Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
Vom Netzwerk:
mich nun gefunden habt, wäre es das Beste zu sagen, was Ihr sagen wollt, und dann zu gehen. Es ziemt sich nicht, dass Ihr hier in meinem Gemach mit mir eingeschlossen seid."
    "Er blickte auf und sah sie an. "Da siehst du, wie weit es mit dir gekommen ist." Er grinste vergnügt und wandte sich wieder dem Ding zu, das er in Händen hielt. "Gehört das dir?"
    Malcolm hielt ihr den matt schimmernden Gegenstand hin. Rosalind wandte sich dem schmalen Fenster zu und betrachtete ihn im schwachen Mondlicht.
    Es ist die Duftkugel meiner Mutter. Ich trage sie immer bei mir. Ich weiß nicht, wie …"
    "Sie fiel dir vom Gürtel, als du nach dem Schlüssel suchtest, um die Tür abzuschließen. Ich fühlte die Verzierungen, aber ich konnte nicht erkennen, was sie bedeuteten."
    "Die Vorfahren meiner Mutter waren Kelten." Sie fuhr mit den Fingern die vertrauten verschlungenen Muster nach, wie sie es schon so oft getan hatte. "Ich weiß nicht, was all die Muster bedeuten. Sie hat sie mir nicht alle erklärt, bevor sie starb, aber ich weiß, dass es Symbole eines heidnischen Kultes sind. Die Schlange, zum Beispiel, war eine machtvolle Verbindung zu den alten Göttinnen, glaube ich. Sie flüsterte den keltischen Priesterinnen Weisheit ein."
    "Es überrascht mich, dass euer Priester nicht von dir verlangt hat, die Kugel fortzuwerfen. Die Kirche schaut nicht gerade wohlwollend auf die alten Religionen."
    Rosalind drückte den Pomander noch einmal an sich, bevor sie ihn mit einem Seufzer wieder an ihrem Gürtel befestigte. "Gewöhnlich zeige ich sie nicht herum. Sie erinnert mich an meine Mutter. Mit den alten Göttern habe ich nichts zu tun."
    "Und wie kam Lord Beaumont zu solch einer Gattin?"
    Rosalind empfand es angenehm, wie seine Stimme aus dem Schatten zu ihr drang. Wie es schien, fiel es ihr leichter, im Schutz der Dunkelheit mit ihm zu plaudern.
    "Anscheinend entführte er sie." Sie lehnte sich gegen das Tischchen, auf dem ihre kleinen Blumenvasen standen und auch einige getrocknete Blumen lagen.
    "Das ist nicht dein Ernst!"
    "Es ist wahr. Mein Vater reiste viel herum in jungen Jahren und verliebte sich vom ersten Moment an in meine Mutter. Ihre Familie wollte die Heirat nicht erlauben, also hat er sie geraubt."
    "War deine Mutter zornig darüber?"
    "So wie sie es erzählte, ja. Mein Vater behauptete, dass sie ihn damals schon liebte und es nur zu Anfang nicht gewusst hätte. Doch wie auch immer, sie verliebten sich ineinander und wurden sehr glücklich."
    "Und was war mit ihrem Vater?", bohrte Malcolm weiter. "Ist er nicht hinter seiner Tochter hergejagt oder vor Gericht gezogen?"
    "Mein Vater schickte ihm eine große Ladung Wolle und Gewürze, sobald er nach Beaumont zurückgekehrt war, und das hat ihn zufrieden gestellt. Ich vermute, dass mein Großvater befürchtete, mein Vater wäre nicht reich genug für meine Mutter."
    "Es muss schwer gewesen sein für deine Mutter, in ein fremdes Land zu kommen."
    "Ja. Ich habe gehört, dass sie das Klima und die fremden Sitten der Leute hasste, als sie die erste Zeit hier war und …" Sie brach ab. Ihre Worte hatten plötzlich etwas in ihrem Innern berührt.
    Malcolm grinste. Sie konnte im Mondlicht seine weißen Zähne aufblitzen sehen. "Und liebte sie am Ende ihren Feind?"
    Abwesend nickte Rosalind, während sie darüber nachdachte, wie mutig sich ihre Mutter dieser Herausforderung gestellt hatte.
    "Eure Mutter muss eine edle Frau gewesen sein, wenn sie es über sich brachte, ihr Misstrauen zu überwinden. Sie muss gelernt haben, mehr auf die Herzen der Menschen als auf ihren Geburtsort zu achten."
    Rosalind betrachtete Malcolm. Er lehnte sich nicht länger bequem zurück, sondern saß jetzt nach vorne gebeugt auf der Bank. Sein kraftvoller Körper zeigte wieder die Anspannung, die Rosalind mittlerweile gut kannte. Während er ihr mit den Augen folgte, spürte sie, dass er ihre Gedanken erraten konnte.
    "Ihr solltet jetzt besser gehen, Malcolm, ich …"
    "Meine richtige Mutter starb, als ich noch ein Junge war."
    Es berührte Rosalind, dass er es so offen sagte. Aber bevor sie noch eine mitfühlende Bemerkung machen konnte, fuhr er schon fort: "Jamies Mutter zog uns alle drei groß. Ian und ich empfinden es als eine Ehre, Lorna McNair 'Mutter' nennen zu dürfen. Sie hat uns wie ihre Kinder behandelt, wo sie ihren eigenen Sohn doch leicht den Kindern einer anderen Frau hätte vorziehen können."
    Rosalind versuchte sich ein Bild von der Frau zu machen, die die McNairs großgezogen

Weitere Kostenlose Bücher