In den Armen des Feindes
und über den Rasenplatz hinweg. Das Mahl würde im Burghof eingenommen werden, denn obwohl es später September war, hatten sie immer noch schönes Wetter, das nur abends etwas auffrischte.
Rosalind ging ihren üblichen Pflichten nach, doch dieses Mal freute sie sich nicht so sehr auf das Fest wie sonst. Nach wie vor quälte sie Malcolms jähe Ankündigung ihrer Hochzeit und der Gedanke an ihre eigene Dummheit zu glauben, dass sie jemals einen Mann ändern könnte, der ihr unverblümt sagte, was er von einer Ehe erwartete.
Sie stellte kleine Schalen mit Herbstblumen auf jeden der langen Tische im Burghof und redete sich selbst ein, dass dies nicht so wichtig wäre. Was machte es, wenn ihre Gefühle angefangen hatten, sich zu verändern? Malcolm empfand offensichtlich keine tiefere Zuneigung zu ihr.
"Oh!" Rosalind sprang einen Schritt zurück, als Wasser auf ihren Surkot spritzte, weil sie die Blumenschale zu heftig auf den Tisch gesetzt hatte. In ihrer schlechten Laune behandelte sie die Sachen mit so viel Sorgfalt wie eine liebeskranke Magd.
Selbst wenn sie voller Unruhe an das bevorstehende Festmahl dachte und an die Zeit, die sie an der Seite ihres zukünftigen Ehemannes verbringen würde, musste sie nun zuerst noch baden. Mit einem Seufzer erinnerte Rosalind sich an ihre Pflicht: Ihre Leute erwarteten eine glückliche, strahlend schöne Burgherrin. Also lief sie den Hügel zur Burg hinauf und ging in ihr Gemach, um ein langes heißes Bad zu nehmen.
Erst als sie aus dem Bottich stieg und sich abzutrocknen begann, entdeckte sie das neue Gewand, das ausgebreitet auf ihrem Bett lag. Im Frühling hatte sie es für dieses Fest in Auftrag gegeben, doch aus irgendeinem Grund in der Zwischenzeit nicht mehr daran gedacht.
Das Unterkleid war in zartem Rosa und aus feinstem Leinen gemacht. Es hatte einen tiefen, runden Ausschnitt, der den Ansatz ihres Busens sehen ließ. Der Surkot leuchtete in dunklem Beerenrot und war am Ausschnitt, den Ärmeln und an den Seiten etwas kürzer als das Unterkleid, so dass das zarte Rosa an diesen Stellen durchschimmerte. Überreich mit winzigen Perlen und kleinen Granatsteinen bestickt, schien der Surkot aus Samt ideal für eine kühle Herbstnacht.
Auch wenn Eitelkeit eine Sünde war, musste Rosalind zugeben, dass das Kleid ihre Stimmung etwas hob. Als sie ihre Toilette beendet hatte, trat sie vor den polierten Metallspiegel, der über einer der Truhen hing. Für einen kurzen Moment sah sie das Antlitz ihrer Mutter vor sich, bevor ihr eigenes Gesicht klar hervortrat. Während sie ihr Spiegelbild betrachtete, dachte sie, dass es das Mädchen, das dieses rosa Kleid vor vier Monaten bestellt hatte, nicht mehr gab. Sie war eine andere geworden, eine Frau, deren Leben sich von Grund auf geändert hatte.
In Gedanken immer noch bei ihrer Mutter, befestigte Rosalind den kleinen Pomander am Gürtel um ihre Hüften, außerdem steckte sie noch das Messer, mit dem sie ihr Essen schnitt, und zwei wichtige Schlüssel der Burg dazu.
So sorgenreich der Tag auch gewesen war, jetzt fühlte sie sich mächtig, stark und zum Kampf bereit. Malcolm McNair mochte sie vielleicht nicht aus Liebe heiraten, aber wer sagte, dass er nicht doch zärtliche Gefühle für sie entwickelte, wenn sie beide mehr Zeit hätten, um sich besser kennen zu lernen? Sie wandte sich vom Spiegel ab und stieg die Treppen hinunter, um sich zu ihren Pächtern zu gesellen und mit ihnen das Fest zu feiern, das ihr das liebste war. Und dabei dachte sie bereits darüber nach, wie sie zu den sanfteren Seiten des mächtigen McNair durchdringen könnte.
"Bei allen Heiligen!" Als Rosalind die Stufen hinunterschritt, erklang von der großen Halle her eine Männerstimme und riss sie aus ihren Träumen. Am Fuß der Treppe stand Ian McNair und fasste sich mit übertriebenem Staunen ans Herz.
"Seid Ihr darüber erstaunt, dass ich all meine schottischen Eindringlinge eingeladen habe, mit uns den Tag des Erzengels Michael zu feiern?", meinte Rosalind lächelnd. Schon vor langem hatte sie für sich entschieden, dass die rauen McNair-Männer gar keine so schlechten Brüder abgaben.
Zumindest Ian und Jamie wären eine ganz passable angeheiratete Verwandtschaft. Ihre Gefühle Malcolm gegenüber waren bereits von ganz anderer Art.
"Von jemandem, der so freundlich ist, habe ich nichts anderes erwartet. Euer Anblick raubt mir nur den Atem. Ihr seid ein außergewöhnliches Wesen und sicher nicht von dieser Welt, Lady Rosalind."
"Mit Euren
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