In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Norden kommen.«
»Ich wollte aber nicht Ihr Gespräch stören«, fiel Miller mit einem breiten Lächeln ein. »Wir können uns auch später darüber unterhalten.«
»Wir waren schon fertig. Fast jedenfalls.« Jack ging einen Schritt zurück. Harding drängte sich mit einem gehässigen Blick auf ihn vorbei und ging davon.
Mr. Miller trat an Jacks Seite. »Captain Harding«, sagte er mit einer erstaunlich tiefen Stimme, »scheint ein interessanter Mann zu sein.«
»So könnte man sagen«, erwiderte Jack. Er sah dem Engländer nach, der durch den Raum schlenderte, als wäre nichts geschehen. Er musste mit Robert sprechen und ihn vor Harding warnen. Er drehte sich zu Miller um, der ihn beobachtete. »Ich muss jetzt gehen. Gute Nacht, Mr. Miller. Wir sehen uns ja noch.«
Millers Lächeln hatte plötzlich etwas Unangenehmes. »Gute Nacht, Captain O’Connor. Wir sehen uns sogar ganz bestimmt.«
Vanessa hatte darauf bestanden, dass Jack mit ihnen heimfuhr, und hatte es so eingerichtet, dass sie neben Robert saß und Jack mit Jessica ihnen gegenüber.
Jack, der sich kaum von Jessicas Nähe während der Besprechung erholt hatte und sich nur von seinem Zorn auf Harding hatte ablenken lassen, war verwundert, als sie sich – plötzlich weitaus zurückhaltender als im Arbeitszimmer – so weit wie möglich von ihm wegsetzte. Einerseits war er froh, keine weiteren Anschläge auf seine innere und äußere Ruhe mehr durchstehen zu müssen, andererseits hätte er jedoch nichts dagegen gehabt, sie näher bei sich zu fühlen, und es fiel ihm schwer, nicht einfach die Hand auszustrecken und sie zu berühren.
Sie gähnte unterdrückt, schloss die Augen und lehnte sich an die Kutschenseite. Als die Kutsche jedoch durch ein Schlagloch rumpelte, wurde sie gegen ihn geworfen, und er legte rasch den Arm um sie, um sie festzuhalten. Zuerst wollte Jessica sich freimachen, aber dann akzeptierte sie Jacks Arm, schmiegte sich sogar noch an ihn und gähnte abermals, dieses Mal schon herzhafter.
Es war angenehm dunkel. Sie hatten die Laterne nicht angezündet. Vanessa hatte behauptet, zu müde zu sein, um noch Licht zu vertragen, und Robert, der zuerst angeregt geplaudert hatte, war nach wenigen Minuten stiller geworden und offenbar eingenickt
Jack legte sanft seine Hand an Jessicas Wange. »Du kannst ruhig schlafen, wenn du willst.« Er flüsterte, um die anderen nicht zu stören. Nein, das war nicht ganz richtig, er flüsterte eher, um Jessica in der Dunkelheit nicht mit den anderen teilen zu müssen. Sie war schon als Kind immer an seiner Seite gesessen, wenn er gemeinsam mit Vanessa oder Jessicas Familie Ausfahrten mit der Kutsche gemacht hatte. Bei der Hinfahrt meist oben auf dem Bock, zwischen dem Kutscher und ihm, und bei der Heimfahrt schlafend an ihn geschmiegt.
Sie gab nach, und er fühlte, wie ihr Kopf gegen seine Schulter sank. Sie trug nun einen Schal um die Schultern, und er hatte seine Jacke an – damit war jetzt mehr zwischen ihnen beiden als nur sein Hemd und dieses dünne Kleid. Jack hatte im Ballsaal übertrieben, aber mit etwas Phantasie hatte man tatsächlich die Konturen ihrer Beine gesehen. Und Jacks Phantasie war bei dem Anblick sogar sehr rege geworden und hatte sich bis jetzt noch nicht beruhigt. Nun, im vertraulichen Dunkel, war sie sofort bereit, seinen noch wachen Zorn auf Harding in den Hintergrund seines Bewusstseins zu drängen und sich ausschließlich mit Jessica zu beschäftigen.
Jessicas Haar streichelte seine Wange. Jack drehte leicht den Kopf und sog den zarten Rosenduft ein. Die Art, wie sie es in Löckchen gedreht und hochgesteckt hatte, war sehr kleidsam. Einige Strähnen hatten sich jedoch gelöst und waren über die Schläfen gefallen. Jack hätte sie am liebsten sanft zur Seite geblasen und die zarte Haut darunter geküsst.
Zuerst die Schläfen, die Wangen, dann diese anziehenden Lippen; das Lächeln davon wegküssen und in ihrem Gesicht den Ausdruck von Leidenschaft und Verlangen erwecken. Im Dunkel der Kutsche und mit Jessies warmem Körper an seinen geschmiegt, war es nicht weiter schwierig, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. In dieser schälte er sie langsam und genüsslich aus diesem Kleid. Allerdings nicht in der Öffentlichkeit, sondern in der Intimität seines Schlafzimmers oder seiner Kajüte. Es war nicht das erste Mal, dass ihn solche Vorstellungen erregten und zugleich quälten. Wann hatte er eigentlich begonnen, sich Jessica unbekleidet vorzustellen? Nackt,
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