der das Baby in seine großen Hände nahm und es an seine Brust drückte.
    Die Sonne erklomm den Horizont. Zee und die Jungs verschwanden in einer Rauchwolke, hüllten das Baby ein, sanken
in seine Haut, glitzerten wie Sternenstaub und wurden zu Adern von Silber und Quecksilber, bis sich ihre Tätowierungen auf ihrem kleinen Körper so fest zusammendrückten, dass es aussah, als wäre das Kind aus Obsidian gemeißelt. Es packte Suchers Tunika mit seinen kräftigen kleinen Fingern und seufzte.
    »Lady Jägerin«, murmelte Oturu. Und ich merkte erst jetzt, dass sich der Dämon bewegt hatte. Ich hatte es gar nicht wahrgenommen, weil ich so auf das Baby und meine Jungs konzentriert gewesen war.
    Als ich jetzt aufsah, schrak ich zusammen, da er dicht hinter mir stand. Sein schwarzer Umhang und sein Haar flatterten wild in alle möglichen Richtungen. Nichts an ihm war anders als früher; die Krempe seines Hutes war noch immer heruntergezogen und verbarg seine Augen. Sein blasses Kinn war immer noch scharf geschnitten.
    Aber er schien mich direkt anzusehen, eine Strähne seines Haars zuckte vor und berührte meine Wange. Die Narbe unter meinem Ohr, die er mir hinterlassen hatte, kribbelte.
    »Lady Jägerin«, wiederholte er. »Geh nach Hause.«
    Meine rechte Hand brannte. Ein Lichtblitz blendete meine Augen.
    Einen Moment später war ich verschwunden.

13
    A ls ich das nächste Mal die Augen aufschlug, hockte ich auf Händen und Knien. Es klingelte mir in den Ohren, und ich hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Sie schliefen auf meiner Haut. Ich betrachtete meine Fingernägel, die so schwarz wie Öl waren und wie Quecksilber glitzerten. Meine rechte Hand war ganz schwarz vor Tätowierungen.
    Die Rüstung schien schon wieder gewachsen zu sein. Das Armband, das meine Handgelenke wie eine zweite Haut umgab, hatte sich fast zwei Zentimeter auf meinem Arm ausgebreitet. In das glänzende Metall war ein kompliziertes Muster von verschlungenen Linien eingeätzt, das wie Schuppen oder Rosen oder wie die gewundenen Gänge eines Labyrinths aussah und sich mit meinen Tätowierungen vermischte.
    Ich lag auf dem Boden in Grants Wohnzimmer. Sonnenlicht überflutete mich. Ich warf aus den wunden Augen einen Blick nach rechts. Grant lag auf dem Rücken und rieb sich das Gesicht. Ich stieß ihn mit dem Fuß an, und er sah mir zu, mit einem schmerzlichen Blick aus seinem schmerzverzerrten Gesicht. Er hätte einen Kater haben können, hätte er denn jemals Alkohol getrunken.
    Killy lag einige Schritte von uns entfernt, die Augen geschlossen.
Sie atmete, rührte sich aber nicht. Von dem Chinesen, den Rex besessen hatte, war nichts zu sehen.
    Ich sank auf die Seite, rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Grant nahm meine Hand, mehr nicht. Ich hätte ihn fast gefragt, wie lange ich verschwunden gewesen war, doch es schien offenkundig, dass mich niemand vermisst hatte. Was ich nach meinem Verschwinden aus China und meiner Ankunft hier erlebt hatte, war nur für mich allein gedacht gewesen: eine Vision, ein Traum, eine Erinnerung der Jungs.
    Zee hatte gesagt, er erkenne den Geruch des Avatars an Vater Ross’ Körper. Mr. Koenig. Der in einem anderen Leben dafür gesorgt hatte, dass eine meiner Ahnfrauen ermordet wurde. Nicht um meine Blutlinie auszurotten, sondern um sie zu kontrollieren.
    Das war durchaus logisch. Wer eine Jägerin kontrollierte, der kontrollierte auch die Jungs. Das musste zu jener Zeit recht verlockend gewesen sein. Nur hatte er nicht vorausgesehen, dass Zee und die anderen die Angelegenheit in ihre eigenen Hände nehmen würden. Sie zogen das Kind selbst groß, mit ein wenig Hilfe.
    Aber jetzt wollte er meinen Tod. Er wollte mich aus dem Weg räumen.
    Wenn dich der Häuter tötet, Jägerin, wird der Gefängnisschleier fallen.
    Ich schüttelte den Kopf und

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