In den Armen des Eroberers
werdende Begierde. Nackt, erregt fanden sie ins Bett, umschlangen einander, ließen voneinander ab, um sich sogleich erneut zu vereinen. Leises Murmeln war zu hören, Devils tiefes Grollen und Honorias atemloses Keuchen. Sie nahmen sich endlos Zeit, mit neuen Augen und geschärften Sinnen lernten sie einander von neuem kennen. Devil erforschte jede weiche Rundung, jedes Fleckchen elfenbeinfarbener Haut, jeden flatternden Puls, jede einzelne erogene Zone. Nicht weniger verzaubert eroberte Honoria auch seinen stählernen Körper von neuem, seine Kraft, seine Reaktionen, sein meisterhaftes Können. Und seine Hingabe an ihre Erfüllung – der nur ihr eigener Bedacht auf seine Lust gleichkam. Die Zeit stand still, während sie einander erkundeten, einander Lust bescherten, während ihr Murmeln in leise Schreie und ersticktes Stöhnen überging. Erst als sie beide schon fast erschöpft waren, lehnte sich Devil zurück und hob Honoria über sich. Sie setzte sich rittlings auf ihn, bog den Rücken durch und ließ ihn ein, genoß jede Sekunde, bis er tief in ihr versenkt war.
Die Zeit zerplatzte. Wie ein kristallener Augenblick hing sie zwischen ihnen, zitternd, erfüllt von Empfindungen. Die Blicke ineinander versenkt, hielten beide still, dann schloß Honoria die Lider. Mit hämmerndem Herzen hörte und fühlte sie seinen Herzschlag in ihrem Inneren, schmeckte sie die Kraft, die in sie eingedrungen war, fand sie die Macht, die er über sie hatte, bestätigt. Unter ihr schloß Devil die Augen und ließ die weiche Weiblichkeit, die ihn aufnahm, auf sich wirken, diese Weiblichkeit, die ihn so fesselte, daß er sich niemals wieder würde befreien können.
Dann bewegten sie sich, die Körper in perfektem Gleichklang, die Seelen über Wollen und Denken hinaus vereint. Zu erfahren, um überstürzt vorzugehen, kosteten sie jeden kleinen Schritt auf ihrem langen Wege aus, bis sich vor ihnen die Tore zum Paradies auftaten. Gemeinsam traten sie ein.
»Wenn ich nicht im Hause bin, Webster, laßt Ihr außer meinen Tanten und Vane keinen Menschen ein. Falls Besuch für Ihre Gnaden kommt, fühlt meine Gattin sich nicht wohl. In der unmittelbaren Zukunft empfangen wir keine Gäste – so lange nicht, bis diese Angelegenheit geklärt ist.«
»Jawohl, Euer Gnaden.«
»Ihr wie auch Mrs. Hull werdet dafür sorgen, daß kein Mensch Gelegenheit findet, sich an Speisen oder Getränken zu schaffen zu machen. Übrigens«, Devil sah Webster an, »habt Ihr den restlichen Brandy untersuchen lassen?«
»Ja, Euer Gnaden. Der Rest der Flasche war einwandfrei.« Webster straffte die Schultern. »Ich kann Euer Gnaden versichern, daß ich keinen vergifteten Brandy in die Karaffe gefüllt habe.«
Devil sah ihm fest in die Augen. »Davon bin ich überzeugt. Haben wir kürzlich neue Dienstboten eingestellt?«
Websters Haltung lockerte sich ein wenig. »Nein, Euer Gnaden. Wie gewohnt, haben wir für den gestrigen Ball einige unserer Leute aus Somersham kommen lassen, Angestellte, die sich schon lange Eures Vertrauens erfreuen. Es gibt keine Fremden unter der Dienerschaft, Euer Gnaden.« Den Blick auf einen Punkt oberhalb von Devils Kopf gerichtet, fuhr Webster fort: »Gestern abend war jeder einzelne Angestellte zu jedem Zeitpunkt mit einer fest vorgeschriebenen Tätigkeit beschäftigt.«
Webster sah Devil wieder an. »Kurz und gut, kein einziger Dienstbote war nicht zur vorgeschriebenen Zeit an dem ihm vorgeschriebenen Ort oder hätte Zeit genug gehabt, um unbemerkt Eure Gemächer aufsuchen und wieder zurückkommen zu können. Ich fürchte, wir müssen davon ausgehen, daß ein Gast, der weiß, wo sich die herzoglichen Gemächer befinden, das Gift hereingeschmuggelt hat.«
»So sieht es aus.« Diesen Gedanken hatte Devil auch schon erwogen, diesen und noch manchen anderen. Er wandte sich Sligo zu. »Du, Sligo, begleitest Ihre Gnaden, wohin immer sie auch gehen mag. Begibt sie sich an die Öffentlichkeit, gehst du an ihrer Seite, nicht hinter ihr.« Er sah Sligo fest an. »Du beschützt sie mit deinem Leben.«
Sligo nickte; er verdankte Devil nicht nur einmal sein Leben und fand nichts Absonderliches an diesem Befehl. »Ich stehe dafür ein, daß kein Mensch ihr zu nahe kommt. Aber …« Er runzelte die Stirn. »Wenn ich bei Ihrer Gnaden bleiben muß, wer ist dann bei Euch?«
»Ich habe dem Tod schon öfter ins Auge gesehen – das hier ist nichts Neues für mich.«
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Euer Gnaden«, mischte Webster sich ein.
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