In den Armen des Feindes
denken musste. Welche hohen Erwartungen stellte sie an einen Gemahl, dass sie sogar den Zorn ihres Königs riskierte, um den Mann zu bekommen, nach dem sie sich sehnte?
Sah sie denn nicht, dass sie Schutz brauchte? Eine Frau allein in diesem umkämpften Land – das war unerhört! Selbst Isabel hatte, trotz ihrer Stärke, ein geeigneter Beschützer gefehlt. Nun musste sie wegen ihrer freimütigen Worte in einem englischen Gefängnis leiden, und ihr Gatte ließ sie nur zu gerne dort verschmachten. Malcolm hatte die selbstsüchtige Isabel nicht vor ihrem Unglück bewahren können, doch er konnte Rosalind Schutz gewähren.
"Ihr liebt Beaumont", fuhr er fort und fragte sich gleichzeitig, ob er vielleicht verrückt war, dass er ernsthaft an diesem Gedanken festhielt, der ihm andauernd durch den Kopf ging. "Ihr liebt die Leute, und Ihr seid stolz auf ihren Wohlstand. Das ist gut so."
"Malcolm, ich …"
Er legte ihr den Finger auf die Lippen und brachte sie zum Schweigen. "Beaumont gehört jetzt der schottischen Krone. Ihr könnt nicht hier bleiben und weiterhin die Hoffnung hegen, dass Euer König Euch zu Hilfe kommen wird."
Stattdessen konnte sie sich dazu entscheiden, sich und ihren Besitz zu schützen. Sie konnte das Einzige tun, das ihr einen gewissen Anteil an Beaumont bewahren würde.
Sie konnte ihn heiraten.
Malcolm fand, dass sogar die störrische Rosalind den Nutzen einer legalen Bindung zwischen ihnen beiden erkennen musste. Inspiriert durch ihren bezaubernden Anblick im nächtlichen Rosengarten, hielt er diesen Weg für die beste Lösung. Er würde sich Rosalinds Besitz sichern und könnte unter Menschen leben, die er lieb gewonnen hatte. Vielleicht ließ sich sein König besänftigen, wenn er ihm, als Zeichen seiner Aufrichtigkeit, im Gegenzug einen Brautpreis für Rosalind überreichte.
Er riskierte sicher nicht, sich in die widerspenstige Lady Rosalind zu verlieben, doch er würde sie beschützen können. Und aus irgendeinem Grund hatte er das unwiderstehliche Bedürfnis, dieser leichtsinnigen Person Schutz zu bieten.
Rosalind schüttelte mit verzweifelter Miene den Kopf. "Nie werde ich den Schotten Treue schwören, selbst um Beaumonts willen nicht."
"Das habe ich nicht von Euch verlangt." Je mehr Malcolm über seinen Einfall nachdachte, desto besser gefiel er ihm. Natürlich heiratete er sie nicht, um das Bett mit ihr teilen zu können, selbst wenn er gestehen musste, dass ihn die Aussicht, es zu tun, sehr reizte. "Ich fordere Euch stattdessen auf, mich zu heiraten."
"Was?" Für eine zukünftige Braut sah sie etwas blass um die Nase aus, doch er ließ sich dadurch nicht entmutigen.
Er war ein erfahrener Schlachtenplaner. Trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse konnte er gewinnen: Er musste ihr nur die Logik seines Plans darlegen. Sicher war Rosalind vernünftig, besonders da ihr geliebtes Heim auf dem Spiel stand.
"Wenn wir heiraten, stellt niemand mehr Eure Stellung in Frage. Die Menschen von Beaumont werden zufrieden darüber sein, dass Ihr immer noch als Herrin die Burg regiert, doch jetzt unter dem Schutz eines Burgherrn. Ich werde diese Festung behalten, ob mit oder ohne Euch. Doch ich könnte mir vorstellen, dass Ihr glücklicher wäret, wenn Ihr die Herrin von Beaumont bleiben könntet."
"Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr mich heiraten wollt, um Euren Anspruch auf Beaumont zu legalisieren?"
"Nein. Meinen Anspruch habe ich bereits durch die Macht des Schwertes bekräftigt. Und täuscht Euch nicht, ich kann es auch weiterhin so halten. Es ist nicht wichtig, ob Euer König meinen Anspruch für rechtmäßig hält. Aber mir liegt etwas an den Menschen von Beaumont. Sie wären glücklicher mit ihrem Los, wenn ihre Herrin ihre Stellung behielte."
"Wir lieben uns nicht und werden uns auch nie lieben." Sie schüttelte den Kopf. Im blassen Mondlicht erschienen ihre hohen Wangenknochen wie modelliert. Von ferne konnte er das Lachen einiger Leibeigener hören, die nach dem Fest von der Burg zu ihren Hütten gingen.
"Und?" Er hatte in ihr eine würdige Gegnerin gesehen und nicht erwartet, dass sie von Liebe redete. Diese Art gutherziger Dummheit hatte er bei ihr nicht vermutet. "Die Ehe ist ein Vertrag zu gegenseitigem Nutzen. Ihr werdet das Recht erhalten, hier zu bleiben. Ich kann beruhigt sein, dass in Beaumont auch in Zukunft Frieden und Wohlstand herrschen. Wenn ich nicht mit dem König in den Krieg ziehe, kann ich mich an diesen sicheren Ort zurückziehen, ich hätte endlich einen
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