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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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gewesen, in diesem Wolkenbruch den Heimweg zu finden.
    Auch wenn es weniger als anderthalb Meilen bis zu der Hütte waren, hatte Malcolm Mühe, in den herabstürzenden, jede Sicht verwehrenden Wassermassen den Weg zu finden. Nachdem er zweimal im Kreis geritten war, entdeckte er endlich die rohen Wände der Holzhütte.
    Rosalind betrachtete Malcolms grimmig zusammengepresste Lippen, während sie durch den Regen galoppierten. Obwohl sie wusste, wie wütend er auf sie war, fühlte sie sich in der Wärme seiner Arme sicher und geborgen.
    Er setzte sie an der Schwelle der Hütte ab, die auf einer kleinen Erhebung stand, und überließ es ihr, die Tür mit den immer noch gefesselten Händen zu öffnen, während er sich um die Pferde kümmerte. Sie brauchte drei Versuche, bis es ihr endlich gelang, den Knauf zu drehen. Die Hütte schien aufgegeben zu sein. Ihre niedrigen Mauern aus Felsbrocken gingen ungefähr in Hüfthöhe in Holzwände über. Vielleicht war sie früher eine der kleinen Festungen aus Holz und Stein auf einem von Menschen errichteten Hügel gewesen. Ihr Vater hatte ihr einmal erzählt, dass die Grundmauern dieser ganz alten Burgen manchmal für das Jagdvergnügen eines Edelmannes mit einem niedrigen Strohdach bedeckt und so zu einer Hütte umgebaut worden waren. Zum Glück leckte das Dach nicht. Auf den wenigen Möbelstücken im Innern lag zwar dicker Staub, doch der Raum war trocken, wie sie dankbar feststellte. Innerlich zitterte sie immer noch wegen Gregorys brutalen Kusses und seines unverschämten Angriffs auf sie. Bevor er der Armee des Königs beigetreten war, hatte er sie ein, zwei Mal scheu geküsst, doch nie hatten seine Berührungen sie in Angst und Schrecken versetzt. Wie es schien, hatte sich sein früherer Mangel an Sensibilität, den sie damals seiner Jugend zuschrieb, zur absoluten Selbstsüchtigkeit gesteigert. Er war herrisch und rücksichtslos geworden. Ob ihm jemals wirklich etwas an ihr gelegen hatte? Oder hatte er es die ganze Zeit allein auf Beaumont abgesehen gehabt?
    Erschöpft lehnte sie sich an die raue Wand. Nichts ersehnte sie sich so sehr, wie endlich wieder zu Hause in ihrem Gemach zu sein, auszuschlafen und zu Kräften zu kommen.
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und zusammen mit einem Schwall kalter Luft und Regen trat Malcolm ein. Wasser tropfte an ihm herunter und bildete eine Lache um seine Füße. Das dunkle Haar klebte ihm in nassen Locken am Kopf und ließ seine Gesichtszüge, das energische Kinn, die dunklen Brauen noch schärfer hervortreten. Mit einem Mal wurde Rosalind bewusst, dass sie beide hier völlig allein waren, und ihre Beklommenheit wuchs. Sie beide zusammen. Allein.
    Die Arme voller Holz ging Malcolm quer über den unebenen Boden und legte die Scheite neben der Feuerstelle nieder, die es in dem einzigen Raum dieser Schutzhütte gab. Etwas trockenes Holz lag bereits im Kamin, bereit, angezündet zu werden. Als das Feuer dann hell loderte, warf er ein feuchtes Scheit in die Flammen. Es qualmte etwas, doch der Kamin zog gut, und bald knisterte ein lustiges Feuer.
    Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, musterte er Rosalind kurz aus blauen, kühlen Augen und trat dann zu ihr, um die Fesseln an ihren Händen zu lösen. "In dem nassen Kleid werdet Ihr Euch noch den Tod holen." Er ließ das Seil zu Boden fallen und zog einen Beutel aus seiner Satteltasche. "Gerta hat Euch ein Gewand eingepackt. Für eine so alte Frau tat sie das erstaunlich schnell. Ich glaube, Eure emsige Amme muss noch vor mir von Eurem Verschwinden gewusst haben."
    Rosalind schüttelte den Kopf und übersah bewusst die Feindseligkeit, die in seinen Augen aufblitzte.
    Sie würde sich nicht noch einmal von diesem Schotten einschüchtern lassen. "Wo soll ich mich …?"
    Er deutete mit dem Daumen auf eine Stelle, die allem Anschein nach der Schlafplatz war, denn eine niedrige Mauer teilte dort den Raum. Der Platz gewährte ihr kaum ausreichenden Sichtschutz, aber sie wusste, wenn sie ihm jetzt widersprach, würde das ihrem Vorhaben nicht sehr dienlich sein. Es drängte sie nämlich, ihm zu erzählen, was sie heute über Gregory herausgefunden hatte, und ihm auch mitzuteilen, was sie jetzt mit Sicherheit wusste: dass sie ihren Jugendfreund niemals heiraten würde. Doch sie erwartete nicht, dass Malcolm ihr glaubte. Nicht, bevor er sich beruhigt hatte.
    Rosalind hob den Beutel auf. Sie vertraute ihrem Instinkt, der ihr sagte, dass Malcolm viel zu wütend war, um zu ihr hinzuschauen.
    Zitternd

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