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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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wussten, wie sich das Schloss in wenigen Sekunden knacken lässt.«
    Sie deaktivierte das Siegel und öffnete die Tür. »Um die Uhrzeit war bestimmt kaum jemand auf der Straße. Vielleicht irgendwer mit seinem Hund, der vor dem Schlafengehen noch kurz spazieren gegangen ist, oder irgendwelche Leute, die an dem Abend aus waren. Aber in einer solchen Gegend passen die Leute aufeinander auf. Sie müssen also schnell und unauffällig gewesen sein.«
    Sie trat in den schmalen Flur zwischen Ess- und Wohnbereich. »Was hatten sie dabei? Wahrscheinlich zwei Taschen, weiter nichts. Nichts Auffälliges oder Großes. Weiche, schwarze Taschen für die Waffen, den Jammer und die Schutzkleidung. Sie haben sich bestimmt nicht draußen umgezogen, denn dabei hätte vielleicht jemand sie gesehen. Ich gehe jede Wette ein, dass sie sich hier drinnen umgezogen haben, direkt hinter der Tür. Sie
sind in ihre Overalls gestiegen und haben sich dann sofort aufgeteilt. Einer ist gleich in die obere Etage und der andere hat sich Inga vorgeknöpft. Sie haben kein Wort miteinander geredet, denn ihr Plan stand längst fest.«
    »Vielleicht haben sie sich Handsignale gegeben«, schlug Peabody vor. »Vielleicht hatten sie Nachtsichtgeräte auf.«
    »Ja. Auf jeden Fall wussten sie auch genau, was jeder machen musste. Sie haben ihr Vorgehen nämlich sicher vorher simuliert. Ich gehe jede Wette ein, sie haben die Morde vorher mehrfach simuliert.« Sie ging in Richtung Küche und stellte sich die vollkommene Dunkelheit und Stille in der Tatnacht vor. Der Mörder war sofort nach hinten durchgegangen, dachte sie. Er war entweder vorher schon mal hier oder er hatte einen Grundriss von dem Haus. Sie blickte auf die Bank, auf der Nixie gelegen hatte, als der Kerl hereingekommen war.
    »Er hat nicht mit dem Kind gerechnet und es deshalb nicht gesehen.«
    Sie ging in die Hocke und musste sich etwas verrenken, bis sie die Stelle entdeckte, an der die Limonadendose von der Spurensicherung gefunden worden war. »Selbst wenn er sich umgesehen hätte, hätte er das kleine Mädchen auf der Bank wahrscheinlich nicht entdeckt. Aber er hat sicher geradeaus gesehen, dorthin, wo das Schlafzimmer der Haushälterin liegt.«
    Inga war sehr ordentlich gewesen, wie bei einem Menschen, der sich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er für andere Ordnung machte, auch nicht anders zu erwarten war. Trotz des Durcheinanders, das die Spurensicherung in ihrer Wohnung hinterlassen hatte, war deutlich zu erkennen, wie aufgeräumt es dort zuvor gewesen war. Die von den Technikern benutzten Chemikalien hatten weder den Gestank des Todes noch den
frischen Duft der Blumen, die in einer Vase auf dem Couchtisch standen, völlig überdeckt.
    Eve stellte sich vor, wie Nixie hier hereingekrochen war, ein aufgeregtes kleines Mädchen, das hoffte, dass es zwei Erwachsene bei etwas Verbotenem überraschen würde, wenn es leise war.
    Die Schlafzimmertapeten, der Nachttisch, die Matratze und der Boden waren blutgetränkt.
    »Sie hat auf der rechten Betthälfte geschlafen, wahrscheinlich auf der Seite. Sehen Sie?« Eve trat durch die Tür des Zimmers und zeigte auf das blutige Muster.
    »Er ist neben diese Seite des Bettes getreten und hat ihren Kopf wahrscheinlich an den Haaren hochgezerrt. Die Spritzer an den Wänden zeigen, dass er ihren Kopf etwas gedreht hat, dass sie also auf der linken Seite lag, genau so, wie er sie nach dem Schnitt durch ihren Hals liegen gelassen hat. Er hat ihr Blut an seinen Kleidern, aber das ist ihm egal. Schließlich wird er seine Kleider wechseln, ehe er das Haus wieder verlässt. Also geht er in Richtung Küche zurück und läuft dabei direkt an dem Kind vorbei.«
    Eve machte auf dem Absatz kehrt und ging ebenfalls in Ingas Wohnzimmer zurück. »Er muss direkt an ihr vorbeigelaufen sein. Trotz der Todesangst, die sie ganz sicher hatte, war sie unglaublich mutig und beherrscht. Sie hat keinen Piep gesagt.«
    Sie drehte sich noch einmal um, um das Schlafzimmer von außen zu studieren. »Es ist alles noch an seinem Platz. Er hat außer ihr nichts in dem Raum berührt. Es ging ihm also ausschließlich um sie und um seine Mission. «
    »Gehen Sie wirklich davon aus, dass dies eine Mission war?«
    »Was denn sonst?« Eve zuckte mit den Schultern.
»Schließlich ist er sofort wieder gegangen, nachdem seine Arbeit hier erledigt war. Warum hat er für den Weg nach oben nicht einfach die Hintertreppe benutzt?«
    »Ah …« Peabody runzelte nachdenklich die Stirn.

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