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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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Landsleute den Tod gefunden hatte. Mochten die Heiligen ihr ihre Schwäche vergeben!
    Das heute Abend stattfindende Erntefest war das bisher prächtigste Essen in dieser Jahreszeit. Das Bier floss in Strömen, und immer wieder wurden Platten mit Fisch, Kapaun, gefüllten Spanferkeln und Wildbret herangeschleppt. Moira bediente am Kopf der Tafel, Malcolm schien ihr indes keine Beachtung zu schenken. Rosalind lächelte sie an, aber das Mädchen nickte ihr nur kurz zu, und Rosalind dachte, dass sie die Dienerin hätte besser nicht so ungestraft davonkommen lassen sollen. Sie nahm sich vor, ein wachsames Auge auf das widerspenstige Mädchen zu haben.
    Zufrieden darüber, dass das Fest ein Erfolg war, war Rosalind auch endlich bereit, sich selbst zu verzeihen, als Malcolm mit dem Messer an seinen Kelch klopfte, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erhalten.
    "Liebe Freunde", rief er, hob den Kelch und prostete den anderen zu, "eure geehrte Burgherrin gibt mir die Ehre, mich heute Abend auf einem Spaziergang durch ihren Garten zu begleiten."
    Rosalind wollte ihn unterbrechen, doch schon ergriff er ihre Hand und drückte sie. Sie schwieg, und ihr Unbehagen wuchs noch, als einige der Feiernden durch laute Zurufe ihre Zustimmung kundtaten.
    Malcolm stand auf und half ihr mit solch vollendet höflichen Manieren, wie sie sie zuvor noch nie bei ihm wahrgenommen hatte, sich von ihrem Stuhl zu erheben. "Wir überlassen euch nun eurem Vergnügen. Genießt die Früchte eurer harten Arbeit. Möge Gott uns noch viele so reiche und gute Ernten geben wie diese."
    Er bot ihr seinen Arm, und unter Rufen wie "Amen!" und "Hört, hört!" hob er seinen Kelch ein gutes Stück höher, und alle auf Beaumont prosteten sich auf eine blühende Zukunft zu.
    Rosalind hatte keine andere Wahl, als ihn auf seinem Weg aus der Halle hinaus zu begleiten. Sie wollte keinen Grund zu Klatsch und Tratsch geben, indem sie ihm jetzt eine Szene machte. Durch den Stoff ihres Gewandes hindurch spürte sie die Wärme von Malcolms Hand wie eine Liebkosung. Sofort überlief sie ein Schauer. Kaum waren sie außer Sichtweite der Feiernden, riss sie sich von ihm los.
     
    "Ich weiß nicht, was Ihr glaubt, was dieser Kuss zu bedeuten hatte, Malcolm McNair, aber ich schwöre Euch, wenn Ihr weiterhin nach Lust und Laune mit mir verfahrt, werdet Ihr es noch bereuen, dass Ihr Euch mir gegenüber so viel herausnehmt."
    Er zog sie in den von Fackeln erleuchteten Gang hinaus. Seine finster zusammengezogenen Brauen, die beinah einen harten Strich auf seiner Stirn bildeten, erschreckten sie. "Hebt Euch Euren Protest auf, bis wir sicher sein können, dass keiner uns hört. Wir werden dann miteinander reden."
    Er zog sie durch die Kapelle in den von Mauern umgebenen Garten hinaus und schlug die Tür hinter ihnen zu. Rosalind war insgeheim überrascht, wie gut er die Burg bereits kannte. Noch überraschter und erstaunter war sie allerdings, dass er sie ausgerechnet hierher an ihren Lieblingsplatz brachte, um sie zu bestrafen.
    Zielstrebig führte er sie zu einer Bank unter den Obstbäumen. Flüchtig wischte er das Regenwasser vom Sitz, drückte sie dann auf die Bank nieder und baute sich vor ihr auf, als wäre sie eine unglückliche Dienstmagd. "Was geschah, nachdem ich heute die Küche verlassen habe?"
    "Das war nun wirklich nicht meine Schuld. Wenn ich geahnt hätte, worauf Ihr aus wart, hätte ich Euch nicht erlaubt, mich zu küssen."
    "Zum Teufel!" Einen Moment lang sah er nicht ganz so finster drein. "Das meine ich nicht, Rosalind. Was geschah mit der Küchenmagd, die versucht hat, gegen Euch aufzubegehren?"
    Er hatte gar nicht ihren Kuss gemeint. Sie war dankbar dafür, dass die Schatten, die das Mondlicht warf, verbargen, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg. "Ihr meint Moira?"
    "Ich kenne doch den Namen des Mädchens nicht." Mit einer Handbewegung wehrte er ihre Frage entrüstet ab. "Welche Strafe habt Ihr über sie verhängt?"
    Rosalind schob abwehrend das Kinn vor. "Sie wird die zerbrochene Schüssel zur Hälfte bezahlen."
    "Und?"
    "Und nichts. Ich sagte beiden Mädchen, wenn sie zukünftig nicht mehr für Unruhe sorgen würden, ließen wir die Sache auf sich beruhen."
    "Das ist alles?" Seine laute Stimme schallte durch den Garten und wurde von den hohen Mauern zurückgeworfen.
    "Es gibt keinen Grund, so zu schreien." Sie senkte die Stimme und befürchtete ernsthaft, dass Malcolms zornige Worte einen ungünstigen Einfluss auf ihre Blumen haben könnten. Hatte sie sie

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