In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
zwielichtige Pläne konzentrieren sollte, aber er konnte nur an Jessica denken und die Vorstellung, was geschehen wäre, hätte die Kutsche auch nur eine Minute später gehalten. Seine Lippen wären dann auf Jessicas gelegen, und er hätte sie geküsst. Und sie?
Jack schlenderte weiter, bis er vor dem Bürohaus der Company stand, und in dem über den Geschäftsräumen seine Wohnung lag. Gewohnheitsmäßig warf er einen Blick hoch zu seinen Fenstern und bemerkte zu seiner Überraschung, dass dort Licht brannte.
Er tastete nach der Pistole in seinem Hosenbund und fluchte stumm, als er sich erinnerte, dass er ja unbewaffnet fortgegangen war. Jemand wartete oben auf ihn. Harding? Aber dieser würde wohl kaum eine Lampe anzünden und ihn damit vorwarnen. Es sei denn, er fühlte sich so sicher oder hatte noch andere Männer dabei, die Jack auflauerten.
Er hatte kaum zu Ende gedacht, als ihn eine Bewegung neben ihm herumwirbeln ließ. Aus den Augenwinkeln sah er einen Mann mit einem Schlapphut und einer Pistole in der Hand. Jack zögerte keinen Moment. Er wich seitlich aus, stürmte im nächsten Augenblick wieder voran und rammte dem Mann, während er dem Lauf der Pistole auswich, seine rechte Faust in die Achselhöhle.
Der andere gab einen erstickten Laut von sich, schnappte nach Luft, die Pistole schwenkte herum, aber Jacks Finger schlossen sich schon eisenhart um das Handgelenk des Fremden. Mit der zweiten Hand schlug er ihm die Waffe aus der Hand und benützte sie, um dem Mann mit dem Kolben einen kräftigen Schlag zu versetzen.
Der Angreifer taumelte zurück und griff sich ins Gesicht. Jack sprang ihm nach, packte ihn an der Jacke und stieß ihn rüde an die Hausmauer, tiefer in den Schatten hinein, so dass niemand, der von oben aus dem Fenster sah, beobachten konnte, was hier vor sich ging. Er bohrte ihm drohend den Pistolenlauf in den Magen. »Eine Bewegung, und du bist erledigt«, zischte er ihm zu. »Wer wartet dort oben?«
Eine gelassene Stimme in Jacks Rücken antwortete: »Ich.«
Jack reagierte, ehe er noch die Stimme erkannt hatte. Er stieß den Burschen, der ihn angegriffen hatte, auf den zweiten, aber der wich geschickt aus, fing den taumelnden Mann auf, stellte ihn auf seine Beine und trat ins Licht. Es war Martin.
Jack entspannte sich, senkte jedoch nicht den Lauf der Waffe, sondern sah sich um.
»Es ist niemand sonst da. Den Mann hatten wir nur hierhergestellt, damit er dich hinaufbegleitet und andere davon abhält, hereinzukommen. Ich hatte ihm allerdings gleich gesagt, dass er sich das zu einfach vorstellt.«
Jack streckte dem Mann die Pistole hin. »Dämliche Art, mich vor meiner Wohnung zu begrüßen.«
Der Mann grunzte etwas, das wie eine Entschuldigung und Anklage zugleich klang. »Wusste ja nicht, dass er gleich so reagiert.«
»Schon gut.« Martin legte Jack die Hand auf die Schulter und schob ihn vor sich ins Haustor. »Komm rein, bevor wir hier zu viel Aufsehen erregen. Und Sie gehen jetzt besser heim.«
Jack stieg vor Martin die Treppe hoch bis in den zweiten Stock zu seiner Wohnung.
»Und weshalb warten Sie hier mitten in der Nacht auf mich?« Er vermutete, dass es Hardings wegen war. Martin hatte zweifellos die Feindseligkeiten zwischen den beiden bemerkt und wollte den Grund dafür wissen.
»Ich bin nicht allein. Mr. Miller ist bei mir.« Martin sprach meist in einem gemäßigten, trockenen Tonfall, aber nun wirkte er besonders ernst. »Er will mit dir reden.«
»Wegen der Pelze?« Jack blieb auf der Treppe stehen und sah Martin stirnrunzelnd an. »Ist die Sehnsucht nach guten Geschäften so groß, dass er nicht warten kann?«
»Nicht wegen der Pelze, Mr. O’Connor.« Miller stand oben an der Treppe und blickte zu Jack und Martin hinab. »Wir haben Ihnen einen völlig anderen Vorschlag zu machen. Und der hat tatsächlich einige Eile.«
Jack sprang gereizt die letzten Stufen hinauf. »Ich hoffe, der Vorschlag ist gut genug, um zu rechtfertigen, dass Sie hier auftauchen und noch dazu einen Trottel vor meiner Tür plazieren, der mich mit der Waffe bedroht.«
Miller trat zurück und ließ Jack vorgehen, dann folgte er ihm in die Wohnung. Martin kam ebenfalls herein und schloss hinter ihnen die Tür. Miller ging wie selbstverständlich durch den Raum und ließ sich in einem Lehnsessel nieder. Auf dem Tischchen daneben stand ein halbleeres Whiskyglas.
Jack starrte Miller an. »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Bitte entschuldigen Sie, dass meine Dienerschaft schon schläft,
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