In den Armen des Feindes
Bartstoppeln am Kinn. "Glaub mir, es ist wahr."
"Wenn du fortfährst, mich so zu streicheln, muss ich dir wohl vergeben, fürchte ich." Er drückte einen Kuss auf die Innenfläche ihrer Hand. "Doch nun, da du mich mit dieser Aufgabe betraut hast, habe ich viel zu tun. Bis zum Michaelitag werde ich die meiste Zeit sehr beschäftigt sein. Aber ich verspreche dir, dass ich bis dahin Neuigkeiten für dich haben werde."
"So schnell?" Sie fragte sich, wie er innerhalb weniger Tage eine Antwort auf die Frage finden wollte, die ihr schon seit drei Jahren auf der Seele brannte.
"Ja. Auf die eine oder andere Art werde ich Neuigkeiten haben." Er erhob sich. "Und wegen der Vorbereitungen zum Fest wirst du selber wohl auch alle Hände voll zu tun haben, vermute ich?"
"Ich werde dir zeigen, wie man auf einer englischen Burg den Heiligen Michael feiert." Rosalind lächelte und hoffte, dass sie wenigstens einen kleinen Fortschritt gemacht hatte auf dem Weg, den klaffenden Riss zwischen ihnen zu heilen. Wenn es schon keine Liebe zwischen ihnen geben konnte, so wäre es ihnen vielleicht möglich, einen gewissen Grad an Übereinstimmung jenseits aller Sinnenlust zu finden. "Du wirst nicht enttäuscht sein."
"Solange du mir das Bett wärmst, bestimmt nicht." Er verließ mit einem verschmitzten Zwinkern ihr Gemach und überließ sie ihren Gedanken an eine Zukunft, die plötzlich neue Hoffnung für Rosalind bereitzuhalten schien. Vielleicht konnte sie doch noch ein wenig Glück finden.
Selbst mit Malcolm McNair.
Sie würde eine Heirat mit ihm in Betracht ziehen oder wenigstens abwarten, wie sich seine Pläne für die Zukunft entwickeln würden. In all ihren Tagen als Herrin von Beaumont hatte sie niemals eine größere Verantwortung übernommen, und für den Augenblick war sie froh, dass er ihr half, sie zu tragen. Bereit, dem neuen Tag zu begegnen, verließ sie das Turmzimmer und nahm sich vor, Gerta zu suchen, um mit ihr die Speisenfolge für das Michaelifest zu besprechen. Bevor sie allerdings die Tür erreichte, erinnerte sie das Gewicht des juwelenbesetzten Dolches ihres Vaters, dass sie einen neuen Anfang machen sollte. Sie nahm ihn aus der Scheide und legte ihn auf die Truhe.
In den friedlichen Tagen, die nun anbrechen würden, brauchte sie solche Waffe nicht.
Bereits jetzt hatte Malcolm versagt, was seine Pflichten Rosalind gegenüber betraf. Innerlich ihre Anziehungskraft verwünschend, stürmte er durch die Gänge Beaumonts und war froh, die Versuchung, die seine hübsche Burgfrau für ihn bedeutete, hinter sich zu lassen. Wieso hatte er bloß versäumt, ihr zu erzählen, dass Robert sie ihm am Tag zuvor als seine Braut überantwortet hatte? Und welche Auswirkungen das für ihre Zukunft hätte? Gestern Abend hatte Malcolm sich nur über ihren Brief ärgern können und darüber ganz vergessen, dass sein König ihm mit der Braut auch die Burg so gut wie versprochen hatte. Rosalind war auch in Zukunft Herrin von Beaumont.
Zur Hölle! Er konnte Schlachten planen und Strategien entwickeln, wie er die hübsche Engländerin in sein Bett bekam, aber wenn es um Gespräche ging, musste er sich eingestehen, dass er kein redegewandter Höfling war. Normalerweise überließ er Jamie solche Dinge.
Doch er konnte schlecht seinen jüngeren Bruder beauftragen, mit Rosalind über ihre Heirat zu sprechen. Was die Eheschließung betraf, so würde Malcolm selbst alles mit ihr bereden, und zwar so schnell wie möglich.
Als er Ian erblickte, der auf dem Weg zu den Ställen war, kam ihm in den Sinn, dass er mit den Pächtern sprechen musste, deren Felder der Burg am nächsten lagen. Ian und Jamie brauchten eine andere Arbeit. Beide sehnten sich nach aufregenderen Aufgaben als Getreide zu ernten und die schlecht ausgerüsteten Soldaten Beaumonts zu trainieren.
Falls bei Malcolms Nachforschungen herauskam, was er vermutete, konnten ihn seine Brüder auf einem Rachezug begleiten. Wenn Evandale irgendetwas mit dem Brand in jener Nacht zu tun hatte, würde Malcolm jeden finden, der ihm dabei geholfen hatte. Und er würde dafür sorgen, dass sie keinem anderen mehr solches Leid zufügen könnten. Doch bis dahin musste er sich darauf konzentrieren, die Ordnung auf Beaumont aufrechtzuerhalten und die Heirat vorzubereiten, die so bald wie möglich nach Michaeli stattfinden musste.
Vorausgesetzt, er fand noch Gelegenheit, Rosalind zu fragen, ob sie ihn überhaupt heiraten wollte. Ihr Gespräch über das Feuer schien ihm nicht die richtige
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