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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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war. Er blinzelte, um besser sehen zu können. Das konnte nicht sein! Seine Augen mussten ihn täuschen!
    Doch da war sie.
    Eine Frau!
    Trotzig stand sie auf der mit Schießscharten versehenen Brüstung und duckte sich noch nicht einmal hinter die schützende Mauer, nachdem sie ihren tödlichen Schuss getan hatte. Ohne ihr Opfer aus den Augen zu lassen, senkte sie die Armbrust.
    Malcolm fragte sich einen Moment lang, warum keiner seiner Männer auf solch ein weithin sichtbares Ziel schoss. Doch ein schneller Blick über den Hof sagte ihm, dass die Wenigen, die die Frau entdeckt hatten, sie mit offenem Mund ungläubig anstarrten.
    Das ungewöhnliche Geschöpf war keine Küchenmagd. Die Frau strahlte Edelmut und Stolz aus. Ihr grüngelbes Gewand schimmerte in der Farbe frischer Blätter im Frühling, und selbst aus dieser beträchtlichen Entfernung konnte Malcolm erkennen, dass der reiche Faltenwurf ihres Kleides und die kostbare Farbe von Reichtum zeugten. Ein goldener Gürtel funkelte in der sinkenden Sonne an ihren Hüften.
    Und erst ihr Haar …
    Das Haar der Frau übertraf noch ihr prachtvolles Gewand. Wie ein Heiligenschein umfloss es Kopf und Schultern und fiel ihr bis zur Taille. Lose Strähnen, mit denen der Wind spielte, ließen sie leicht zerzaust aussehen. Sie glich einer heidnischen Priesterin, die den alten Frühlingsgöttern opferte. Zwar drückte ihre ganze Erscheinung Reinheit aus, doch ihre Haltung war anmaßend, und ihr Blick wanderte mit dem Instinkt des geborenen Raubtiers über ihre Beute.
    Malcolm wurde ganz heiß, teils vor Begierde, teils aber auch vor Zorn, während er beobachtete, wie die edle Schöne sich abwandte und verschwand. Wer zum Teufel war sie, dass sie es wagte, vom Wehrgang aus ihre Geschicklichkeit mit der Armbrust an ihm auszuprobieren?
    Verdammte Teufelin.
    Entschlossen schob er dann jeden Gedanken an diese unleugbar verführerische Frau beiseite und widmete sich wieder der Aufgabe, die Burg von Beaumont zu inspizieren. Das Geheimnis um diese grün gekleidete Sirene konnte warten.
    "Malcolm McNair, du bewegst dich ganz schön langsam", zischte ihm eine vertraute Stimme aus dem nahen Gebüsch zu.
    "Du willst mir doch nicht erzählen, dass du schon den ganzen Weg rund um die Burg gemacht hast, Jamie." Aber es war tatsächlich sein Bruder, der sich hinter einer großen Hecke verbarg.
    "Doch. Und warum hast du so lange gebraucht? Könnte es sein, dass eine himmlische Fee dich besucht hat, weil du immer noch hier herumstehst und nach oben gaffst?"
    Malcolm beschloss insgeheim, dass er seinem Bruder für diese Bemerkung eine Tracht Prügel schuldete. "Nein, du arglistiger Schuft, nur ein Armbrust schwingendes Weib, das mich gerne mit einem Pfeil in Flammen gesetzt hätte." Obwohl die Unbekannte versucht hatte, seinen Hintern in Brand zu stecken, musste Malcolm gegen seinen Willen ihren geschickten Umgang mit der Armbrust bewundern. "Was hast du entdeckt?"
    Jamie beugte sich zu ihm und hob bedeutungsvoll die Brauen, während er ihm die gute Nachricht überbrachte. "Ich fand einen südlichen Turm, der halb in Trümmern liegt. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, dort einzudringen. Aber wir warten am besten, bis es dunkel ist, damit man uns nicht beobachten kann."
    Malcolm schwor sich, wegen dieser Neuigkeit die geplante Tracht Prügel zu streichen, und grinste seinen Bruder an. Man hat Glück, wenn man ein McNair ist, dachte er.
    "Gut gemacht." Er deutete auf die sinkende Sonne, die bereits tief am Horizont stand. "Wir dürfen nicht säumen. Komm und erstatte uns sofort Bericht."
    Verstohlen krochen sie zurück zur Vorderseite der Burg, um sich dort mit Ian zu treffen. In den nächsten Stunden schmiedeten sie einen Plan, wie sie dem unglücklichen Lord seine Burg entreißen konnten. Und wenn Malcolm sich auch darüber klar war, dass er eigentlich nur an den bevorstehenden Sieg denken sollte, konnte er bei der Vorstellung, bald diesem Teufelsweib gegenüberzustehen, ein ungewolltes Verlangen nicht unterdrücken.
     
    Während der ganzen letzten zwei Stunden hatte Rosalind durch den engen Schlitz aus ihrem Turmzimmer geblickt, doch umsonst. Alles, was ihr ihre Bemühungen eingebracht hatten, waren nur immer schlimmer werdende Kopfschmerzen. Es war Neumond und der Himmel rabenschwarz. Sie konnte keinerlei Bewegung im äußeren Hof erkennen.
    "Vielleicht haben sie für die Nacht ihr Lager außerhalb unserer Mauern aufgeschlagen", meinte John. Er kauerte neben ihr und war genauso unruhig und

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