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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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und lief geradewegs in Tasya.
    »Und, hast du was Wichtiges herausbekommen?«, flüsterte sie.
    »Was zum Henker machst du denn noch hier? Lauf. Los, lauf um dein Leben!« Er schubste sie vorwärts.
    Schlaues Mädchen. Sie fragte nicht lange, sondern sprintete in die Dunkelheit.
    Er rannte mit ihr, seine Hand in ihren Rücken gestemmt.
    Das Licht wurde schwächer, der Tunnel zunehmend enger. Sie liefen durch nacktes Erdreich und Felsgestein … der Salzduft der See trieb Rurik vorwärts.
    Dunkelheit umfing sie. Tasya stolperte über Geröll.
    Er fing sie noch rechtzeitig auf, bevor sie stürzte. »Bück dich. Die Decke wird zunehmend niedriger. Ich glaube, wir müssen weiterkriechen.« Auf Händen und Knien zwängten sie sich durch den Gang, der sich zusehends verjüngte. Hinter einer Biegung gewahrte er Licht. »Wir haben es gleich geschafft.«
    »Es wird immer enger.« Sie zitterte vor Erschöpfung - und vor Panik.
    Klaustrophobie. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! »Lass mich vor. Wenn ich durch die Öffnung komme, schaffst du es auch.«

    »Jaaa. Okay.« Sie klang ein wenig erleichtert.
    Während er sich an ihr vorbeizwängte, keuchte er: »Beeil dich. Das Grab fliegt gleich in die Luft.« Es war mit Sicherheit keine gute Idee, ihre Panik noch zu verstärken, er kannte Tasya jedoch inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie in kritischen Situationen über sich selbst hinauswuchs.
    Das musste er ihr nicht zweimal sagen. Sie krabbelte hektisch weiter.
    Sie erreichten die Stelle, wo sich der unterirdische Gang in einer Kurve wand. Dahinter gewahrte er eine schmale Öffnung, durch die helles Sonnenlicht einfiel. Sie robbten zunehmend schneller. Der Tunnel wurde immer enger, mündete in eine enge Spalte, und er kroch auf allen vieren weiter. »Jetzt sind es nur noch wenige Meter, und du hast es geschafft!«
    Zunächst war die Vibration wie das Summen eines Bienenschwarms, das zu einem unheilvollen Brummen anschwoll. Sie spürten ein Beben, das den Stollen erschütterte. Der Boden hob sich unvermittelt, und Rurik streckte panisch die Arme aus, bemüht, das Gestein auf der Außenseite zu umklammern.
    Tasya schrie.
    Unter der heftigen Druckwelle brach der Tunnel ein, begrub sie unter sich.

6
    T asya bekam keine Luft mehr. Ein zentnerschweres
    Gewicht drückte auf ihre Lungen, schnürte ihr den Atem ab. Es war stickig. Und finster. Sie lag unter Erdreich begraben. Schmeckte körnigen Staub im Mund.
    Ihr schlimmster Albtraum war zur bitteren Realität geworden.
    Sie war lebendig begraben.
    Sie wimmerte hilflos, hatte jegliche Orientierung darüber verloren, wo der Ausgang sich befand.
    Irgendein Ding packte sie. Etwas zerrte an ihren Schultern. Sie kämpfte, versuchte angestrengt, sich mit den Fersen vom Boden abzustemmen. Versuchte, sich aus den Erdmassen zu wühlen.
    Ihr Kopf traf auf etwas Hartes. Sie fühlte, wie etwas blitzartig an ihr vorbeiglitt. Und packte einen Metallgriff, den sie als eine Art Stemmeisen benutzte. Sie versuchte zu schreien, rang panisch nach Luft.
    O Gott. Sie würde sterben. Hier in der Dunkelheit. Sie würde qualvoll in der Dunkelheit ersticken.
    Dann war ihr Kopf plötzlich draußen. Draußen, im Freien. Sie sah nichts, denn ihre Lider waren mit Dreck verkrustet. Sie konnte nicht atmen. Mund und Nasenlöcher waren verklebt. Sand und winzige Geröllpartikel rieselten aus ihren Haaren. Gleichwohl spürte sie den Lufthauch und wärmende Sonnenstrahlen.
    Irgendetwas zerrte energischer an ihr. Zog sie der
Länge nach aus dem Tunnel, der ihr sicheres Grab gewesen wäre, und bettete sie auf den Boden.
    Hektisch rieb sie sich mit den Händen über ihr Gesicht, spuckte Erde und japste wie eine Ertrinkende nach Luft. Ihr Kopf dröhnte.
    Sie würde sterben.
    »Komm, lass gut sein.« Rurik. Rurik war da. »Ich bin ja bei dir.«
    Er bedeckte ihren Mund mit seinem, hauchte ihr seinen Atem ein.
    Ihre Lungenflügel füllten sich. Als er den Kopf wegzog, hustete sie. Hustete und hustete, spuckte Erde, schnappte nach Luft, atmete durch die Nase aus … sie lebte. Sie fühlte sich sterbenselend, aber sie lebte.
    Als sie zögernd die Lider aufklappte, stellte sie fest, dass sie auf einem schmalen Felsvorsprung lag, auf einer Klippe hoch über dem wild wogenden Ozean.
    Rurik saß neben ihr, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen. Er spähte auf das Meer hinaus. Seine Haare starrten vor Schmutz, genau wie seine Brauen, seine Kleidung. Aus einer Wunde an seiner lehmverklebten Schläfe sickerte ein dünner

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