In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Jessicas Finger gesteckt zu werden. Er überlegte, ob es klug war, ihn jetzt herauszunehmen und Jessica anzustecken. Einerseits würde sie das vor den anderen Männern und vor allem diesem Charles als sein Eigentum markieren, aber andererseits wollte er einen besseren – romantischeren – Zeitpunkt abwarten.
In der Zwischenzeit betrachtete er sie eingehend. Um ihren Mund war ein Zug, den er bisher nie an ihr bemerkt hatte, und der sogar da war, wenn sie lächelte. Zwei neue Fältchen hatten sich zwischen den Augenbrauen gebildet. Sie war immer schon ein ernsthaftes Mädchen gewesen, aber jetzt hatte sich dieser Ausdruck verstärkt. Es war höchste Zeit, dass er etwas dagegen unternahm.
Schritte näherten sich. Jack sah gereizt hoch. Wieder so ein betont schneidiger Kerl in Offiziersuniform, der mit einem siegesgewissen Lächeln direkt auf Jessica zusteuerte. Jack nahm ihn ins Visier, bevor er sich näher als fünf Schritte herangepirscht hatte.
Jessica stieß ihn an. »Hör auf damit«, zischte sie ihm zu.
»Womit? Was mache ich denn?«
»Du lächelst ihn an!«
»Na und?« Sollte der Kerl doch froh sein, solange er freundlich angelächelt wurde.
»Wie ein hungriger Wolf. Immer wenn du so lächelst, dann gibt es im nächsten Moment Streit!«
Das war zwar schamlos übertrieben, aber Jack bemühte sich um ein ausdrucksloses Gesicht. Der andere entspannte sich sichtlich, verneigte sich vor Jessica und drehte ab. Sehr vernünftig.
Jack wandte sich wieder seiner Liebsten zu. »Du siehst hinreißend aus. Das Kleid ist sehr hübsch. Das solltest du mit nach Boston nehmen.«
»Noch bin ich nicht auf der Heimreise«, gab sie kühl zur Antwort, aber er sah, dass sie sich über das Kompliment freute.
Noch nicht. Aber bald. Jack wollte jetzt nicht mit ihr darüber streiten. Sollte sie nur noch eine Weile in dem Bewusstsein leben, ihren eigenen Willen zu haben. Es war schon ein Fortschritt, dass sie ihm immer noch ihre Hand überließ. Er drückte sie leicht und beschloss, ein unverfängliches Thema anzuschneiden. »Wie gefällt dir dieses Land?«
Sie ging mit einem kleinen Stirnrunzeln auf den Themenwechsel ein. »Ich habe noch nicht viel davon gesehen. Wir haben zwar Ausflüge in die Umgebung gemacht, und Alberta und ich laufen auch in der Stadt herum, aber tiefer ins Land sind wir noch nicht gekommen.«
»Welche Art von Ausflügen denn?« Jack interessierte sich im Grunde nicht dafür. Er wollte sie nur aus dieser zurückhaltenden Stimmung locken und herausbekommen, wie viel Jessica mit diesem Charles zusammen gewesen war. Und er mochte es, ihr Gesicht zu betrachten, wenn sie sprach. Es wurde dann so lebendig, die Augen leuchteten, funkelten, lachten, die Lippen wölbten sich, ließen die Zähne blitzen. Die Art, wie sie den Kopf drehte, die Hände sprechen ließ, wenn sie erzählte, war hinreißend. Oder wie sich ihr Busen hob und senkte. Der dieses Mal zu seiner Erleichterung weitaus annehmbarer mit Spitzen verhüllt war als zuletzt. Jack sah wirklich keinen Grund zu nörgeln.
»Vor einigen Tagen waren wir bei alten Tempelanlagen.«
»Tempel?« Er hob die Augenbrauen.
Sie nickte lebhaft. »Wir sind mit Elefanten hingeritten.«
»War dieser Charles etwa auch dabei?«
»Natürlich. Kein Gentleman würde uns Frauen allein in den Dschungel lassen. Es ist nicht ganz ungefährlich dort.«
»Hm.« Das war nicht von der Hand zu weisen. Allerdings sah Jack auch die Gefahr, die nicht von wilden Tieren ausging, sondern von einem Burschen namens Charles Daugherty.
»Wir besuchten einen Tempel, der einer Liebesgöttin geweiht ist«, fuhr Jessica fort. »Dort gibt es Statuen und Reliefs, die mich an die Abbildungen in deinem Buch erinnert haben.« Sie errötete leicht, als sie dies sagte.
Jetzt horchte er wirklich auf. »Und dorthin bringt dich dieser Dingsda?«
»Daugherty«, korrigierte Jessica ihn sanft.
»Muss ich eifersüchtig sein, meine Liebe?«
Jessica und Jack fuhren zugleich hoch und starrten Charles Daugherty an. Jessica verlegen, Jack verärgert.
»Wie ich sehe, haben Sie sich schon von Ihrer Ankunft in Kalkutta erholt, Mr. O’Connor.«
Charles’ Stimme war freundlich, aber Jessica war sich nicht sicher, ob nicht zumindest ein Hauch von Spott darin lag. Das war etwas, das sie bei Charles bisher nicht kennengelernt hatte. Jack würde das sicherlich nicht gefallen. »Wie geht es Ihrem Vater, Charles?« Sie hoffte, Jack mit dieser Frage abzulenken.
Charles’ Lächeln verschwand von seinem
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