In den Armen des Feindes
kannte, würde es leichter für ihn sein, sie zu finden.
"Eine Küchenmagd sah sie fortreiten. Sie hatte mit einem der Soldaten im Wald ein Stelldichein. Die Magd erkannte den Ritter als Evandale, einen früheren Bewohner von Beaumont." Balfour holte tief Luft. "Es tut mir Leid, aber Evandale musste jemanden gehabt haben, der ihm half, Lady Rosalind zu entführen, denn Euer Bewaffneter – Alexander Lawson – wurde offensichtlich durch ein englisches Schwert getötet."
Hölle und Teufel! Malcolm wurde von heißer Wut gepackt, gleichzeitig auch von Angst und dem Gefühl, verraten worden zu sein. Er stieß einen gellenden Schlachtruf aus, um seine Männer um sich zu versammeln. Mit knappen Worten befahl er Ian und fünf weiteren, ihm zu folgen. Es waren Männer, die die größte Erfahrung im Spurenlesen besaßen. Jamie übertrug er die Verantwortung für Beaumont.
Er würde Rosalind finden und nach Beaumont zurückbringen, ob sie wollte oder nicht. Hatte sie der Gedanke, ihn zu heiraten, so entsetzt, dass sie ihre Leute und die Burg im Stich ließ, nur um ihm zu entfliehen? Oder hatte Evandale sie entführt? Malcolm war erstaunt darüber, wie wichtig ihm die Antwort auf diese Frage war.
Einerlei. Um sie wiederzubekommen, würde er sie durch dieses ganze gottverlassene England verfolgen, wenn es sein musste. Ihm stand keine große Streitmacht zur Verfügung. Aber er besaß seinen Verstand, und das hatte für einen gewitzten Strategen oder Schotten noch immer genügt, wenn er sich die Frau seiner Wahl hatte erobern wollen.
Glücklicherweise traf auf Malcolm beides zu.
Rosalind musste sich eingestehen, die Lage völlig falsch eingeschätzt zu haben. Sie war gerade dabei, Gregory zu beobachten, wie er auf der Suche nach dem Priester, der sie trauen sollte, durch einen alten Rosengarten außerhalb der Burg Baliwick streifte. Zusammen mit seinem Pferd und einer Hand voll müder Soldaten, die offensichtlich unter Gregorys Befehl standen, hatte sie außerhalb der Mauern in den langen Schatten des früh hereinbrechenden Abends gewartet. Als Gregory ihr seine Gruppe rauer Männer vorstellte, war sie erstaunt gewesen, mit welchen Leuten er sich umgab. Aber sie hatte geschwiegen, weil sie wusste, dass er nicht die finanziellen Mittel besaß, um sich eine etwas gesittetere Gefolgschaft leisten zu können.
Doch nun musste sie mit ansehen, wie er auf seinem Weg zurück zu ihr über eine rote Blüte hinwegtrampelte, und sie konnte sich nicht mehr länger einreden, Gregory Evandale wäre der Mann, den sie zu kennen glaubte.
"Ihr Priester sitzt bei einer sterbenden alten Frau", rief er, während er eine entwurzelte Weinranke abschüttelte, die sich an seinem Stiefel verfangen hatte. "Er wollte sich meine Bitte noch nicht mal anhören."
Die Gruppe schmutziger Gefolgsmänner schimpfte leise über den mangelnden Respekt des Priesters ihrem Anführer gegenüber, während Rosalind innerlich dem Himmel für die Aufschiebung ihrer Hochzeitsnacht dankte. Sie hatte kein Vertrauen in die Ehe mit einem Ritter, der sie von Beaumont fortzerrte, ohne sich viel um ihre Leute oder die Freunde zu kümmern, die sie zurücklassen mussten. Ihre Freunde. Die einzige Person, nach der er sie an diesem Nachmittag gefragt hatte, war diese ungehobelte Küchenmagd Moira gewesen. Rosalind fand sein Interesse an dem Mädchen höchst unpassend, besonders nachdem sie sich daran erinnerte, wie gerne Gregory diese Magd aufgesucht hatte, als er noch auf Beaumont gelebt hatte.
Wie seltsam! Noch vor einem Jahr hatte sie ihn nicht als den Mann sehen können, der er war. Doch jetzt durchschaute sie ihn. Ihre neu gewonnene Reife ließ sie klar erkennen, dass sie beide lieber nicht heiraten sollten.
"Vielleicht tun wir besser dran, noch zu warten." Rosalind stieg nicht in den Sattel, sondern blieb entschlossen im hohen Gras vor der Burg stehen. Geruch von drohendem Regen erfüllte die Luft. "Du erzähltest, dass du König Edward noch nicht um Heiratserlaubnis gebeten hast." Ihr Innerstes sagte ihr, dass es auch noch einen anderen Grund gab, weshalb es dumm von ihr gewesen war, mit Gregory davonzulaufen. "Wenn wir ein paar Tage warten würden, hätten wir Zeit, ein Sendschreiben an ihn zu schicken."
Vor langer Zeit war das einmal ihr Plan gewesen. Sie würden dem König die Nachricht vom Tod ihres Bruders schicken und um Heiratserlaubnis bitten. Dieser Weg war ihr damals, als sie ein von schwerem Leid getroffenes fünfzehnjähriges Mädchen gewesen war, als
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