In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
eleganten Kleid. Sie lachte ununterbrochen und präsentierte sich. Der Markt, die anderen Leute, alles schien nur ein Spiegel ihrer selbst zu sein.
Jack wandte seine Aufmerksamkeit weitaus begieriger wieder Jessica zu. Er konnte sogar kaum den Blick von ihr lösen. Seine kleine Freundin hatte sich tatsächlich sehr gewandelt. Sein prüfender Blick suchte immer wieder diese gewissen Veränderungen, die er in der Nacht an ihrem Körper gespürt hatte und die selbst dieser lose Mantel nicht verbergen konnte.
In diesem Moment machte Marietta sie auf ihn aufmerksam. Jack unterdrückte ein Seufzen. Er hatte wenig Lust, gleich am ersten Tag auf seine frühere Verlobte zu treffen, aber er konnte auch nicht einfach weitergehen und Jessica zurücklassen, also blieb er stehen.
Und dann wandte sich Jessica nach ihm um. Sie wirkte zuerst erschrocken, aber dann erfreut, und er spürte, wie sich sein eigenes Lächeln an ihrem erwärmte, während er sich durch die anderen Leute drängte, um zu ihr zu gelangen.
Zu Jessicas Leidwesen waren Alberta und sie am Markt auf Marietta gestoßen. Diese schien die kleine Auseinandersetzung vor einigen Tagen schon vergessen zu haben und stürzte sich sofort auf Jessica. Sie hielt ihr ein Päckchen unter die Nase.
»Sieh nur, was ich erstanden habe! Einen wunderschönen guten Tag, Mrs. Finnegan! Wie geht es Ihnen!«
Marietta schien immer nur in Ausrufezeichen zu sprechen, ein Zeichen ihrer Lebhaftigkeit. Als Jessica in Marietta noch ein Vorbild gesehen hatte, hatte sie versucht, diese Lebendigkeit nachzumachen – mit dem Ergebnis, dass sie von allen erstaunt angesehen worden war. Aber irgendwann hatte sie sich gefragt, ob Marietta wirklich so war, oder ob sie diese Lebhaftigkeit nur spielte. Jessica war bei ihren Versuchen, Marietta nachzuahmen, schnell nachlässig geworden und hatte sich zur wortlosen Erleichterung ihrer Umgebung bald wieder wie sie selbst benommen.
Alberta, die Marietta aus Gründen, die nur ihr bekannt waren, nicht mochte, nickte ihr nur kühl zu, um sich dann ihren Einkäufen zu widmen, während Jessica unentschlossen neben Marietta stehen blieb und sie musterte.
Wusste sie schon von Jack? Mit einem Mal kam ihr der schmerzliche Gedanke, dass Jack doch gewiss auch seine frühere Verlobte aufgesucht hatte. Was hatte er in der Nacht zum Abschied gesagt? Es gäbe sehr wichtige Gründe, die ihn heimgezogen hätten. Marietta war gewiss einer davon. Und wenn er sie sah, diese hübsche, anmutige Frau, würde er dann nicht sofort wieder in Liebe zu ihr verfallen?
»Was ist denn, Jessica?!«, fragte Marietta plötzlich unbehaglich. »Weshalb siehst du mich so an?«
Jessica blinzelte. »Ich habe nur … Ich finde«, riss sie sich zusammen, »dass du ein sehr hübsches Kleid hast.«
Marietta war sofort beruhigt. Sie sah an sich herab und strich liebevoll über die duftige Baumwolle. »Ja, nicht wahr! Es ist ganz neu, die Schneiderin hat es gestern geliefert!«
Jessica versuchte sich zu erinnern, wer Mariettas Schneiderin war. Es war bestimmt keine von jenen, bei denen Jessica nähen lassen durfte. Sie waren zwar nicht mehr so arm wie früher, aber Alice Finnegan war keine Frau, die für die Garderobe ihrer Töchter oder ihre eigene unnötiges Geld verschwendet hätte. Mariettas Anblick bestärkte Jessica dennoch in dem Entschluss, sich ein – oder zwei – neue Kleider zu leisten. Ihr prüfender Blick glitt zu Mariettas Frisur. Die Löckchen waren unecht. Vermutlich schlief sie jede Nacht mit Papilloten. Jessica hatte dies auch schon versucht, aber es hatte zu viel Zeit gekostet, die einzelnen Haarsträhnen am Abend aufzudrehen und am Morgen wieder auszufrisieren. Außerdem drückten sie in der Nacht. Und ihr Bruder, der sie am Morgen so zu Gesicht bekommen hatte, hatte sie ausgelacht, bis er rot angelaufen war. Sie hatte ihn geohrfeigt, und dann waren beide von ihrer Mutter gescholten worden. Das war zwar schon sechs Jahre her, aber Jessica ärgerte sich heute noch darüber.
Sie überlegte noch die Vorteile einer Lockenfrisur, als Marietta ihr plötzlich zuzischte: »Nicht umdrehen! Aber dort drüben steht ein Mann und sieht ununterbrochen herüber! Er verfolgt uns schon die ganze Zeit über und sieht mich ständig an!« Sie fuhr sich blitzschnell mit der Zungenspitze über die Lippen, um sie zum Glänzen zu bringen, und Jessica sah, dass sie nach ihrem Hütchen griff, um den Sitz zu prüfen.
Der Mann musste also interessant sein. Entweder sehr elegant oder sehr
Weitere Kostenlose Bücher