In den Armen des Feindes
musste sie einfach festhalten. Wollte sie ihn hier mit seinen Gewissensqualen allein lassen und sich auf irgendwelche Spielchen einlassen, die sein König im Sinn hatte?
Schlimm genug, dass er den ganzen Tag über an nichts anderes als an sie hatte denken können, selbst als Robert über sein Lieblingsthema – seine Kriegspläne – sprach. Malcolm hatte nur daran denken können, wie er den Kampf um Rosalinds Gunst würde gewinnen können.
"Der König der Schotten ist schon verheiratet, Rosalind." Er konnte nicht vergessen, wie sie Robert während des Essens liebenswürdig zugelächelt hatte. "Du verschwendest nur Zeit, wenn du deine weiblichen Ränke anwendest."
"Ihr wisst sehr gut, dass ich nicht die Absicht habe, einen Schotten zu heiraten." Sie befreite sich aus seinem Griff. Ihre starre Haltung zeigte ihm deutlich, dass ihr seine Worte missfielen. "Euer König ist ein unterhaltsamer Tischnachbar, mehr nicht."
"Sei vorsichtig, dass er nicht versucht, dir auch noch auf eine andere Art nahe zu sein. Wie ich hörte, ist er nicht gerade der treueste Ehemann." Malcolm wollte sie nicht beleidigen, nur der Gedanke, Robert könnte ihre Zuneigung gewinnen, wo er selbst noch keinen Schlachtplan entwickelt hatte, war ihm unerträglich. Der Teufel sollte den König und seinen Hang zu Liebeleien holen!
"Wie könnt Ihr solche Anspielungen machen! Und auch noch über Euren eigenen König!"
"Ich mache gar keine Anspielungen, Rosalind. Er ist auch nur ein Mann und wie jeder andere sehr anfällig für deinen Charme. Es ist mehr als offensichtlich, dass du ihm gefällst. Wenn du heute Nacht nicht in seinem Bett landen willst, solltest du auf der Hut sein." Innerlich betete Malcolm, dass sie keine Lust darauf hatte, die neueste Eroberung des Königs zu werden.
"Ihr seid ein unerträglicher Flegel!" Sie starrte ihn an, als wollte sie ihn mit ihren Blicken durchbohren. Und doch erweckte ihre empörte Miene in ihm nur den Wunsch, sie bis zur Bewusstlosigkeit zu küssen. "Als ob ich mit jedem das Lager teilen würde, der ein Auge auf mich geworfen hat. Ihr mögt Eurem König nicht trauen, doch glaubt mir, ich bin keine so lüsterne Person, dass man mit mir nach Lust und Laune herumtändeln kann."
"Das habe ich nicht gemeint … ich weiß, dass du nicht leichtfertig bist." Dabei fragte er sich, ob Rosalind wohl die ganze Burg zusammenschreien würde, wenn er in diesem Augenblick versuchen würde, sie in sein Bett zu schleppen. Um die Wahrheit zu sagen, fühlte er sich ein wenig wie ein lüsternes Tier. "Ich möchte nur nicht, dass du denkst, der König schätze dich mehr, als ich das tue."
"Ihr behauptet, Ihr macht Euch etwas aus mir, und doch traut Ihr mir nicht zu, ein harmloses Gespräch mit einem anderen Mann zu führen."
Selbst hier im Schatten konnte er in ihren Augen lesen, wie verletzt sie war. "Vielleicht ist Euer König in solchen Dingen ehrenhafter, als Ihr denkt. Auf jeden Fall war sein Benehmen heute Abend viel freundlicher als Eures."
"Vielleicht würdest du es nicht so empfinden, wenn Robert deine Burg erobert und dich ins Verlies geworfen hätte." Konnte sie denn seine unangenehme Lage nicht verstehen? "Vielleicht würdest du auch mich für einen Ehrenmann halten, wenn ich derjenige wäre, der hier hereingeritten kommt und dir meinen Schutz anbieten würde wie Robert heute. Vergiss nicht, es war der König mit den guten Manieren, der befahl, dir Beaumont wegzunehmen, nicht ich."
Vielleicht hätte sie mit ihm gestritten, aber Malcolm blickte über ihre Schulter und sah Robert näher kommen, während der Nachtwind die Klänge der Spielleute zu ihnen trug. Wenn Malcolm eine Chance haben wollte, ihre Hand zu gewinnen, schien ihm keine andere Wahl zu bleiben, als den Höfling zu spielen.
"Tanz mit mir, Rosalind." Er ergriff ihre Hand, damit sie nicht nein sagen konnte. Doch sie stand nur da. Regungslos. Malcolm suchte nach höflicheren Worten, die sie anscheinend hören wollte, und murmelte: "Bitte."
Sie nickte. Ein kaum wahrnehmbares Zeichen der Zustimmung, aber er sah es. Er legte die Hand um ihre Taille und führte sie zu dem Platz, wo die Erde festgestampft und mit Kiefernnadeln bedeckt war. Mit großer Inbrunst spielten die Musikanten auf ihren Flöten. Der klagende Ton ließ die Menge still werden, während die Tänzer sich voreinander verbeugten und sich dann umeinander drehten. Fackeln umgaben den Platz und warfen ein Netz aus goldenem Licht und Schatten über die Anwesenden. Sie erinnerten Malcolm
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