In den Armen des Feindes
glaubt wohl, ich habe mich immer nur mit mir selbst beschäftigt und Blumen gezogen?" Sie würde sich nicht erlauben, wieder die Fassung zu verlieren. Wegen ihres Temperaments hatte sie bereits genug ausgeplaudert. "Im zarten Alter von fünfzehn lernte ich, wie man eine Ernte organisiert. Eine Aufgabe, vor der Ihr selbst zurückgescheut seid. Und ich habe hart gearbeitet, um das Vertrauen meiner Leute zu erringen, so dass sie das Geheimnis von Beaumont nicht ausplauderten. Ich versichere Euch, es ist nicht leicht, die Neuigkeit, dass es eine herrenlose Burg gibt, unter Verschluss zu halten."
"Ihr wart drei Jahre auf Euch selbst gestellt?"
"Ihr könnt das Misstrauen in Euren Augen nicht verbergen, McNair. Glaubt Ihr, ich lüge?"
"Es wäre ja nicht das erste Mal, nicht wahr?" Skeptisch hob er eine Braue. "Um die Wahrheit zu sagen, ich kann mir nicht vorstellen, wie Ihr das fertig gebracht haben wollt. Euer früherer König hatte sicher keine Ahnung von dieser Sache. Langbein hätte Euch innerhalb von zwei Wochen verheiratet."
"Einige Monate lang erfuhr er nichts vom Tod meines Vaters." Rosalind senkte den Blick. Sie war nicht stolz auf diese kleine Täuschung, auch wenn sie wusste, dass der englische König ihre Ehe mit Gregory billigen würde, sobald der junge Mann sich die Sporen verdient hatte. Sie war sich darüber im Klaren, dass ihr Handeln nicht gerade bewundernswert war, doch sie hatte sich gesagt, dass keine Notwendigkeit bestand, den Wunsch ihrer Eltern zu ignorieren. Und die hatten gewünscht, dass sie den Knappen ihres Vaters heiratete, sobald er ein achtbarer Ritter geworden war.
"Irgendwann hätte er darauf bestanden, dass Ihr heiratet." Malcolm wartete. Er war so entsetzlich praktisch. Ehrbar. Das erkannte sie jetzt, auch wenn sie es lieber nicht laut zugab.
"Edward glaubte auch, dass mein Bruder, der Erbe, lebte." Seufzend erkannte sie, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis er die ganze Geschichte erfahren hatte. "Und da mein Vater dem König gegenüber einen möglichen Heiratsvertrag erwähnt hatte, dachte Edward auch, dass diese Angelegenheit geregelt sei. Er sah keinen Grund einzugreifen, selbst als er vom Hinscheiden meines Vaters erfuhr."
"Und warum sollte Euer König all diese Lügen so einfach glauben?"
"Ich habe unserem König nie die Unwahrheit gesagt, aber ich sah auch keine Notwendigkeit, ihm das volle Ausmaß der Notlage Beaumonts zu enthüllen."
"Es ist nahe am Verrat, wenn Ihr mit Eurem Herrscher solche Spielchen treibt. Wer hat Euch zu solchem Wahnsinn angeregt? Vielleicht ein gieriger Freier?"
Ihr wurde immer unbehaglicher zumute, weil er mit seiner Vermutung der Wahrheit nahe kam. Natürlich war Gregory nicht gierig, doch er hatte sie dazu gedrängt, über das Leid auf Beaumont zu schweigen. Und sie hatte nur allzu gerne eingewilligt, da sie keinen ihr verhassten Krieger heiraten wollte, der vielleicht mehr Kraft als Verstand besaß.
"Beaumont ist alles, was ich auf der Welt habe", umging sie geschickt seine Frage. "Ohne Beaumont habe ich keine Aussicht auf eine Heirat. Ich bin wertlos."
"Ihr habt jede Menge anderer Werte. Glücklicherweise ist der alte König tot und kann Euch nicht mehr auf die Schliche kommen. Er hätte nicht sehr freundlich auf Eure Intrige reagiert, das kann ich Euch versichern."
"Nein. Ihr müsst wissen, dass König Edward mich in ein Kloster gesteckt und den Besitz einem Fremden gegeben hätte, hätte er die Wahrheit über Beaumont erfahren."
"Vielleicht", gab Malcolm zu. "Doch viel eher hätte er Euch mit einem starken Ritter verheiratet, um Euch zu beschützen."
"Einem Ritter seiner Wahl!"
"Und Ihr wollt einen Eurer eigenen Wahl?"
"Ist das zu viel verlangt?" Sie wollte einen ritterlichen Mann. Jemanden, der sie nicht nur wegen ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären, schätzte. Einer, der ihre Liebe zu Beaumont und seinen Menschen verstand. Sie wollte keinen Ritter, den ihr König für den stärksten und tapfersten hielt.
"Ihr wäret nicht das erste Mädchen, das aus Gründen der Pflicht heiratet, Rosalind, und Ihr wäret während der letzten paar Jahre sicher gewesen."
"Alles ging gut, bis Ihr dann aufgetaucht seid." Sie konnte die Bitterkeit in ihrer Stimme nicht verbergen.
"Aber jetzt bin ich hier, und ich habe nicht die Absicht, wieder zu gehen. Nun solltet Ihr über Euer Schicksal nachdenken."
7. Kapitel
Malcolm betrachtete Rosalind im sanften Schein des Mondes und wünschte, er könnte ihr erklären, warum sie jetzt praktisch
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