In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
hübsch …«
Jack unterbrach sich, als die Tür zum Salon geöffnet wurde, und seine Augen leuchteten auf, als der Butler eine Besucherin hereinführte.
Alberta hatte Jessica mit der Nachricht überrascht, dass Jack vor kurzem Vanessas Haus betreten hatte.
Jessica hatte daraufhin einige Zeit über einen Vorwand gegrübelt, der sie ebenfalls in Vanessas Haus und damit in Jacks Nähe bringen konnte, und hatte in ihrer Verzweiflung endlich einen Korb mit Marmeladengläsern gepackt. Trotzdem hätte sie am liebsten noch in der Halle kehrtgemacht, aber Darnberry, Roberts ehemaliger Steward und nun Butler und Kammerdiener im Hause McRawley, hatte ihr nicht nur erfreut die Haustür geöffnet, sondern sie auch noch eifrig zum Wohnzimmer geleitet, in dem Vanessa und Jack beisammensaßen.
Jessica spürte, wie ihre Wangen wärmer wurden, als Vanessas und Jacks Blicke sich ihr zuwandten. Jack hatte soeben gesprochen und sich bei ihrem Anblick abrupt unterbrochen.
»Ich … wir haben Obst eingekocht, und ich dachte, Sie würden sich über einige Gläser freuen.« Sie zog hilflos eines der Gläser aus dem Korb, hielt es hoch und schämte sich zutiefst. Sie war sich der Fadenscheinigkeit dieses Vorwands nur zu bewusst. Früher, als Zehnjährige oder Zwölfj ährige wäre sie einfach losgestürmt, um Jack aufzustöbern – belächelt und freundlich verspottet von den anderen. Und heute versteckte sie ihre Absichten hinter einigen Einmachgläsern. Jessica fragte sich, ob sie jetzt tatsächlich wesentlich reifer handelte als damals oder nur feiger.
Vanessa eilte ihr sofort entgegen, nahm ihr das Glas aus der Hand und bewunderte es gebührend. »Wie liebenswürdig von dir, daran zu denken, Jessica. Eure Marmelade ist immer die beste. Ach, Darnberry, seien Sie doch so gut, sich um den Korb zu kümmern.«
Darnberry lächelte Jessica warm an, als er ihr den Korb abnahm.
»Ich störe doch hoffentlich nicht. Ich wollte nur … Vielleicht sollte ich …« Jessica stotterte. Das war für sie ungewöhnlich. Auch die Unsicherheit, mit der sie zwischen Vanessa und Jack hin und her sah. Gewiss hatte sie bei einem vertraulichen Gespräch gestört.
»Aber nein, meine Liebe.« Vanessa zog sie leicht an sich, und Jessica lehnte ihre Wange an die der etwas kleineren Frau. Vanessa fühlte sich so schön weich an und roch so gut nach dem teuren Parfüm, das sie aus Europa kommen ließ. In ihrer eigenen Familie war Jessica immer nur die zweitälteste Tochter, die für alle Arbeiten herhalten und die Jüngeren hatte beaufsichtigen müssen. Vanessa hatte sie trotz des Altersunterschiedes jedoch immer wie eine Freundin oder Schwester behandelt und den anderen vorgezogen.
Vanessa nahm ihre Hand, um sie mit sich zu ziehen. »Wir haben gerade von dir gesprochen!«
»V … von mir?« Jessica ahnte, wie verwirrt sie aussah und wie verlegen, aber ihre ganze übliche Selbstbeherrschung schien sich unter Jacks intensiven Blicken aufzulösen. Er hatte sich bei ihrem Eintritt erhoben, trat nun auf sie zu, und sie reichte ihm eine bebende Hand, die er mit beiden Händen ergriff und hielt.
»Jack hat mir erzählt, dass ihr euch schon getroffen habt.«
»Heute Morgen auf dem Markt«, fiel Jack ein, und Jessica atmete erleichtert aus. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn er Vanessa erzählt hätte, dass sie ihm in der Nacht weinend vor Freude und Erleichterung um den Hals gefallen war. »Ebenso auch Alberta und Marietta.«
Jessica wurde gewahr, dass Jack immer noch ihre Hand hielt und sie dabei betrachtete. Wenn er sie nur nicht so ansehen würde. Neugierig. Prüfend. Den Blick hatte ihr Vater, wenn er feststellen wollte, ob eine der Spieren auf dem Schiff ausgetauscht werden musste oder ob die Segel richtig geriggt waren. So hatte Jack sie früher nie angesehen. Er hatte – wenn sie sich nicht gerade gezankt hatten, und das war mit Jack schwierig gewesen – immer nur diesen freundschaftlich-brüderlichen Ausdruck in den Augen gehabt.
Jessica riss sich tödlich verlegen los, nahm den von Vanessa angebotenen Platz an und zupfte, um ihre Befangenheit zu überspielen und Jacks verwirrendem Blick ausweichen zu können, minutenlang ihren Rock zurecht. Das gab ihr Zeit, sich zu sammeln.
»Wer hätte gedacht, dass dieser schreckliche Junge doch noch herfindet.« Vanessa war glücklich, ihren ehemaligen Schützling wiederzuhaben, das sah man ihr an. Jessica musste jedoch über den »schrecklichen Jungen« schmunzeln. Nur Vanessa konnte es einfallen,
Weitere Kostenlose Bücher