In den Armen des Feindes
als er jetzt in das Geschehen eingriff. "Aber ihr solltet besser wissen, dass Rosalind immer noch eure Herrin ist. Ihr werdet ihr in allen Dingen gehorchen, denn sie spricht in meinem Auftrag."
Er wandte sich an Rosalind. "Ich hoffe, Ihr bestraft sie angemessen für ihre Unverschämtheit." Er sah sie lange an und schien niemandem sonst im Raum Aufmerksamkeit zu schenken. "Ich kam, um Euch zu sagen, dass es jetzt regnet. Wir werden in der Halle zu Abend essen." Ohne ein weiteres Wort verließ er die Küche und ließ alle völlig verblüfft zurück.
Rosalind fragte sich nicht lange, warum Malcolm ihr einen Teil ihrer früheren Macht zurückgab, sondern sah die beiden streitenden Frauen an.
"Ich will kein Wort mehr über diesen Zwischenfall hören." Ihre Mutter hatte sie gelehrt, wie wichtig es war, Autorität aufrechtzuerhalten. Wenn sie sie jetzt verlor, würde sie sie vielleicht nie mehr zurückgewinnen. "Ich betrachte die Angelegenheit als beendet – außer ihr gebt mir in Zukunft Grund, noch einmal darauf zurückzukommen. Moira, du bezahlst zur Hälfte die Schüssel, die Deirdre zerschlagen hat."
Beide Mädchen nickten, und Rosalind empfand unwillkürlich eine gewisse Befriedigung, als sie sah, wie aschfahl Moira geworden war.
"Wir werden Tische in den Gang stellen und die in der Halle verdoppeln müssen", erklärte sie. "Ich werde euch jemanden schicken, der beim Tragen hilft."
Während sie aus der Küche eilte, um im Regen über den Burghof zu laufen, gab sie weitere Anordnungen. Sie schickte Gerta los, um Helga zu helfen. Jamie McNair versprach, beim Aufstellen der Tische behilflich zu sein. Ein anderer Schotte erklärte sich einverstanden, die wartenden Bauern ein wenig mit seiner Flöte zu unterhalten.
Nachdem sie allen Anweisungen erteilt hatte, wollte sie gerade in ihre Gemächer gehen, als Malcolm plötzlich aus dem Schatten trat.
"Ist alles unter Kontrolle?" Die anheimelnde Dunkelheit des Korridors sorgte für eine sehr intime Stimmung.
"So ziemlich. Während der Erntezeit ist immer viel zu tun." Eigentlich war gar nichts unter Kontrolle, aber darüber wollte sie nicht mit ihm reden. Sie musste sich für das Abendessen umziehen, und nun war auch noch ihr Haar vom Regen nass geworden. Die Entdeckung, die sie im Rosengarten gemacht hatte, und die seltsame Erklärung Malcolms in der Küche hatten sie verunsichert. Rosalind fragte sich, ob sie überhaupt jemals wieder in ihrem Leben alles im Griff haben würde.
"Ich bin dafür bekannt, dass ich Menschen eine höllische Angst einjagen kann, wenn ich es will." Er lehnte sich gegen eine Mauer, die genauso rau und ungeschliffen war wie er. "Ich hoffe, es hat auch bei Euren kleinen Küchenmädchen gewirkt."
"Sie scheinen hinreichend eingeschüchtert zu sein." Rosalind wollte sich an ihm vorbeidrängen, doch sie blieb stehen, als er die Hände ausstreckte, um sie aufzuhalten.
"Ist das alles, was Ihr dazu zu sagen habt?" Langsam ließ er sie los und öffnete zugleich mit der anderen Hand die Tür zu ihrem Turmzimmer. "Keine Tiraden, weil ich mich in Euren Haushalt eingemischt habe?"
Sie warf einen Blick auf den Eingang zu ihrem Gemach und fragte sich, ob er die Absicht hatte, sie dorthin zu locken und dann … ihr wurde ganz heiß, als sie plötzlich erkannte, was ein Mann wie Malcolm von einer Frau verlangen konnte, die eher seine Gefangene denn seine Feindin war. Doch in ihrem Turmzimmer war es dank eines kleinen Feuers im Kamin wenigstens hell. Der dunkle Korridor und Malcolms unverwandt auf sie gerichteter Blick übten einen viel zu großen Reiz auf sie aus.
"Ich dachte, Ihr wäret erfreut darüber, dass ich so nett bin und mich Euren großartigen Plänen bezüglich meines Haushalts füge." Vergebens versuchte sie, ihren Worten eine gewisse Schärfe zu geben, während sie ihr Gemach betrat und im Vorübergehen ein Stück trockenes Leinen von einer Bank nahm. Wie es schien, war sie bei allem, was diesen heidnischen Schotten betraf, schon viel zu nachgiebig geworden.
"Ich weiß nicht, was ich mit solch höflichen Antworten anfangen soll, Rosalind de Beaumont. Fühlt Ihr Euch wohl?" Er folgte ihr ohne weiteres in das Gemach und schien nicht zu wissen, dass der Anstand von einem Mann verlangte, so etwas nie ohne eine ausdrückliche Aufforderung zu tun.
Was hatte er in ihrem Gemach mit ihr vor? Ohne zu wissen, dass er bereits dicht hinter ihr stand, wirbelte Rosalind herum. Er war ihr so nahe, dass ihre Röcke ihn streiften.
"Es geht mir gut. Ich
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