In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Hafenadmiral oder Harding anlegen würde. Sie hoffte nur, dass Smithy entkommen war und Martin und Alberta verständigte, auch wenn ihr nicht klar war, welche Hilfe sie sich von ihnen erhoffte.
Sir Percival würde sie bestenfalls von Bord holen lassen, und dann wusste sie nicht mehr, was mit Jack geschah. So hatte sie wenigstens das Gefühl, noch etwas für ihn tun zu können oder ihm nahe zu sein. Sie hatte keine Ahnung, wohin Harding ihn hatte bringen lassen, aber seinen wenigen Worten nach zu urteilen, plante er, Jack seiner Mannschaft einzuverleiben. Das gab ihr dann zumindest die Möglichkeit, ihn zu sehen und ihn zu sprechen.
Warum Harding oder jemand anderer Wert darauf legte, dass sie ebenfalls an Bord war, wurde ihr klar, als eine Stunde später an ihre Tür geklopft wurde und Charles darin stand.
Jessica blieb sitzen und sah ihm feindselig entgegen, als er nach kurzem Zögern eintrat. Hinter ihm warteten zwei Männer mit einer Seekiste, die sie in Jessicas Kabine trugen und vor ihr abstellten, bevor sie wieder hinaustrampelten. Charles schloss hinter ihnen die Tür und blieb unter Jessicas kaltem Blick verunsichert daneben stehen.
»Sie sollten sich umziehen«, sagte er endlich.
Jessica hatte im Moment andere Prioritäten als nasse Unterröcke. »Weshalb haben Sie uns entführen lassen?« Ihre Stimme klang kühl.
Er wirkte gekränkt. »Ich habe Sie nicht entführen lassen, Jessica. Sie sind aus Sir Percivals Haus geflohen und ins Wasser gesprungen. Und hätte ich nicht bei Sir Percival interveniert, so wäre Ihr Freund O’Connor spätestens jetzt festgenommen und ins Gefängnis gesteckt worden. So jedoch hat Captain Harding sich bereit erklärt, ihn in seine Mannschaft aufzunehmen. Das erspart ihm den Galgen.«
Jessica ballte die Fäuste. Ein Zittern ging durch ihren Körper. Sie war sich in diesem Moment nicht sicher, wen sie mehr hasste: Harding, Charles oder Sir Percival. Alle drei steckten unter einer Decke, dessen war sie sich sicher, andernfalls hätte es nicht geschehen können, dass Jack der Piraterie und der Spionage angeklagt wurde. Sie erhob sich. »Ich will Captain O’Connor sehen. Auf der Stelle.«
Charles sah sie gequält an. »Jessica, meine Liebe, das geht nicht. Er ist jetzt als Matrose auf dem Schiff und auch gerade zur Wache eingeteilt. Captain Harding hat ihn in seine Mannschaft gesteckt.«
»Soll das heißen, Harding degradiert einen Mann, der ein weitaus besserer Kommandant und Seemann ist, als er jemals die Chance hat einer zu sein, zu einem einfachen Seemann?«
»Captain Harding«, erwiderte Charles mit einer gewissen Schärfe, »hat damit einem Verbrecher, der sonst vor Gericht und am Galgen gelandet wäre, das Leben gerettet.«
Jessica machte den Mund zu einer flammenden Widerrede auf. Und schloss ihn wieder. Durch einen Streit mit Charles half sie Jack kein bisschen. Sie beugte sich über die Truhe und öffnete sie, damit Charles das wütende Funkeln ihrer Augen nicht entdeckte.
Charles beeilte sich, ihr behilflich zu sein. »Ich habe … ich meine, Lady Elisabeth hat einige Ihrer Kleider zusammenpacken lassen. Sie sollten sich jetzt wirklich umziehen, die nassen Kleider sind ungesund und«, er errötete etwas, als er das sagte, »nicht angemessen.«
»Meine Kleidung ist nicht das Einzige, das mir nicht angemessen erscheint«, gab sie abweisend zurück. Wie weit war Charles wohl tatsächlich in die Intrige gegen Jack involviert? Denn um nichts anderes als ein abgekartetes Spiel konnte es sich hier handeln. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. Er wirkte so harmlos, liebenswürdig, fast ein wenig unschuldig. Und traurig. Sie wandte sich von ihm ab und griff in die Truhe.
»Bitte ziehen Sie sich jetzt in Ruhe um, Miss Jessica. Ich werde mir erlauben, Sie in einer halben Stunde zum Essen abzuholen. Und ich habe dafür gesorgt, dass zwei Dienerinnen für Sie an Bord sind, ich werde Sie ihnen schicken.«
»Ich komme allein zurecht, danke.«
Charles blieb zuerst unschlüssig stehen, dann ging er zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Mein Vater ist gestorben. Der Arzt meint, dass die Lähmung weitergewandert ist und seine Lunge erreicht hat – er ist erstickt.«
Nun wurde Jessica doch weich. Mitleid stieg in ihr auf, und sie sah Charles betroffen an. »Das tut mir sehr leid, Charles.«
Er nickte. »Man fragt sich, ob es nicht besser ist … ich meine, er hat sehr gelitten.« Ein schwaches Lächeln glitt über sein blasses Gesicht. »Ich freue mich, dass
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