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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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verführerischen Blick.
    Sobald sie endlich die schwere hölzerne Küchentür hinter sich schließen konnte, war Rosalind fast schwach vor Erleichterung. Langsam legte sich der Aufruhr in ihrem Innern.
    Erst im Schutz der Burg erinnerte sie sich daran, dass es nicht allein ihre Ernte war, die es zu feiern gab. Sie hatte Beaumont, sich selbst und den Lohn einer guten Ernte einem anderen versprochen, dessen Gesicht jedoch mit jedem Tag immer mehr vor ihrem inneren Auge verschwamm.
    Allerdings fand sie kaum Zeit, sich zu erholen. Schon kurz darauf drangen wütende Worte an ihr Ohr.
    "Moira, du Schlampe", kreischte eine weibliche Stimme. "Du wusstest, dass er mir gehörte." Ein ziemlicher Lärm zeugte davon, dass etwas zerbrochen war.
    "Kann ich etwas dafür, wenn er mich lieber mag?", schnurrte eine aufreizend träge Stimme.
    "Wie kannst du sagen, dass er dich lieber mag? Du hast auch geglaubt, Lord Evandale würde dich allen anderen vorziehen. Bloß dann konnte er dich nicht schnell genug loswerden, als …"
    Sie sprachen von Gregory? Rosalind verwarf alle Gedanken an Malcolm und trat, ohne auf das durch die Luft fliegende Geschirr zu achten, zwischen die Streitenden. "Hört sofort auf zu schreien, oder ich werfe euch hinaus!"
    Helga, die Köchin, kam völlig aufgelöst herbeigeeilt. "Mylady, ich versuchte, sie unter Kontrolle zu halten, aber sie fingen an, solch böse Sachen zu sagen …"
    "Genug." Rosalind hob die Hand, um den Redeschwall zu unterbrechen, und ging auf die beiden aufgebrachten Frauen zu. Rasch beschloss sie, nicht auf der Stelle zu klären, was die beiden gemeint hatten, als sie über Gregory sprachen. Auch wenn es an ihr nagte, dass sie nicht wusste, worum es ging, ihren Stolz würde sie nicht opfern. "Redet."
    Ein Milchmädchen mit Namen Deirdre trat vor und knickste, während sie ihre verrutschte Haube richtete. "Es tut mir Leid, Mylady. Es waren Moira und ich, die gestritten haben."
    Die andere junge Frau, eine Dienerin, die Gregory oft mit Aufmerksamkeiten überschüttet hatte, machte ein unbeteiligtes Gesicht. Deirdre fuhr eilig fort: "Ich habe jedem erzählt, dass ich mein Herz an einen der Schotten gehängt habe. Ein wirklich hübscher Bursche aber auch. Und dann, vorgestern, hat er mir zugezwinkert, so richtig lieb. Aber bevor ich überhaupt Gelegenheit hatte, mit ihm zu reden, hat sich Moira ihm an den Hals geworfen wie eine Schlampe, die sie ja auch ist!" Ihr Gesicht war rot vor Zorn. Sie war ein großes und hübsches Mädchen, aber noch jung genug, um ein wenig linkisch und schlaksig zu wirken.
    "Stimmt das, Moira?" Rosalind wollte kein Urteil fällen, bevor sie nicht beide Seiten gehört hatte. Sie war mit diesen jungen Frauen aufgewachsen. Und in einem Haushalt, der während der letzten paar Jahre hatte zusammenhalten müssen, verwischten sich schnell die Grenzen zwischen Hoch und Niedrig. Jetzt, da sie daran dachte, erinnerte sie sich, dass sie Gregory einoder zweimal in stillen Winkeln der Burg dabei erwischt hatte, wie er sich mit Moira unterhielt.
    Träge lächelte die Angesprochene und machte sich noch nicht einmal die Mühe, die gründliche Betrachtung ihrer Fingernägel zu unterbrechen. "Ich denke schon."
    "Glaubst du, dass du Deirdre gegenüber fair gehandelt hast?"
    Dieser Ärger hier zerrte an ihren Nerven, die schon durch die Ernte und das Zusammentreffen mit Malcolm angespannt genug waren.
    "Ich glaube, Deirdre ist zu jung, um mehr zu tun, als nur von einem richtigen Mann zu träumen. Wenn er sie hätte haben wollen, wäre er sicher bei einer der vielen Gelegenheiten zu ihr gegangen, bei denen sie ihn mit ihren großen Kuhaugen angehimmelt hat."
    Auf Deirdres Gesicht erschienen vor Wut rote Flecke. Rosalind schwor sich im Geheimen, niemals für einen Mann so sehr ins Schwärmen zu geraten, dass sie sich am Ende so kindisch benehmen würde.
    "Moira." Rosalind war fest entschlossen, den Rest von Autorität zu wahren, der ihr geblieben war. "Du wirst dich in Zukunft etwas mehr beherrschen."
    "Vielleicht sollte Deirdre stattdessen etwas erwachsener werden. Außerdem", flötete die Dienerin und betrachtete Rosalind mit unverschämtem Blick, "nehme ich nur von dem neuen Herrn Befehle an, nicht von der abgesetzten Herrin."
    Alle schnappten hörbar nach Luft und warteten ab, was Rosalind jetzt wohl tun würde.
    "Ich mag der neue Burgherr sein", grollte in dem Augenblick Malcolm, der wie eine Gewitterwolke unverhofft aufgetaucht war. In seinen blauen Augen blitzte ein kaltes Feuer,

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