In den Armen des Feindes
möchte mich nur für das Abendessen fertig machen." Sie trat zurück, während sie ihr feuchtes Haar mit dem Leinentuch trocken rieb und hoffte, wenn sie besonders fest rubbelte, würde das ihr helfen, einen klaren Gedanken zu fassen.
"Seid Ihr bestimmt nicht krank?" In seiner Stimme schwang plötzlich echte Besorgnis mit, während Malcolm zu ihr trat und sie nun noch enger beieinander standen als zuvor. Mit schwieligen Fingern strich er ihr über die Wange. "Ihr seht erhitzt aus."
Er war jetzt viel zu nahe. Rosalinds Haut begann zu prickeln, weil sie sich seiner Wärme bewusst wurde, seiner Kraft, seiner Männlichkeit. Seine Finger glitten sachte über ihren Hals, fuhren ihr durchs Haar. Er zog sie noch dichter an sich heran. Der Himmel mochte ihr beistehen, sie war fasziniert von ihm und sicher kein bisschen besser als ihre mannstollen Küchenmädchen.
Und doch konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Seine blauen Augen hielten sie noch stärker gefangen, als seine Arme es je getan hatten. Sie forschten nach ihren Geheimnissen, rissen ihre Schutzmauern ein, die sie gegen ihn aufgebaut hatte. Rosalind öffnete den Mund, um etwas zu sagen – um ihn aufzuhalten? Ihn noch näher zu sich zu rufen? Sie wusste es nicht, brachte kein Wort heraus, bis sich sein Mund auf den ihren senkte und ihn mit einem brennenden, alles versengenden, wunderbaren Kuss versiegelte.
Ihr Herz schlug heftig vor Furcht und auch vor Hunger, vor Verlangen nach etwas, von dem sie wusste, dass es ihr verboten war. Dass es gefährlich war. Und trotzdem stieß sie ihn nicht von sich, versuchte gar nicht erst, auf ihren Verstand zu hören. Stattdessen verhielt sie sich völlig still und erlaubte ihm, ihr zu zeigen, wonach er verlangte. Wonach sie verlangte? Sie wusste es kaum. Seine Hand – stark, groß, sicher in dem, was sie tat – glitt um ihre Taille und zog sie fester an ihn. Zart trafen seine Lippen die ihren, verführten sie sanft, in den Kuss einzuwilligen. Da sie bei der ersten Berührung erschrocken nach Luft schnappte, machte sie es ihm nur leichter, sie noch fester zu küssen. Sein Kuss schmeckte so verführerisch, wie ihr noch keine verlockende Speise geschmeckt hatte, und sie wurde von einem Verlangen gepackt, das ihr die Knie weich werden ließ. Er fühlte sich genauso an, wie sie es sich in ihren Träumen vorgestellt hatte, und willenlos gab sie sich seiner Umarmung hin.
Und dann spürte sie es. Genauso hatte eines ihrer Mädchen die Wirkung eines echten, leidenschaftlichen Kusses beschrieben – ein fast unerträglich erwartungsvolles Gefühl flammte in ihrem Innern auf.
Oh nein!
Sie stemmte sich gegen seine Schultern, fest entschlossen, sich von dem verführerischen Zauber zu befreien, den er um sie gewoben hatte. Sofort ließ er sie los und trat rasch einen Schritt zurück. Einen Augenblick lang sah er überrascht aus, so als bemerkte er erst jetzt, wen er da geküsst hatte. Doch Rosalind war wütend.
Auf ihn.
Auf sich.
Auf Gregory, weil er nie solche Gefühle in ihr geweckt hatte.
"Jetzt seid Ihr mir böse." Malcolms Stimme war heiser, und in den leise gesprochenen Worten lag ein solch intimer Klang, dass es Rosalind erschien, als würden die Worte in ihr widerhallen.
Sie brachte keinen Ton heraus und konnte nicht glauben, dass sie gerade hier gestanden und sich von ihm hatte küssen lassen. So, als wären sie keine Feinde. Als wären sie miteinander verlobt. Und was noch schlimmer war, es hatte ihr gefallen. Immer noch spürte sie etwas von der heißen Leidenschaft, die er in ihr geweckt hatte.
"Ich wollte Euch nicht kränken, Rosalind!" Er streichelte mit dem Daumen zart über ihre Wange. "Ihr seid einfach atemberaubend."
"Geht!" Sie wandte sich von ihm ab. Seine Berührung hatte sie viel zu sehr erregt, und sie schämte sich, ihn anzublicken.
"Es war doch nur ein Kuss. Ihr müsst deswegen doch nicht so wütend sein."
"Glaubt mir, ich bin es aber." Sie betete darum, dass er das Zittern in ihrer Stimme nicht hörte. Und wenn er meinte, dass das "nur ein Kuss" war, dann fragte sie sich, wie er sich wohl erst einer Frau gegenüber benahm, die er in seinem Bett haben wollte. "Raus!"
Sie spürte Malcolms ungläubige Blicke, auch wenn sie ihm entschlossen den Rücken zuwandte.
"Ihr zeigt heute, dass Ihr Engländerin seid, Mylady. Kalt wie Stein." Rosalind wartete, bis sie hörte, dass er sich entfernte und die Tür hinter sich schloss. Dann ließ sie sich in einen Sessel fallen.
Wenn er doch nur Recht
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