In den Armen des Feindes
hätte!
6. Kapitel
Was zum Teufel hatte er sich nur dabei gedacht, diese herablassende Teufelin zu küssen?
Rosalinds Kuss wärmte noch immer seine Lippen, als Malcolm auf dem Weg zu seinen Räumen durch die langen Gänge der Burg schritt. Eigentlich hatte er vor dem Essen nur noch kurz mit ihr sprechen wollen, um sicherzugehen, dass sie die Angelegenheit mit dem Küchenpersonal zu ihrer Zufriedenheit hatte lösen können. Irgendwie hatten ihn dann diese ungewöhnlichen Augen nicht mehr losgelassen, er war in diesem Blick versunken, hatte Rosalind in seine Arme gezogen, als wäre sie eine hübsche Magd und keine widerborstige englische Adlige.
Es wäre ihm leichter gefallen, den ganzen Zwischenfall zu vergessen, wenn nicht ihr gertenschlanker Körper sich an ihn geschmiegt und all die heiße Leidenschaft in ihm geweckt hätte, derer ein Mann fähig war. Gerade so, als hätte sie sich ihm in diesem Moment in die Haut eingebrannt. Malcolm wusste, solange er auf Erden wandelte, würde er sich daran erinnern, wie sich ihr Körper anfühlte.
Nachdem er in seinen Räumen im anderen Turm der Burg angekommen war, zog er sich langsam für das Abendessen um. Er hatte keine Eile, sie heute Abend wiederzusehen. Wie sollte er das Fest an ihrer Seite überstehen, wenn sich seine Hände nur danach sehnten, wieder ihre weichen Formen zu berühren? Tod und Teufel, sie war eine Adlige. Und das hieß, dass niemand sie ohne ein Eheversprechen anfassen durfte.
Plötzlich quälte ihn die deutliche Vorstellung von Beaumonts feuriger Herrin im Schmuck eines festlichen Hochzeitsgewands. Er blinzelte schnell, um das Bild zu verscheuchen. Was war nur los mit ihm? Er wollte eine Frau, die Freude an Heim und Herd hatte, eine Frau, die in der Familie ihre Erfüllung fand. Rosalind hatte lieber eine Armbrust als ein Baby auf dem Arm. Und das machte sie zu genau der Art Weib, mit dem er nie mehr etwas zu tun haben wollte. Das hatte er sich geschworen.
Trotzdem kam er nicht umhin, sie wegen ihrer Loyalität dem Besitz ihrer Familie gegenüber zu bewundern. Sie konnte eine Ernte organisieren. Anstatt von einem hohen sicheren Turm aus ihren Leuten beim Arbeiten zuzusehen, schuftete sie selbst schwer, um ihnen zu helfen. Auch wenn es vielleicht dumm von ihr gewesen war, sich ihm am Tag seines Angriffs kampfeslustig entgegenzustellen, so hatte sie nur gezeigt, dass sie, genau wie sein eigener Clan, dem Wahlspruch folgte: "Die Familie geht vor."
Während er sich in einem Becken neben dem Kamin das Gesicht mit frischem Wasser wusch, fragte Malcolm sich, ob für einen Mann, dem diese Furchtlosigkeit gefiel, eine so starke Frau nicht vielleicht sogar die Richtige sein würde. Wenn er jemals wieder heiraten würde, hatte Ian geschworen, dann nur solch ein Mädchen. Und als der Erbe der Burg Tyrran würde sein Bruder gar keine andere Wahl haben, als eines Tages wieder zu heiraten. Würde Ian Rosalind für sich fordern?
Beim Himmel, sie verdiente den Schutz eines mächtigen Mannes, eines Mannes, der ihrer Stärke und Klugheit würdig war. Doch obwohl Malcolm die Logik dieses Plans erkannte, krampfte sich ihm der Magen zusammen, wenn er sich vorstellte, wie Rosalind in den Armen eines anderen Mannes lag.
Das abendliche Essen entpuppte sich als das endloseste in Rosalinds Leben.
Sie speiste neben Malcolm am Hohen Tisch und war sich jeder seiner Bewegungen, jeder seiner Gesten bewusst. Er hatte sich auf dem Platz des Ranghöchsten niedergelassen. Immerhin war er der anerkannte Laird, wenn auch Rosalind nicht in ihrer Ehre verletzt wurde, da sie direkt neben ihm saß. Vielleicht hätte dieser Platz ihrem verletzten Stolz gut getan, wenn sie heute Abend nicht immer an den Kuss hätte denken müssen.
Ob er ihre Gegenwart ebenso beunruhigend empfand wie sie die seine? Sie schämte sich, daran zu denken, dass Gregorys Umarmungen – es waren in der Tat nur wenige gewesen – in ihr auch nicht annähernd das leidenschaftliche Gefühl geweckt hatten, das Malcolms Liebkosungen in ihrem Innersten hervorgerufen hatten. Vielleicht war sie mit siebzehn Jahren einfach noch nicht bereit gewesen, geküsst zu werden, während sie jetzt zur Frau erblüht war. Das musste es wohl sein.
Rosalind konnte nicht glauben, dass es Malcolms Kuss zuzuschreiben war, dass sie jetzt nach Atem rang und dieses Verlangen verspürte. Das war einfach zu lächerlich. Unmöglich. Vor allem erschien es ihr höchst illoyal ihrer Familie gegenüber, die schließlich durch seine
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