In den Armen des Feindes
anderen versprochen."
Wie durch einen Zauber ließ er sie sofort los. Obwohl sie sich aus seiner Umarmung hatte befreien wollen, fühlte sie sich nun irgendwie beraubt.
"Ihr seid wirklich verlobt?"
"Nicht ganz." Sie verspürte Gewissensbisse, wenn sie daran dachte, wie viel sie diesem anderen Mann verdankte, der ihr in der Not so geholfen hatte.
"Wenn es keine Verlobung gibt, gibt es auch keine Verpflichtung." Und während er sie nachdenklich betrachtete, fügte er hinzu: "Es macht mir nichts aus, wenn Ihr keine Jungfrau mehr seid."
"Wie könnt Ihr es wagen!" Wut stieg in ihr auf, und sie war froh darüber, denn sie löschte einen Teil der ungezügelten Gefühle in ihrem Innern aus.
"Das ist doch eine ganz natürliche Vermutung." Er strich ihr den Kragen glatt und streichelte dabei mit den Fingern leicht ihren Hals.
Schon diese kleine Berührung gab Rosalind das Gefühl, gleich in Ohnmacht fallen zu müssen. Sie durfte ihn nicht küssen und schon gar nicht bei jeder Zärtlichkeit dieses Prickeln im ganzen Körper empfinden. "Das ist ein gemeiner Verdacht."
"Wenn Ihr nicht verlobt und immer noch Jungfrau seid, was hält Euch dann von einer Heirat mit mir ab?"
Innerlich verwünschte sie die Röte, die ihr schon wieder ins Gesicht stieg, doch sie hielt seinem Blick stand, entschlossen, ihm alles zu erklären. "Ich schwor einen Eid."
Schuldgefühle stiegen in ihr auf, während sie ihm von dem jungen Knappen erzählte, der ihr nach dem Tod ihres Vaters geholfen hatte, Beaumont zu führen. Die Einzelheiten über das Feuer, das die Schotten gelegt hatten, behielt sie für sich. Sie hatte keine Lust, mit Malcolm jetzt über Politik zu diskutieren, wo es doch in erster Linie darum ging, dass sie einem anderen ihr Versprechen gegeben hatte. Sie konnte es nicht brechen.
Rastlos ging sie auf dem schmalen Pfad auf und ab und versuchte, ihre Beherrschung wiederzuerlangen.
"Wer ist dieser Mann?" Der heftige Ton seiner Stimme verunsicherte sie noch mehr.
"Ihr kennt ihn nicht." Würde er nach Gregory suchen lassen? Würde er versuchen, ihm ein Leid anzutun?
"Ich will seinen Namen wissen. Sonst muss ich annehmen, dass Ihr lügt."
"Gregory Evandale. Der frühere Knappe meines Vaters." Die Scham überwältigte sie, als sie seinen Namen nannte, und die Schamesröte vermischte sich mit den leichten Rötungen, die Malcolms Bartstoppeln auf ihren Wangen hinterlassen hatten.
"Evandale? Ich schätze, er ist ein wahrer Mann des Königs", murmelte er. "Und wo ist Euer tapferer, zum Ritter geschlagener Knappe jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Vor einem Jahr ist er zum alten König gegangen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen."
"Bloß wird er früher oder später hier auftauchen und versuchen, Beaumont zurückzugewinnen. Zweifellos freut er sich schon darauf, durch eine Heirat mit Euch seinen Anspruch auf die Burg zu erheben."
"Genau wie Ihr."
"Ich habe ihn schon errungen", meinte er kurz angebunden. "Nur aus Neugier: Warum gabt Ihr Evandale einen solchen Eid?"
Das Feuer!
Doch das würde sie ihm nicht sagen. "Liebe."
"Ihr habt Euch eingebildet, Ihr würdet ihn lieben? Wie praktisch für Euren jungen Mann." Malcolm blickte sie finster an. Offensichtlich gefiel ihm die Aussicht auf einen Rivalen ganz und gar nicht.
Nein, Gregory war ein Rivale, was Beaumont betraf, verbesserte sie sich im Stillen. "Ich wusste, dass Ihr es nicht verstehen würdet." Erbost drehte sie sich auf dem Absatz um und schlug den Weg zur Burg ein. "Aber ich habe nicht vor, mein Versprechen zu brechen."
"Zählt lieber nicht darauf, dass Euer treuer Ritter Euch die Burg zurückerobert", rief er hinter ihr her. "Er wird weder Euch noch die Burg bekommen, bildet Euch das ja nicht ein!"
Es gelang ihr, ruhig die Halle zu durchqueren. Doch sobald sie den westlichen Flügel erreicht hatte, rannte sie die Treppen hinauf. Mit tränenblinden Augen öffnete sie die Tür zu ihrem Gemach.
"Mylady?", rief Josephine mit besorgter Stimme.
"Ein Bad, bitte, Josephine. Und ich möchte einen Augenblick allein sein."
Ohne ein Wort über dieses seltsame Benehmen zu später Stunde zu verlieren, huschte das Mädchen in den Gang hinaus.
Rosalind sank in ihren Lieblingssessel und wischte sich die Tränen fort, die ihr stetig die Wangen herunterliefen. Sie weinte um Gregory. Um ihre Familie. Um sich selbst. Malcolm hatte so selbstsicher geklungen, als er sagte, dass er Beaumont niemals wieder hergeben würde. Und er konnte Gregory töten.
Bei allen Heiligen, sie wollte
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