In den Armen des Feindes
Gelegenheit gewesen zu sein. Und die Nacht zuvor … als er neben ihrem verführerischen Körper lag, ihre Seufzer seine Haut wärmten und sie neugierig und zärtlich seine Brust und Beine streichelte, als sie dachte, er schliefe – da war er einfach zu abgelenkt gewesen.
Kein Mann kann sachlich über Priester und Hochzeitszeremonien sprechen, während der Schenkel einer Frau sich einladend an den seinen schmiegt.
Als er jetzt sein Pferd sattelte, um die Umgebung der Burg abzureiten und ausführlich mit den Männern zu sprechen, die in der Feuersnacht das Torhaus und die Mauern bewacht hatten, sagte sich Malcolm, dass das Michaelifest so gut wie jeder andere Tag war, um Rosalind die freudige Nachricht mitzuteilen. Danach würde sie ihm für immer gehören, zusammen mit Beaumont.
War im Sommer der Garten Rosalinds Lieblingsplatz, dann wurde es im Herbst, wenn die Blumen welkten, der Kräutertrockenraum. Während der blühende Garten in den heißen Monaten den frischen Duft nach Leben und Wachstum verströmte, roch der Trockenraum in den darauf folgenden Wochen nach Behaglichkeit und reifer Ernte. Viele der Pflanzen aus Garten und Feld wurden sorgsam konserviert in heilsamen Tinkturen, die dann im Winter von Nutzen waren.
Natürlich war der kleine Arbeitsraum nicht nur den Kräutern vorbehalten. Rosalind machte es auch große Freude, Berge von Rosen zu trocknen. Selbst im getrockneten Zustand waren die zarten Blütenblätter schön. Und ihr Duft wurde dann noch intensiver. In der ganzen Burg verteilte sie gerne kleine Krüge mit den Blütenblättern, damit sie die abgestandene Winterluft in den Räumen etwas auffrischten.
"Noch einige von den gelben Blumen", bat Rosalind, während sie kritisch einen Strauß betrachtete, den sie zum Binden vorbereitete.
Geschickt wanden die Frauen Schnüre um die fertigen Sträuße, damit sie aufgehängt werden konnten. Für einige Wochen oder noch länger, das hing vom Wetter ab, hingen sie dann kopfüber da, um völlig zu trocknen.
"Was hat er denn gesagt, Mylady?", drängte Gerta, während sie trotz ihres Alters flink die knotigen alten Finger bewegte.
"Er ist überzeugt davon, dass es keine schottische Räuberbande hat sein können."
"Natürlich sagt er das. Was, bitte schön, glaubt er denn, wer es getan hat?"
"Jemand, der sich rächen wollte. Er deutete darauf hin, wie seltsam es doch war, dass es keinen Überfall, keine Plünderung, keinen Diebstahl der Schafe gegeben hat. Und dass kein Schotte, der auch nur ein wenig Selbstachtung besitzt, solch eine Tat vollbringen würde, ohne einen Beweis für seine Mühen mitzunehmen."
"In diesem Punkt hat er Recht. Es stimmt, dass sie gewöhnlich zum Stehlen und Plündern ins Grenzland kommen."
"Was, wenn er ganz und gar Recht hat?" Rosalind drehte sich ihrer Freundin zu. Sie verlangte so sehr nach der lang ersehnten Antwort auf ihre Frage. "Was heißt das für uns?"
"Es bedeutet, dass Ihr Eure alten Ängste aufgeben und diesen großen Ochsen von einem Schotten umarmen müsst. Ihr solltet es Eurem Lord Malcolm überlassen, den Zorn Beaumonts zu demonstrieren."
Gegen ihren Willen musste Rosalind lachen. "Ich wette, dass McNair weiß, wie man Gerechtigkeit übt. Aber er ist nicht mein Lord."
"Das möchtet Ihr mich gerne glauben machen."
"Er ist es nicht. Malcolm und ich haben zwar ein gewisses Verständnis füreinander, allerdings reicht es nicht aus, um darauf eine dauerhafte Verbindung aufzubauen." Und er hatte auch gar nicht mehr von Heirat gesprochen, erinnerte sich Rosalind, obwohl nach der letzten Nacht die Möglichkeit einer Schwangerschaft noch stärker gegeben war. "Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob wir uns überhaupt gern haben."
"Die größten Romanzen fangen nie mit 'gern haben' an." Gerta zwinkerte ihr mit einem wissenden Lächeln zu.
"Gerta!" Rosalind wurde rot, während sie überlegte, ob aus Leidenschaft jemals Liebe werden konnte.
"Ich versuche Euch ja nur zu sagen, dass Ihr nicht so schnell mit Eurem Urteil zur Hand sein sollt. Wenn Ihr einmal die Tatsache außer Acht lasst, dass er Euch Beaumont genommen hat, werdet Ihr erkennen, was für ein guter Mann er ist."
"Ich fürchte, da muss ich zu viel außer Acht lassen. Wie kommst du überhaupt zu deinem außerordentlichen Wissen über unseren barbarischen Herrn?"
"Indem ich meine Augen und Ohren gebraucht und mir meinen klaren Verstand nicht durch alte Vorurteile habe vernebeln lassen, wie – verzeiht mir – Ihr das getan habt."
Rosalind
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