Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
Vom Netzwerk:
weitere schottische Stimme.
    "Das ist ja das Mädchen vom Wachturm", meinte der nächste schottische Halunke und ließ sich geschickt neben ihnen zu Boden fallen. "Sie ist also kein Geist. Aber ein hübsches kleines Ding."
    "Stimmt. Hübsches Gesicht und hübscher Fang dazu", ertönte wieder eine schottische Stimme, als ein Dritter erschien. Rosalind erkannte, dass er an einem Seil hinabkletterte, das an der Wand baumelte. Dieser Krieger war nicht ganz so groß wie die beiden anderen, doch immer noch einen Kopf größer als Rosalind. Der neu Hinzugekommene trug eine silberne Brosche, auf der ein Greif dargestellt war. Rosalind hatte zuvor den gleichen Schmuck auf dem Umhang des Anführers gesehen. "Es war dein Kopf, auf den sie aus war, Malcolm. Du hättest nur ein wenig langsamer sein müssen, und sie hätte ihn bekommen."
    Malcolm.
    Jetzt wusste sie, wessen starke Arme sie festhielten – es war der dunkelhaarige Krieger, der schon zu Anfang ihren Blick auf sich gezogen hatte. Und derselbe schottische Ritter, der sie angesprochen hatte, als sie auf den Zinnen stand.
    Sie zitterte am ganzen Körper vor Angst. Die Erinnerung an die Wut der Schotten bei ihrem letzten Besuch hier im Grenzland überfiel sie. Der bullige Riese stand an ihrer einen Seite, der etwas kultivierter Aussehende an ihrer anderen. Während ihr der kalte Schweiß auf der Stirn stand, glitten nach und nach immer mehr Schotten das Seil herunter.
    Alle von ihr getroffenen Vorbereitungen für eine Belagerung waren umsonst gewesen, und nur, weil sie keinen Augenblick lang an den verfallenen Turm gedacht hatte. Diesen Fehler würden die Bewohner von Beaumont jetzt büßen müssen.
    Sie musste unbedingt eine Möglichkeit finden, sie zu warnen.
    "Ich nehme jetzt die Hand von deinem Mund, und du wirst mir den Weg zur Halle zeigen, Mädchen", erklang leise und drohend die Stimme des Mannes, der sie überwältigt hatte. Vor Schreck bekam sie eine Gänsehaut.
    Doch der Gedanke, dass es zu ihrem Vorteil sein könnte, wenn sie ihm half, ließ sie nicken.
    "Durch diese Tür." In ihrem Kopf entstand ein Plan, der Plan einer Verzweiflungstat in einer hoffnungslosen Situation.
    Der Krieger legte ihr wieder die Hand auf die zitternden Lippen und wandte sich in die Richtung, die sie ihm zeigte, während seine Männer ihm folgten. Rosalind führte die Schotten zur Großen Halle und wartete dabei auf ihre Chance. Sie würde nur einmal schreien können. Und dann musste man sie hören.
    Der Anführer öffnete die Kapellentür und schaute vorsichtig hindurch. Der Duft von Fichtenholz und Weihrauch stieg Rosalind in die Nase. Der Wohlgeruch, den sie lange Zeit mit dem Gefühl von Geborgenheit verbunden hatte, war ihr jetzt kein Trost. Wieder nahm der Schotte die Hand von ihrem Mund, als erwarte er weitere Anweisungen von ihr. Rosalind ergriff ihre Chance.
    Sie packte den Griff des Dolches, der ihrem Vater gehört hatte, als könnte er ihr Kraft verleihen, und stieß einen durchdringenden Schrei aus, der von den Wänden widerhallte.
    Rosalind fühlte den Druck der kalten Klinge des Schotten in ihrem Nacken und umfasste unwillkürlich ihre eigene Waffe noch fester.
    "Du Teufelsweib, ich habe dich gewarnt …" Dem Mann versagte die Stimme, als Rosalinds Dolch sich in seine Seite bohrte.
    Entsetzt über das warme Blut, das plötzlich auf ihre Hand floss, musste Rosalind mit Übelkeit kämpfen. Sie mochte einen edlen Grund für ihre Tat haben, doch eigentlich wollte sie den Mann gar nicht töten.
    Hinter ihr brach ein wütendes Gebrüll aus, während sie sich von ihrem Häscher befreite, dessen Griff immer mehr nachließ, und floh. Sie rannte durch die Dunkelheit und ließ die verblüfften Eindringlinge in einem wilden Durcheinander von Flüchen und Schreien hinter sich. Mit zitternden Knien eilte sie durch das Portal in die Halle, in der ihre Leute auf ihren Schrei hin verstört aufgesprungen waren. Ein junges Mädchen ließ eine schwere silberne Karaffe auf den Steinfußboden fallen. Das Scheppern hallte noch im Raum, als Rosalind atemlos zum Sprechen ansetzte.
    "Schotten … in der Burg." Immer noch fassungslos über ihre Tat, rang sie nach Luft.
    Die Bewohner von Beaumont benötigten keine nachdrücklichere Warnung, denn die dröhnenden Schritte der herannahenden Feinde bestätigten Rosalinds Worte. Laut schreiend drängte die Menge zur gegenüberliegenden Tür.
    "Halt!"
    Eine tiefe Stimme dröhnte durch die Halle und wurde durch das Echo, das die Wände zurückwarfen, noch

Weitere Kostenlose Bücher