In den Armen des Feindes
Platz, den ich Heim nennen kann."
Ohne auf den sehnsüchtigen Unterton in seiner Stimme zu achten, als er von einem Heim sprach, stieß Rosalind erbost hervor: "Kriege, in denen Ihr meine Landsleute tötet."
"Schlachten, in denen ich für Eure Sicherheit vor möglichen Eindringlingen kämpfe. Ich will Euch beschützen, Mylady." Sie schien die Schönheit dieses Gedankens gar nicht zu begreifen.
Malcolm ergriff ihre Hand und drückte sie.
"Wie könnt Ihr nur so kalt über die Ehe sprechen?"
"Unsere Ehe muss bestimmt nicht kalt sein." Beim Gedanken an diese Möglichkeit sank seine Stimme zu einem warmen, rauen Flüstern. "Ich bin mir sicher, dass es uns nicht schwer fallen wird zu erlernen, wie wir uns aneinander erfreuen können."
Einen Moment lang starrte sie ihn mit offenem Mund an, und wieder verspürte er Lust, diesen Mund zu küssen. Dann presste sie die Lippen aufeinander.
"Wegen eines Kusses?" Die Entrüstung schien sie sich so kerzengerade aufrichten zu lassen, wie es ihr nur möglich war. "Das war ein Fehler, der sich nicht wiederholen wird. Und was die Menschen von Beaumont betrifft, da habt Ihr Recht. Ich möchte sie nicht verlassen, dennoch kann ich mich nicht an einen Mann binden, dem nichts an mir liegt."
"Das sagt Ihr jetzt. Ihr werdet bestimmt anders empfinden, wenn Ihr erst einmal in der Verbannung seid."
"Das würdet Ihr nicht wagen."
"Nein, aber König Robert wird den Befehl geben, wenn Ihr ihm nicht die Treue schwört."
"Ich bin von Adel."
"Euer König machte da keinen Unterschied, als er unsere Frauen nahm, Rosalind." Gegen seinen Willen bekam seine Stimme einen scharfen Klang. Die englischen Grausamkeiten waren unerträglich für ihn. "Wieso sollte es Robert kümmern?"
"König Edward würde so etwas nicht tun."
"Der Sohn vielleicht nicht, doch der Vater beging immer wieder alle Arten von Grausamkeiten. Als er uns unseren Besitz nahm, tat er weit Schlimmeres, als unsere Frauen nur zu verbannen. Wie Tiere hängte er sie in Käfigen auf."
Heftig schüttelte sie den Kopf. "Ihr müsst Euch irren."
"Nein. Vor der Burg Berwick habe ich eine Frau auf diese barbarische Art hängen sehen." Ganz gleich, wie Isabel ihn auch behandelt haben mochte, ihm tat das Herz weh, wenn er daran dachte, welche Grausamkeiten sie erlitten hatte, nur weil sie ihrem Land die Treue hielt. Rosalind würde er keinem solchen Schicksal überlassen.
"Wie konntet Ihr diese Frau in Berwick sehen, nachdem die Burg doch bereits von den Engländern erobert worden war?" Der skeptische Ton ihrer Stimme sagte ihm, dass sie ihm nicht glaubte.
Zur Hölle, er wünschte selbst, dass es nicht wahr wäre.
"Es gefiel König Edward, sie zur Schau zu stellen", stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Sie ist eine stolze und schöne Frau. Und sie ist von hoher Geburt. Doch ihr Rang war Eurem König gleich. Glaubt also nicht, dass Euer Adel dem meinigen etwas bedeuten wird." Er ließ ihr Zeit, seine Worte zu überdenken, und wusste wohl, dass er unfair kämpfte, weil er sie erschreckte. Aber er wollte, dass sie die richtige Wahl traf. Verdammt noch mal, sie brauchte ihn. "Also, was sagt Ihr, Rosalind? Werdet Ihr mich heiraten?"
"Um mich vor der Verbannung zu bewahren? Ich denke nicht daran."
Dieses störrische Weib!
Ihm fiel nichts mehr ein, und deshalb gab Malcolm es auf, sie durch Argumente zu seiner Sicht der Dinge zu bewegen. Er ging einfach den üblichen Weg, um eine Frau zu überzeugen, verkürzte den Abstand zwischen ihnen und zog sie an sich.
Ihre Reaktion auf seinen Kuss war so unvorstellbar süß gewesen. Die Erinnerung daran hatte ihn während des ganzen abendlichen Mahls verfolgt. Jetzt war die Gelegenheit da, sie wieder zu küssen und festzustellen, ob er sich die Süße ihrer Lippen nur erträumt hatte.
Für einen langen Moment hielt er Rosalind in den Armen und spürte, wie sie zitterte. Er war so viel größer als sie, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht zu sehen.
"Malcolm." Sein Name kam wie ein Hauch über ihre Lippen. "Ich denke …"
"Denk nicht, Mädchen." Er fuhr ihr mit den Fingern durch die Locken und liebkoste die seidenen Strähnen. "Nicht jetzt."
Rosalind blickte zu ihm auf und verlor sich in seinen Augen, die wie die stürmische See waren. Es schien so leicht, seinem Befehl zu folgen. Es war der einfachste Weg, vor allen Dingen, weil ihr Herz vor Verlangen heftig klopfte. Sie redete sich ein, dass es ja nur für einen kurzen Augenblick wäre. Gerade lange
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