In den Armen des Feindes
der beste und sinnvollste erschienen. Doch jetzt verstand sie, warum Malcolm gelacht hatte, als sie erwähnte, dass König Edward ihr erlauben würde, einen jungen Ritter zu heiraten, der kein eigenes Land und keinerlei Erfahrung im Verwalten einer Burg besaß.
Gregory schwieg eine Zeit lang, bevor er seine Soldaten anblickte. Suchte er etwa ihre Zustimmung? Rosalind musste daran denken, dass Malcolm von niemandem Zustimmung brauchte.
Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen, Beaumont zu verlassen? Wie unklug und kurzsichtig!
"Wir werden warten, bis der heilige Mann seine Wache beendet hat." Gregory nickte seinen Leuten zu. Die schienen seine unausgesprochene Bitte verstanden zu haben, denn sie ritten zu den Burgtoren. Kaum war er mit Rosalind allein, trat er dicht vor sie und umfasste beruhigend ihre Schultern. "Wenn wir erst verheiratet sind, kann uns der König die Erlaubnis nicht mehr verwehren. Außerdem haben wir den Segen deines Vaters, und das ist es doch, was zählt, oder?"
Schuldbewusst erinnerte sie sich daran, dass ihre Eltern Gregory als möglichen zukünftigen Ehemann erwähnt hatten. So viel hatte sie nach deren Tod mit ihm geteilt, doch nie hatte sie ihm erzählt, dass auch noch über einige andere Bewerber gesprochen worden war. Weil er ihr unter dem Eindruck des Brandes so hilfreich zur Seite gestanden hatte, war sie überzeugt gewesen, in Gregory den besten Mann zum Heiraten gefunden zu haben.
"Ich wünschte, mein Vater wäre jetzt hier, um uns seinen Rat zu geben." Sie schluckte ihre Angst hinunter und sagte ihm, was sie dachte. "Aber weil er nicht mehr ist, möchte ich den Rat seines Herrschers hören. Es ist doch nicht zu viel verlangt, wenn ich ihn vor unserem Hochzeitstag fragen möchte?"
Später dann würde sie schon einen Weg finden, sich Gregorys Heiratswünschen zu entziehen. Im Augenblick brauchte sie jedoch unbedingt Zeit zum Nachdenken. Zeit, um zu überlegen, wie sie nach Beaumont zurückkehren konnte.
"Das ist nicht nötig." Er trat ein wenig dichter an sie heran und lächelte auf sie nieder. Seine Augen hatten nicht die strahlend blaue Farbe der See. "Meine Männer werden dem Priester schon Beine machen."
Die Vorstellung, wie diese wettergegerbten Flegel den heiligen Mann vom Bett einer sterbenden Frau fortzerrten, ließ sie innerlich erzittern. Großer Gott, was war aus Gregory geworden?
"Ich will nicht, dass eine trauernde Familie gestört wird …"
Sie wurde mitten im Satz unterbrochen, denn Gregory griff plötzlich nach ihr, packte sie um die Taille, um sie noch enger an sich zu ziehen. Ein Geruch nach Schweiß und Pferden ging von seiner Kleidung aus und stieg ihr unangenehm in die Nase.
"Vielleicht möchtest du jetzt deinen zukünftigen Herrn mit etwas mehr Wärme begrüßen als zuvor, Rosalind", flüsterte er dicht an ihren Lippen und schien nicht zu bemerken, wie unwohl sie sich fühlte und dass sie den allergrößten Widerwillen gegen ihn hegte.
Gerne hätte sie versucht zu schreien, war entschlossen, ihn von sich zu stoßen. Doch sein Griff war fest. Grob. Sein Mund presste sich hart auf den ihren, drückte ihr die Lippen schmerzhaft gegen die Zähne. Sie wand sich, hämmerte mit den Fäusten gegen seine Schultern, aber er gab sie nicht frei. Verzweifelt sah sich Rosalind nach Hilfe um. Völlig unerwartet traf ihr Blick auf einen Mann, der sich ihnen vom Wald her näherte.
Es war ein sehr großer Krieger. Ein dunkler Umhang umwehte seine breiten Schultern, als er so durch die Dämmerung ritt.
Malcolm.
Sie hätte laut aufgeschrien, wenn sie dazu fähig gewesen wäre. Nicht, weil sie um sich selbst Angst hatte, sondern weil sie in diesem Augenblick wusste, dass Gregory ohne ihre Hilfe ein toter Mann war.
Bevor sie lange darüber nachdenken konnte, was jetzt zu tun war, wurde sie wie von unsichtbaren Händen aus Gregorys Umarmung gerissen. Im selben Moment versetzte Malcolm dem Rivalen einen Schlag, dass er zu Boden stürzte.
Bei diesem Anblick empfand Rosalind Erleichterung gemischt mit Furcht. Auch wenn Malcolm sie vielleicht gerade vor Gregory gerettet hatte, war der Freund ihrer Kinderzeit nun der Rache des kriegerischen Schotten ausgeliefert. Und wenn sie Gregory auch nicht liebte und ihn nicht mehr heiraten wollte, konnte sie es nicht ertragen, zu sehen, wie er getötet wurde.
"Bitte!" Sie stürzte vor und hätte sich fast von dem Mann losgerissen, der sie umklammert hielt. Es war Ian, wie sie jetzt feststellte.
Malcolms Messer schwebte über
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